Ukraine
So benutzen Ukrainerinnen die russischen Soldaten
Die Ukraine ist auf Informationen über russische Truppenbewegungen angewiesen. Die Bevölkerung hilft bei der Informationssammlung – per "honey traps".
Viele Geheimdienste setzen schon Jahrzehnte auf sie: Eine Frau lockt eine Zielperson in eine sogenannte "honey trap", damit diese später erpresst oder ihr Ruf geschädigt werden kann. Auch im Krieg gegen die Ukraine werden solche Taktiken angewandt, "honey traps 2.0" sozusagen.
So schreiben ukrainische Frauen in Dating-Plattformen oder Telegram-Chats gezielt russische Soldaten an. Sie geben sich als Russinnen aus, die hinter dem Krieg stehen und Soldaten "hot" finden. Über Wochen gewinnen sie deren Vertrauen und entlocken ihnen Informationen über ihren Standort oder ihre Aufgabe.
Infos mit Handkuss genommen
Das geben sie an die ukrainischen Geheimdienste weiter, welche die Informationen mit Handkuss nehmen und prüfen. Oft seien die Erkenntnisse "wirklich nützlich", sagt Andrii Yusow vom Nachrichtendienst des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine werde als der erste Online-Krieg bezeichnet, entsprechend gehörten auch Dating-Seiten dazu. Auch ukrainische Geheim- und Nachrichtendienste würden selbst auch Chats und Mobildaten auf wichtige Informationen durchforsten.
Überhaupt bringt sich die ukrainische Bevölkerung in Sachen Informationssammlung stark in den Krieg ein. Ihre Informationen sind in rund 500.000 Berichte zu möglichen militärischen Zielen geflossen und helfen den ukrainischen Streitkräften, ihre Einsätze zu planen.
Regierungs-App macht es möglich
Möglich macht das die Regierungs-App Diia mit gut 19 Millionen registrierten Nutzern und Nutzerinnen. Ursprünglich diente sie dazu, dass anstelle von physischen Dokumenten alle digitalen Dokumente mit dem Smartphone zur Identifizierung verwendet werden konnten.
Jetzt wurde die Software den Bedürfnissen des Krieges angepasst: "Jetzt können die Menschen leicht Informationen über die Bewegung des Feindes, über ihre Flugzeuge, die Platzierung von Ausrüstung und andere Dinge weitergeben", so Mstyslav Banik vom ukrainischen Ministerium für digitale Transformation.