Aufregung um Hochrechner
"Skandal der Sonderklasse": Wirbel um ORF-Wahltrends
Neue Aufregung um die Polit-Hochrechnungen am Küniglberg. Dass der ORF auf die Dienste von SORA-Nachfolger "Foresight" setzt, sorgt nun für Kritik.
Eine "mehr als schiefe Optik" nimmt ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker wahr. Christian Hafenecker, Mediensprecher der FPÖ, ortet gar einen "Skandal der Sonderklasse". Hintergrund: Wie von "Heute" berichtet, erhielt "Foresight", Nachfolger des Instituts SORA, den Zuschlag für die Wahlforschung des ORF bei Nationalrats- , EU-, Bundespräsidenten- und Landtagswahlen.
SPÖ-Papier mit Schattenkabinett geleaked
SORA war im September des Vorjahres in die Schlagzeilen geraten, da das Institut ein Strategiepapier für die SPÖ samt Schattenkabinett erstellt hatte. Die brisante Unterlage hätte eigentlich der SPÖ per Mail übermittelt werden sollen, wurde aber fälschlicherweise an einen falschen Verteiler mit rund 800 Empfängern versandt.
Die Aufregung in der Polit-Szene war groß, der ORF nahm in der Folge von einer weiteren Zusammenarbeit mit SORA Abstand. Eine Zusammenarbeit sei "nicht mehr möglich", argumentierte man damals.
Comeback nach Ausschreibung
Nun das Comeback unter dem neuen Namen "Foresight". Das Institut sei "aus einer europaweiten Ausschreibung als Bestbieter punkto Leistungsumfang und Preis" hervorgegangen, teilte der ORF mit.
Stocker: "Unmöglich"
Das lässt nun bei ÖVP und FPÖ die Wogen hochgehen. "Der ORF nimmt sich durch die erneute Zusammenarbeit mit dem SORA-Nachfolger 'Foresight' die eigene Glaubwürdigkeit", zeigt sich ÖVP-General Stocker verärgert. "Noch im September vergangenen Jahres hieß es, der ORF würde seine Zusammenarbeit mit dem SORA-Institut beenden. Gerade bei Wahlen seien Glaubwürdigkeit und Objektivität der Berichterstattung von essenzieller Bedeutung, hat der ORF damals vollmundig beteuert. Doch das scheint dem ORF mittlerweile egal zu sein."
„Der ORF nimmt sich durch die erneute Zusammenarbeit mit SORA-Nachfolger 'Foresight' die eigene Glaubwürdigkeit.“
Der schwarze Parteigrande zürnt: "Eine bloße Umbenennung und der Rückzug von Günther Ogris machen beim ORF das Unmögliche möglich." Auch nur der Anschein einer befangenen Wahlberichterstattung schade der Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks massiv, so Stocker.
FP-Hafenecker: "Zwangssteuerparadies"
Deftige Worte zu der Vergabe an "Foresight" kommen auch von der FPÖ. "In der Chefetage am Küniglberg hat man jeglichen Genierer verloren", poltert General Christian Hafenecker. Der Sender bemüh sich nicht einmal mehr, "auch nur den Schein der ohnehin schon komplett ramponierten Glaubwürdigkeit zu bewahren", so Hafenecker. Nachsatz: "So lebt es sich im von den Bürgern finanzierten Zwangssteuerparadies, dem der Stecker gezogen werden muss."
„Das zeigt wieder einmal, wie wichtig eine Totalreform des ORF in Richtung eines verschlankten Grundfunks ist.“
Die Beratungsleistungen von "Foresight"-Vorgänger SORA nennt der Blaue ein "Dirty-Campaigning-Papier für die SPÖ". Hafenecker plädiert einmal mehr für "eine Totalreform des ORF in Richtung eines verschlankten Grundfunks ist, der in seinen Formaten auf Objektivität statt Einseitigkeit setzt und ohne jegliche Zwangssteuern oder Zwangsgebühren auskommt".
Der ORF indes stellte klar, dass "Foresight" alle Bewerbungskriterien des internationalen Ausschreibungsverfahrens erfüllte. Der entsprechende Zuschlag erfolgte dieser Tage.