Wien
SMS im TV geleakt: Jetzt hat auch Fellner ein Chat-Gate
Medienmanager Wolfgang Fellner soll Mitarbeiterinnen "Luxusgeiseln" genannt haben. Auf Puls 4 wurden Mittwochabend geschmacklose Chats verlesen.
Seit einem delikaten Gerichtstermin in der Vorwoche kommt Journalist Wolfgang Fellner (66) selbst nicht mehr aus den Schlagzeilen. Zwei Ex-Mitarbeiterinnen werfen dem Chef der Mediengruppe "Österreich" – wie berichtet – Belästigung und Demütigung vor. Im Studio des Kanalbetreibers (Fellner ist in maßgeblicher Rolle bei oe24.tv tätig) lassen sich Spitzenpolitiker vom Kanzler abwärts gerne hofieren.
Chats von Fellner geleakt
Nun leuchtet das Scheinwerferlicht grell auf tiefe Abgründe in seinem Betrieb: Mittwochabend sprachen Raphaela Scharf und erstmals auch Starmoderatorin Katia Wagner (Krone.TV) im Fernsehen über ihre Erlebnisse. Scharf berichtete bei Milborn über einen Wutausbruch ihres ehemaligen Vorgesetzten. Dieser bekrittelte die Kleidung seiner Moderatorin mit den Worten: "Du siehst aus wie eine Nutte" – dieser Sager wurde mitgeschnitten, das Transkript auch vor Gericht anerkannt. Fellner zeigte kein Unrechtsbewusstsein. Kleidung seiner Ansagerinnen als "nuttig" abzuqualifizieren stünde ihm zu, so die Rechtfertigung.
Wagner: "100 Seiten Nachrichten"
In den Mittelpunkt der Puls-4-Sendung rückten zudemrund 100 Seiten an delikaten Chat-Nachrichten, die im Akt Niederschlag fanden. Moderatorin Corinna Milborn zitierte daraus. Kostprobe der Geschmacklosigkeiten: "Superfrau sehen wir uns morgen wie vereinbart?" – garniert mit drei Herzerl-Smileys. Oder: "Jetzt musst ein Profi und ein Star werden. Geht ganz leicht und tut nicht weh."
Ein WhatsApp deutet auf Bevorzugung im Job nach privaten Treffen mit Fellner hin: "Du siehst ja, wie fantastisch leicht das alles seit unserem Treffen läuft – richtig???“ Hintergrund, so Scharf: "Ein ungeschriebenes Gesetz bei oe24: Wenn man nicht mit Herrn Fellner essen geht, ist man schnell weg vom Fenster." Ihre Kollegin sprach zudem über Drohungen, die Fellner mitunter ausstoßen soll – siehe Video:
Für Katia Wagner war er "ein anlassiger Chef", gemeinsame Dinner für sie "ein Spagat": "Ich habe lediglich Vorspeisen gegessen, da mir bei diesen Treffen derart übel war, dass ich Angst hatte, dass ich mich im Lokal übergebe, wenn ich Wolfgang Fellner noch länger zuhören muss."
Mitarbeiterin Luxusgeisel genannt
Doch auch in Schriftform sind die Äußerungen des Boulevard-Machers nicht unbedingt leichter zu verdauen: Aus dem Urlaub textete der Schlagzeiler etwa: "Bist mein Goldschatz. Echter Fehler, dass ich dich nicht als Luxusgeisel mitgenommen habe. Ich hoffe, ich krieg einen Kuss zurück!!"
Fellner nahm eine Einladung Corinna Milborns ins Studio bisher nicht wahr. Er bestreitet Übergriffe in Branchenmedien und vor Gericht vehement. Der nächste Gerichtstermin ist im Mai, Katia Wagner wird dann als Zeugin aussagen.