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So gut mischt Deadpool die "Marvel’s Midnight Suns" auf

Eines der besten Action-Strategie-Spiele wird nun noch besser. Anti-Held Deadpool verstärkt die "Marvel’s Midnight Suns" und spielt sich hervorragend.

Rene Findenig
"Marvel's Midnight Suns" – der Deadpool-DLC ist ein toller Auftakt für den Season Pass.
"Marvel's Midnight Suns" – der Deadpool-DLC ist ein toller Auftakt für den Season Pass.
Firaxis Games

"Marvel's Midnight Suns" ist der Taktik-Hit des Jahres schlechthin, lautete das Fazit des "Heute"-Tests Ende des Jahres 2022. Das Strategie-Abenteuer rund um die Marvel-Helden ist leicht zu lernen, fährt aber im Verlauf seine Krallen mit der steilen Lernkurve aus. Das motiviert und die Inhalte sind so abwechslungsreich gestaltet, dass man ins Staunen kommt. Und 2023 setzt sich bombastisch für das Action-Strategie-Spiel fort. Grund dafür ist der Auftakt beim Season Pass, der insgesamt rund 40 Euro kostet und als erste von vier Wellen den Anti-Helden Deadpool in das Game der "XCOM"-Macher bei Firaxis bringt.

Während Zocker in den künftigen drei Wellen die Figuren Mobius, Storm und Venom erwarten sollen, legt Deadpool ab sofort los. Und man kann den Machern vieles vorwerfen, aber den "Merc with a Mouth" haben sie goldrichtig umgesetzt. Der dauer-plappernde Maskenmann mit tiefschwarzem Humor und der Gabe, regelmäßig die vierte Wand zu durchbrechen, zeigt sich auch im Spiel genauso und damit in Bestform. Zocker dürfen sich dabei aber nicht nur über die neue Figur und neue Missionen, sondern überraschend ausführliche Deadpool-Videosequenzen und atemberaubende Action-Animationen freuen.

Deadpool brennt sich sofort ins Gedächtnis ein

Deadpool ist ein wahrer Kunstgriff der Macher, denn jede andere Figur wäre wohl in der ohnehin schon bunten Helden-Mischung untergegangen. Der kostümierte Söldner schafft es aber nicht nur, mit seinen Sprüchen allen Team-Mitgliedern vom eiskalten Blade bis zum selbst recht gewitzten Iron Man ordentlich auf den Keks zu gehen, sondern brennt sich auch mit seinen sehr speziellen Fähigkeiten beinahe sofort ins Gedächtnis der Spieler ein. Wir erinnern uns: In Kämpfen dürfen Spieler in "Marvel’s Midnight Suns" auf Karten zurückgreifen, die die verschiedenen Attacken auslösen oder die Skills aktivieren.

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    "Marvel's Midnight Suns" ist der Taktik-Hit des Jahres schlechthin, lautete das Fazit des "<em>Heute</em>"-Tests Ende des Jahres 2022. Das Strategie-Abenteuer rund um die ...
    "Marvel's Midnight Suns" ist der Taktik-Hit des Jahres schlechthin, lautete das Fazit des "Heute"-Tests Ende des Jahres 2022. Das Strategie-Abenteuer rund um die ...
    Firaxis Games

    Wie man es von Deadpool kennt, kommen in den Kämpfen Schwerter, Pistolen und Granaten zum Einsatz. Die Umsetzung der Figur ist spannend: Einerseits zeigt sich Deadpool als Mix aus Nah- und Fernkämpfer, andererseits kann er – oder besser gesagt der Spieler – mit dem richtigen Ausspielen der Karten den eigentlich gar nicht so beeindruckenden Schadenswert unglaublich hoch steigern. Dazu ist zwar eine gehörige Portion Taktik in den rundenbasierten Gefechten notwendig – geht die Strategie aber auf, kann der Charakter fast im Alleingang die stärksten Feindtruppen am Schlachtfeld platt machen. 

    Beim richtigen Einsatz wird Deadpool zum Gamechanger

    Deadpools Kern-Fähigkeit nennt sich "En Fuego": Der Skill lässt sich dadurch "stapeln" und damit extrem verstärken, indem man Gegner mit Deadpools anderen Fähigkeiten ausknockt. Praktisch: Karten wie jene namens "Hey #^*face!" lösen ein ganzes Feuerwerk an Skills aus, darunter neben "En Fuego" auch, dass die Feinde im nächsten Angriff Deadpool statt seine Teamkameraden angreifen müssen – und der Schaden des Feindes beim Angriff negiert wird. Deadpools Karten können zum Gamechanger werden, müssen aber wohlüberlegt eingesetzt werden, auch weil sie oft nur einmal gespielt werden können.

    Auf der anderen Seite ist nämlich das Risiko extrem hoch: Bei jedem erfolgreichen Angriff eines Gegners verliert Deadpool einen "En Fuego"-Stapel und kann schnell zur Zielscheibe werden, auch wenn er nach jeder Runde eine Teil seiner Gesundheit wiederherstellen kann. Es ist ein taktisch genussvolles Experiment. Falsch eingesetzt ist Deadpool ein Prügelknabe, der selbst nicht allzu viel Schaden austeilt. Richtig eingesetzt, geboostert und von seinen Teamkameraden vor Angriffen der Feinde geschützt, mäht der witzige Söldner aber in nur einer Runde gleich mehrere Gegner und Bosse gleichzeitig nieder. 

    Spannende Story, aber etwas knapper Umfang

    Gemeinsam mit Deadpool kommt außerdem ein neuer Handlungsstrang ins Spiel, der mit drei Story-Missionen recht kurz ausgefallen ist, aber zumindest eine spannende neue Geschichte erzählt. Ohne zu viel zu verraten: Deadpool wollte ein mysteriöses Artefakt aus dem New Yorker Kunstmuseum stehlen und traf dabei auf "Midnight Suns"-Anführer(in) Hunter, der oder die (je nach Spielerwahl) ebenso etwas gegen den Diebstahl hatte wie Vampire, "Red Skull-Enkelin Sin und massig Hydra-Soldaten. Daraufhin schließt sich Deadpool den "Midnight Suns" an – und wird vom Artefakt-Chaos sofort eingeholt.

    Cool gemacht: Auch im Spiel durchbricht Deadpool wie in den Comics und Filmen die vierte Wand und wendet sich immer mal wieder direkt an den Spieler, da er genau weiß, dass er sich in einem Game befindet und gesteuert wird. Mit einer Spielzeit von rund drei Stunden für die Story und neuen Missionen sowie rund zehn Stunden bis zum vollen Auszeizen seines Karten-Potenzials, dem neuen Ausbau des Spiel-Hubs und der Beziehungs-Funktion ist der Season-Pass-Auftakt recht knapp ausgefallen. Spaß macht er aufgrund der neuen taktischen Möglichkeiten und der technischen Top-Umsetzung aber allemal.