Wildtiere

So gehst du mit dem Taubennest am Balkon richtig um

Tauben werden leider immer noch gerne als "Ratten der Lüfte" bezeichnet und genießen einen ziemlich gemeinen Ruf. Peta klärt gerne auf.

Christine Kaltenecker
Tauben brüten bis zu viermal im Jahr - auch manchmal auf Balkon und Terrasse.
Tauben brüten bis zu viermal im Jahr - auch manchmal auf Balkon und Terrasse.
Getty Images/iStockphoto

Ob man es glaubt oder nicht, die meisten Stadttauben sind ungefähr die 40. Generation einer ausgeflogenen Hochzeits-, oder Brieftaube. Eigentlich viel zu besonders, um den gemeinen Titel "Ratte der Lüfte" zu verdienen, oder? Peta-Fachreferentin Monic Moll möchte das schlechte Image der Tauben gerne ein bisschen zurechtrücken und Tipps zum richtigen Umgang geben. Vor allem in der Stadt nämlich, führen Tauben ein Leben voller Entbehrungen und brauchen manchmal menschliche Fürsorge und Mitgefühl, wenn sie auf Balkonen und Terrassen nisten.

"Im Frühjahr beginnt für viele Vögel die Brutzeit. Einige Tauben nisten dabei gerne in Menschennähe, obwohl sie in Städten kaum Nahrung finden", so Monic Moll. "Um das Leid der sogenannten Stadttauben zu verringern, kann es sinnvoll sein, frisch gelegte Eier gegen im Fachhandel erhältlich Ei-Attrappen auszutauschen. Wer ein paar einfache Tricks beachtet, unterstützt die Tiere auf lange Sicht."

Diese Tauben können dir in der Stadt begegnen:

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    Die Straßentaube stammt ursprünglich von der Felstaube ab. Diverse verwilderte Zuchttauben sind aber bereits seit mehren Generationen eingekreuzt.
    Die Straßentaube stammt ursprünglich von der Felstaube ab. Diverse verwilderte Zuchttauben sind aber bereits seit mehren Generationen eingekreuzt.
    Friedhelm Adam / imageBROKER / picturedesk.com
    1.
    Stadttauben bauen ein Nest, haben aber noch keine Eier gelegt

    Versuchen „Stadttauben“ auf dem Balkon oder der Terrasse ein Nest zu bauen, ist zunächst abzuwägen, ob der Brutplatz sicher ist. Können beispielsweise Katzen oder andere Beutegreifer das Nest erreichen, sollte es entfernt werden, um den Nachwuchs und die Elterntiere nicht zu gefährden. Anschließend gilt es, das Balkon- oder Terrasseninventar umzustellen, wobei Nischen, Spalten und Vorsprünge verschlossen werden sollten, um einen Nest-Neubau bestenfalls zu verhindern.

    Wichtig: Es muss vor dem Verschließen sichergestellt sein, dass sich in den Spalten oder Nischen keine Tiere befinden. Vergrämungsvorrichtungen wie Netze oder Spikes sind nicht geeignet. Sie können die standorttreuen Tauben verletzen oder sogar töten und halten die Vögel häufig auch nicht fern.

    Bei Wildtauben darf man laut Tierschutzgesetz generell nicht eingreifen. Hier lohnt sich ein Anruf bei der Wildtierhotline der MA 49  (01 4000 49090, von 07:30 bis 22:00 Uhr)

    2.
    Nest ist fertig und Eier liegen darin - doch nicht länger als vier Tage

    Menschen, die beobachtet haben, dass „Stadttauben“ in den zurückliegenden vier Tagen Eier gelegt haben, sollten diese gegen Plastikeier austauschen und sie von den Tieren „zu Ende“ brüten lassen. Gefüllte Ei-Attrappen wiegen in etwa so viel wie echte Taubeneier und sind im Online-Fachhandel erhältlich.

    Die Brutphase dauert rund 17 Tage, oft auch ein paar Tage länger, danach können die Plastikeier entfernt werden. Brüten Tiere über einen längeren Zeitraum, ist zu prüfen, ob sich bereits das nächste Gelege im Nest befindet. Soll das Nest unter keinen Umständen auf dem Balkon oder der Terrasse verbleiben, muss man es entsorgen. Eine vorzeitige Nest-Entfernung stresst Tauben allerdings sehr und sie werden unter Umständen versuchen, an derselben Stelle neue Eier zu legen. Wird der Nestbau mehrmals unterbrochen, geben die Tauben die Brutstelle in der Regel auf und suchen sich einen anderen Ort.

    Die echten Eier können aufgeschlagen und als Wildtier-Nahrung in der Natur abgelegt werden.

    3.
    Eier werden schon länger als vier Tage bebrütet

    Um herauszufinden, wie weit Eier schon entwickelt sind, lässt sich das Gelege mit Einmalhandschuhen entnehmen und mit einer Taschenlampe durchleuchten. Dabei darf man die Eier keinesfalls drehen oder schütteln. Ist nur ein helles Inneres zu sehen oder zeigen sich erste Adern, können die Eier gegen Plastik-Attrappen ausgetauscht werden, die das Taubenpaar dann etwa 17 Tage weiter „bebrüten“ darf. Die Taubeneier können wieder aufgeschlagen und als Wildtier-Nahrung in der Natur abgelegt werden.

    Zeigt sich beim Durchleuchten der Eier deutlich eine dunkle Füllung und nur noch an der stumpfen Ei-Seite eine helle Luftblase, haben sich die Embryos so weit entwickelt, dass ein Austausch der Eier nicht mehr möglich ist. Menschen müssen nun abwarten, bis die Küken geschlüpft und vier bis sechs Wochen später ausgeflogen sind. Erst dann kann das Nest entfernt werden. Bis dahin darf die Vogelfamilie nicht gestört oder gestresst werden.

    4.
    Die Küken sind da!

    Laut Tierschutzgesetz ist das Leben aller Wirbeltiere geschützt. Das heißt, dass nach dem Schlüpfen weder Nester noch Küken entfernt werden dürfen. Auch hier gilt: Menschen müssen abwarten, bis die Küken vier bis sechs Wochen nach dem Schlüpfen ausfliegen. Dann erst darf das Nest entfernt werden, sofern es nicht verbleiben kann. Während der Aufzuchtzeit darf man die Vogelfamilie weder stressen noch stören.