Haustiere

So aufwendig ist die private Hühnerhaltung wirklich

Immer mehr Privatpersonen denken nicht mehr über Hund oder Katze nach, sondern über das eigene Huhn. Doch die Haltung sollte wohl überlegt sein.

Christine Kaltenecker
Dieses romantische Bild zeigt nur einen kleinen Teil des Aufwands mit eigenen Hühnern. 
Dieses romantische Bild zeigt nur einen kleinen Teil des Aufwands mit eigenen Hühnern. 
Getty Images

Stefanie Koschitz leitet einen Begegnungshof sowie eine kleine, aber feine Hundepension in St. Corona am Schöpfl in Niederösterreich und versucht Groß und Klein den richtigen Umgang mit Schaf, Ziege, Huhn und Gans näher zu bringen ("Heute" berichtete). Tierredakteurin Christine Kaltenecker war bei einem Workshop zur privaten Hühnerhaltung dabei und musste feststellen, dass ein Huhn wesentlich mehr braucht, als ein paar Körnderl und Schutz vorm Fuchs.

Womit anfangen?

Bevor man sich auch nur Gedanken über das gewünschte Hendl macht, wie viele es sein sollen und welche Rasse man gerne halten würde, sollte man sich um das Rundherum kümmern. Der Stall muss wohlüberlegt sein, der Standort schattig und auch noch in vielen Gemeinden genehmigt werden. Noch dazu sollt er leicht zu reinigen sein, denn auch das bestgehaltene Huhn hat immer Mitbewohner – Milben! Außerdem stauben Hühner und gacksen mehrmals täglich richtig große Hauferln wo sie gehen und stehen, die ebenfalls täglich beseitigt werden sollten. Ein "stubenreines" Huhn, welches sich nur auf einen bestimmten Platz entleert, ist zwar eine romantische Vorstellung, gibt es aber de facto nicht.

Achtung!
Dein Huhn kann fliegen, weshalb man die Schwungfedern bei einem Flügel stutzen sollte, damit man sie am Aufsteigen hindert. Dies ist für das Huhn angeblich komplett schmerzfrei und vergleichbar mit dem Schneiden unserer Fingernägel.
Dies sollte allerdings erst passieren, wenn dein Tier ausgewachsen ist.

Auch deine Wiese wird unter den Hühnern leiden, weshalb man am besten einen mobilen Stall in Erwägung ziehen sollte, damit sich die Grasnarbe immer wieder einmal erholen kann. Ein Sandplatz ist ebenfalls für ein Huhn eine wichtige Sache und sollte unbedingt für ein feines Staubbad zur Verfügung stehen. Am Wichtigsten jedoch sind Vorkehrungen gegen Fuchs, Marder und Katze, denn sonst werden eure Hühner schneller dezimiert, als euch lieb ist. Auch Greifvögel sind bei Küken oder kleinen Hühnerrassen ein Thema, weshalb man neben dem Stall für Baumwuchs und genügend Versteckmöglichkeiten sorgen sollte. Ratten und Mäuse finden sich auch gerne im Hühnerstall, sind aber mehr am Futter interessiert und stören weiters nicht.

Achtung!
Das Geschlecht eines Kükens ist selbst für Experten beinahe unmöglich festzustellen, weshalb man oft mit Hähnen anstatt Hennen nachhause kommt.

Hahn oder nicht Hahn?

Ein Hahn ist weder für die Ei-Produktion, noch für das Wohlbefinden eurer Hühner notwendig. Wenn ihr aber ein sehr großes Grundstück habt, so macht der laute "Kikeriki" durchaus Sinn, denn er wird seine Mädchen gegen jeden Feind verteidigen - sonst hat er eigentlich nichts zu melden, denn den höchsten Rang hat immer eine Henne. Wenn ihr also auf einen hübschen Kerl in eurem Harem nicht verzichten wollt und das "Ok" eurer Nachbarn eingeholt habt, so solltet ihr zumindest acht Weibchen besitzen - erst dann leiden sie etwas weniger unter dem Sexualtrieb des Männchens.

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    <strong>1. Behörden</strong>: Das Halten eines Nutztieres, wozu auch das Huhn gehört, muss behördlich genehmigt werden, deshalb bleibt einem der bürokratische Weg nicht erspart.
    1. Behörden: Das Halten eines Nutztieres, wozu auch das Huhn gehört, muss behördlich genehmigt werden, deshalb bleibt einem der bürokratische Weg nicht erspart.
    Getty Images/iStockphoto

    Huhn wird "gluckig"

    Etwa zweimal pro Jahr möchte jede Henne "Mama" werden und wird zur Glucke - egal ob Eier befruchtet wurden oder nicht. Zu dieser Zeit verlässt sie ihr Nest nicht und konzentriert sich nur auf das Brüten, weshalb man den hormonellen Zustand durchbrechen sollte, wenn man keine Küken erwartet. Dazu eignet sich eine sogenannte Gluckenbox - ein Käfig ohne Eier und ohne Einstreu - wo die Henne innerhalb der nächsten Stunden aufhören wird zu brüten und sich damit abfindet, kinderlos zu bleiben. Warum "entglucken"? Weil die Henne tatsächlich brüten kann, bis sie halb verhungert und in dieser Zeit auch keine Eier legen wird.

    Milben, Würmer & Co

    Hühner sind nicht unbedingt sehr sauber. Man muss sich als Halter damit abfinden, dass sich im Gefieder immer wieder kleine Tierchen befinden werden und auch der Stall regelmäßig gegen die "Rote Vogelmilbe" entpulvert werden muss. Sollte ein Tier besondere Pflege brauchen oder auch für Behandlungen der ganzen Schar, eignen sich immer die dunklen Nachtstunden. Das Huhn ist komplett blind in der Dunkelheit und lässt alles mit sich geschehen, ohne wildes Geflatter. Leider ist dieser Tag-Nacht-Rythmus des Huhns in unseren Wintermonaten auch ein bisschen blöd - die Tage sind einfach nicht lang genug, um genügend Eier zu produzieren, weshalb Hühner im Winter kaum bis keine Eier legen werden.

    Gewusst? Salmonellen sind für das Huhn selbst völlig ungefährlich - sie sind lediglich der Ausscheider.

    Viermal im Jahr sollte man Hühner über das Futter entwurmen und zweimal pro Jahr Kotproben zur Ages schicken. Hier kann geprüft werden, ob Salmonellen vorliegen, oder sogenannte "Kokzidien" (befallen den Magen-Darm-Trakt und sorgen für Durchfall) die für ein gesundes Huhn keine besondere Herausforderung sind, aber alte und kranke Hühner durchaus schädigen. Bei den meisten Parasiten auf oder im Geflügel braucht man sich allerdings nicht fürchten, wenn Hund oder Katze mit dem Huhn in Gesellschaft leben. Das Säugetier ist völlig uninteressant für eine "Vogelmilbe".

    Schlachtung

    Ja, nicht immer werden Hühner nur für die Eierproduktion gehalten, manchmal schlachten Privatpersonen auch ein älteres Tier. Hier möchte die Expertin allerdings dazu raten, das Hendl langsam und lange zu schmorren, denn eines ist sicher: Gegenüber den Turbo-Industriehühnern, ohne Platz und Tageslicht ist dein Huhn gut bemuskelt und eher zäh, wenn man es nur kurz auf den Griller legen möchte. Hat man die Zubereitung allerdings gut im Griff, soll es geschmacklich keinen Vergleich zum Industriehuhn geben. Das zu überprüfen, möchte unsere vegane Tierredakteurin dann aber doch den Lesern überlassen.