Terror in Wien
Skandal-Akte: So kam Terrorist vorzeitig aus der Haft
Als er die Munition für den Terroranschlag in Wien beschaffte, hätte er noch in Haft sitzen müssen. Doch eine Richterin in NÖ entließ ihn vorzeitig.
Vier Tote, 22 Verletzte – die kaltblütigen Morde eines IS-Sympathisanten erschüttern Österreich. Doch wie konnte es zu dem feigen Terror-Akt in der Wiener Innenstadt kommen? Täuschte der Terror-Täter – er war nordmazedonisch-österreichischer Doppelstaatsbürger – alle extrem perfide – oder liegt dem Blutbad ein Behördenversagen zugrunde? Fakt ist: Die vorzeitige Haftentlassung des 20-Jährigen wird Debatten in der Justiz auslösen. "Heute" hat das komplette Protokoll:
► Sein Vorleben trübt eine Verurteilung als Mitglied einer terroristischen Vereinigung. Am 1.9.2018 reiste er in die Türkei. Von dort aus wollte er weiter nach Syrien gelangen, um sich dem Dschihad anzuschließen – daran scheiterte er und kehrte nach Wien zurück. Von Anfang 2018 bis 15.9.2018 verherrlichte er gegenüber eines Freundes den IS und bestärkte ihn, sich den Kampfhandlungen anzuschließen. Auf Telegram teilte er ein 4:14 Minuten langes Propaganda-Video. Seine eigene Mutter zeigte ihn bei der Polizei an, nachdem er sich in einer Moschee derart radikalisiert hatte.
► Seine Strafe von 22 Monate unbedingter Haft wurde am 12.7.2019 rechtskräftig.
► Seine bedingte Entlassung sorgte für Diskussionen. Der Staatsanwalt sprach sich dagegen aus, die Richterin letztlich dafür. Die Begründung: "erstmals und mittlerweile massiv verspürtes Haftübel", "sozialer Empfangsraum", "Unterkunft nach der Entlassung". Und: "Es kann davon ausgegangen werden, dass der Vollzug von zwei Drittel der Freiheitsstrafe ausreicht, um den Strafgefangenen zu einer gesetzeskonformen Lebensführung zu veranlassen." Eine Fehleinschätzung. Innenminister Karl Nehammer (VP) zeigte sich bei einer Pressekonferenz Dienstagnachmittag entsetzt: "Er hat sich bei der Bewährungshilfe extrem bemüht."
► Sein ehemaliger Anwalt Nikolaus Rast zeigte sich am Dienstag tief erschüttert: "Ich hielt meinen Klienten für geläutert, aber er hat offenbar alle getäuscht. Ich verurteile seine Tat auf das Schärfste.“
► Sein Rückfall Am 5.12.2019 kam er frei, zog zuerst zur Mama nach Liesing, dann in eine eigene Wohnung in der Wiener Donaustadt. Im Juli 2020 borgte er sich den Wagen der Mutter eines Freundes aus und fuhr in die Slowakei – um Munition für ein AK-47-Sturmgewehr zu kaufen. Eigentlich hätte er da noch hinter Gittern sitzen müssen …
"Ich habe einmal die Polizei gerufen"
Im "Heute"-Interview zeigten sich Nachbarn am Tag nach der Tragödie tief erschüttert. Einen engen Kontakt zum Attentäter habe der 25-jährige junge Mann, der sich für ein anonymes Interview bereit erklärte, nicht gehabt, lediglich einmal habe er seinem Nachbarn die Haustür aufgehalten. Aus der Wohnung des Killers vernahm S. öfter ein "Pumpern und Klopfen". Auch Schreiereien habe er wahrgenommen. Einmal habe er deswegen sogar die Polizei alarmiert. Konsequenzen gab es "leider" keine.
"Dass Personen so falsch sein können …"
Persönlich finde er die Attacke "ziemlich schlimm". S. Vater wollte noch rund eine Stunde bevor die Anschläge losgegangen seien, ein Eis aus der Innenstadt holen. Er sei froh, dass der Vater dann doch nicht hingefahren ist. Ziemlich schockiert zeigt sich S. über die Tatsache, unmittelbar unter einem Terroristen gewohnt zu haben. "Ich hätte das nie gedacht, dass so etwas passieren kann, vor allem, wenn eine Person so nett rüberkommt. Aber da sieht man, dass auch Personen richtig falsch sein können.
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