Deep Purple neu abgemischt

"Smoke On The Water" klingt plötzlich ganz anders…

Als Vorgeschmack auf den kompletten Remix des Kultalbums "Machine Head" von Deep Purple wurde jetzt "Smoke On The Water" neu komplett abgemischt. 

Fabian J. Holzer
"Smoke On The Water" klingt plötzlich ganz anders…
"Machine Head" erscheint Ende März zum 50. Geburtstag neu abgemischt
Imago Images, Universal Music

Sind klassische Rockalben in Stein gehauene Meisterwerke, die man nicht angreifen sollte oder kann man das eine oder andere vielleicht sogar noch verbessern? Die klare und deutliche Antwort darauf lautet: beides! In den letzten Jahren wurde es ja bei etlichen "älteren" Bands wie etwa auch den Beatles immer üblicher, bei Neuauflagen auch auszutesten, was klanglich als Alternative zu damals noch möglich gewesen wäre, ohne die ursprünglichen Versionen schlecht zu machen. "Machine Head" von Deep Purple von 1972 gilt zwar als so ein wahres Meisterwerk, aber der jetzt veröffentliche neue Mix von "Smoke On The Water" macht Appetit auf mehr…

Es ist der selbe Song, es sind die selben Spieler, die selben Tonspuren und ingesamt die exakt selbe Aufnahme von Deep Purples "Smoke On The Water", die man seit 52 Jahren kennt. Sogar Ö3, das in den letzten 35 Jahren nur eher selten Deep Purple gespielt haben, nannten den Song einst die "ewige Hymne des Hardrock" und für Millionen von Gitarrenanfängern sind die vier Akkorde des Intros wohl das Erste, was sie am Sechssaiter spielen können. In der Regel machen sie das übrigens falsch, denn die Dreiklänge gehören gezupft, nicht gestrichen… Jedenfalls beinhaltet der neue Remix von "Smoke On The Water" alle Zutaten der bekannten Version, klingt aber doch anders. Und das liegt am Sohn von Frank Zappa… 

Frank Zappa mit seiner Band The Mothers of Invention 1971. Nur wenige Wochen nach der Aufnahme dieses Fotos inspirierte das Feuer bei ihrem Konzert in Montreux Deep Purples "Smoke On The Water"
Frank Zappa mit seiner Band The Mothers of Invention 1971. Nur wenige Wochen nach der Aufnahme dieses Fotos inspirierte das Feuer bei ihrem Konzert in Montreux Deep Purples "Smoke On The Water"
IMAGO/Bridgeman Images

Gitarrengott Frank Zappa ist untrennbar mit "Smoke On The Water" verbunden, was auch textlich im Song referiert wird. Frank Zappa spielte mit seiner Band Mothers Of Inventions ein Konzert im Kasino von Montreux in der Schweiz, kurz bevor dieses im Dezember 1971auf Winterpause gehen sollte. Im Anschluss hätten Deep Purple das leere Kasino, das für seine gute Akustik bekannt war, als Aufnahmeort für ihre nächste Platte nutzen sollen. Doch ein Konzertbesucher schoss während des Auftritt mit einer Leuchtpistole in die Luft, woraufhin der Saal evakuiert werden musste und das gesamte Kasino abbrannte. Der Rauch, der sich daraufhin auf den Genfersee legte, war die Inspiration für "Smoke On The Water". Frank Zappa starb 1993 an Krebs, sein Sohn Dweezil Zappa (54) gilt vielen als Zappas legitimer Nachfolger und er wurde jetzt von Deep Purple gebeten, sich an die Originalbänder von "Machine Head" zu setzen. Das ursprüngliche Album wurde dann übrigens in den Hallen des ebenfalls im Winter geschlossenen Grand Hotel von Montreux eingespielt.  

Die gesamte Entstehungsgeschichte von Deep Purples "Machine Head":

Der ursprüngliche Mix von "Machine Head" stammt von Martin Birch, der als Produzent für Rockbands wie Deep Purple, Black Sabbath, Rainbow, Whitesnake oder Iron Maiden den Klang von Hard Rock und Heavy Metal prägend mitdefinierte. Das Werk ist unumstritten ein Meilenstein der Rockgeschichte. Die einzelnen Instrumente klingen hier glasklar, sauber technisch perfekt und erst ihr Zusammenspiel ergibt einen dreckigen Sound, den die Härte und die Geschwindigkeit der Stücke verlangen. Das Album wurde zu einer fast weltweiten Nummer 1 und gilt bis heute als eines der wichtigsten und besten Alben der Rockgeschichte.  Zum 25. Geburtstag von "Machine Head" mischte Bassist Roger Glover die Tracks 1997 noch einmal neu ab und nutzte dafür die digital gereinigten ursprünglichen Spuren. Glover verfeinerte den Mix von Martin Birch, aber ohne ihn grundlegend zu verändern. 

Das unterscheidet das neue "Smoke On The Water" von der alten Version:

Dweezil Zappa hat jetzt aber kaum einen Stein auf dem anderen gelassen und dabei etwas gemacht, was für einen Gitarristen komplett untypisch ist: Er hat den Klang der Gitarren weit nach unten gefahren. Im Original wird der Song von der rasiermesserscharfen Strat von Ritchie Blackmore begonnen, bevor Organist Jon Lord mit seiner durch einen Marshall-Verstärker verzerrten Hammond-Orgel dazukommt. Diesen Orgel-Klang halten die meisten zunächst für eine Gitarre. Im neuen Mix ist Blackmores Gitarre dumpf und dreckig, Lords Keyboards aber plötzlich weniger verzerrt und viel näher am Hörer. Der Bass von Roger Glover klingt nur breiter, wie auf einem Konzert und weniger wie im sterilen Studio und über allem klingt die Stimme von Sänger Ian Gillan, der offenbar bei der Aufnahme nicht nur das gesungen hatte, was auf den bekannten Mixes drauf ist, sondern sich stimmlich noch weit mehr eingebracht hat. Das Schlagzeug von Ian Paice leidet ein wenig am neuen Mix, denn als eigentlich treibende Kraft hinter dem Song entfaltet es nicht ganz jene Dominanz, die es bräuchte. Gerade wenn man einen Song so oft gehört hat wie "Smoke On The Water" und gerade wenn man einen Titel so sehr im Gehör hat, dass fallen einem solche Veränderungen tatsächlich stark auf. Das Spannende an diesem Mix ist, dass er das Original nicht ersetzen soll, sondern eine ganz neue Blickweise, oder viel mehr Hör-Weise darauf eröffnet. Und das macht er.

Zappa hat nicht nur "Smoke On The Water" neu gemischt, sondern auch die übrigen sechs Songs von "Machine Head", sowie die B-Seite "When A Blind Man Cries". Das Album wird 29. März als Limitierte Deluxe Vinyl Box um aktuell 84 Euro erscheinen und neben dem neu gemischten Album auf Vinyl auch noch drei CDs beinhalten. Auf der ersten wird es sowohl den neuen, als auch den alten Mix des Albums geben und auf den anderen jeweils ein Konzert von Montreux 1971 und eines in Paris von 1972. Weiters wird die Box eine Audio-Blu-ray enthalten, auf der auch ein Dolby Atmos Remix des Albums zu hören sein wird. Auf alle Fälle wird dieses Boxset den Fans der Band ein Zeitfenster nach 1971/72 öffnen und die Remixes für ausreichend Gesprächsstoff sorgen, ob man die neuen Mixes nun mag, oder nicht. Und wem das zu wenig Deep Purple ist: Die Haudegen, die sich allesamt ihrem 80er nähern sind nach wie vor auf Tour und die Gerüchte werden immer lauter, dass im Herbst auch wieder ein neues Album folgen wird…

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