"Fokus am falschen Ort"
Ski-Ikone: "Handy ist schuld an vielen Stürzen"
Viele Ski-Superstars verpassen die restliche Saison verletzt. Doppel-Olympiasiegerin Tina Maze sieht das Handy als Hauptgrund.
Auf den Ski-Pisten hat Tina Maze alles gewonnen. Sie holte zwei Olympia-Goldmedaillen, kürte sich zur vierfachen Weltmeisterin und gewann 2013 den Gesamtweltcup mit 2.414 Punkten. Damit hält die Slowenin bis heute den Punkterekord im Ski-Weltcup.
Maze trat 2017 zurück, beschäftigt sich aber weiter mit dem Skisport und nennt jetzt im Interview mit der "NZZ" eine untypische Begründung für die vielen Stürze und schweren Verletzungen in diesem Winter.
Fokus am falschen Ort
"Meiner Meinung nach ist der Fokus am falschen Ort, nicht nur im Skifahren, generell im Leben. Die Leistung verliert an Wichtigkeit. Wir starren in unsere Telefone, sind ständig vernetzt, schreiben E-Mails und Nachrichten, und das alles nimmt so viel wertvolle Zeit in Anspruch. Vorher haben wir diese Zeit genutzt, um zum Beispiel über den Tag nachzudenken: Was war gut, was kann ich besser machen? Das passiert heute weniger. Für mich ist das der Hauptgrund, dass so viele Fehler passieren, nicht nur im Sport, auch im Verkehr. Im Skifahren den Fokus zu verlieren, ist riskant. Meine Leistung sank um 20 Prozent, nachdem ich begonnen hatte, ein Smartphone zu nutzen."
"Du denkst ständig darüber nach"
"Die 20 Prozent seien mehr ein Gefühl als ein gemessener Wert, ergänzte Maze. "Aber ich spürte es. Ich war als Skifahrerin sehr ehrlich und streng mit mir. So fiel mir auf, wenn ich nicht bei 100 Prozent war. Etwa, wenn es neblig war oder ich am Tag davor lange ferngesehen hatte, auf Social Media Kommentare gelesen und mir Gedanken über neue Posts gemacht hatte. Diese Kanäle zu bespielen, braucht viel Zeit und Energie. Athleten sind heutzutage beides: Digital Creators und Sportler. Es scheint keine große Sache zu sein, aber sobald du damit beginnst, denkst du ständig darüber nach."
In diesem Winter verletzten sich zahlreiche Superstars: Marco Schwarz, Alexis Pinturault, Aleksander Aamodt Kilde bei den Herren, Petra Vlhova, Corinne Suter, Michelle Gisin bei den Damen. Mikaela Shiffrin will in Are auf die Piste zurückkehren.