Glattauer gibt Noten

"Sittenwächter"– Jugendliche von Community gefeiert

Kolumnist Niki Glattauer erklärt: So werden jugendliche Straftäter zu Helden gemacht – und wie moslemische Eltern ihre Kinder (nicht) erziehen.

Niki Glattauer
"Sittenwächter"– Jugendliche von Community gefeiert
Verdächtige Jugendliche wurden in Handschellen vorgeführt.
Sabine Hertel

Wut kriegst du, wenn du von Jugendlichen liest, die rauben, prügeln, treten – fast berufsmäßig. Jetzt wurden zwei Wiener (mit eindeutigem Migrationsvordergrund), einer 16, einer 19, zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt. Unbedingt. (nicht rechtskräftig, Anm.)

Mit 16 Jahren nur rauben, prügeln, treten...

Wegen Raubes schon vorbestraft, hatten sie angeblich einen 16-Jährigen in einen Keller gezerrt, eine Pistole vorgehalten, spitalsreif geprügelt und dann beraubt. Das Motiv (laut Anwalt): Sie hätten in ihrem Opfer jemanden zu erkennen geglaubt, der ein Sex-Video von sich mit einer Minderjährigen online gestellt hatte und sein Leugnen für gelogen gehalten. Es ging also, sofern an dieser Verantwortung überhaupt etwas dran war, um Rangordnung, vielleicht auch nur um Neid. Früher waren jugendliche Gewaltverbrecher jugendliche Gewaltverbrecher genannt worden, jetzt nennt man sie, sobald in ihrem Steckbrief irgendwo "Islam" steht, gern "Sittenwächter". So bedient man ein Feindbild und macht sie in ihrer Community auch noch zu Helden.

Note: Unbefriedigend

Sind moslemische Eltern schlechtere Eltern?

Ein 9-Jähriger, der sich vor seiner Lehrerin auszieht; immer mehr Volksschüler ohne Benehmen. Man fragt sich, wo die Erziehung bleibt. Die meisten dieser Kinder – man muss es aussprechen dürfen – sind Zuwandererkinder aus der Welt des Islam. Sind moslemische Eltern also schlechtere Eltern? Eine interessante Antwort darauf hat eine 82-jährige frühere AHS-Lehrerin, die jahrelang in Istanbul unterrichtete. Sie sagt: Viele türkische Eltern erziehen unzulänglich, WEIL sie sich das von der Schule erwarten. Aus ihrem Mail: "Kinder im Vorschulalter werden in der Türkei nicht 'erzogen', man lässt ihnen so gut wie alles durchgehen. Eltern in dieser Tradition haben keine Erziehungserfahrung, zumal die Erziehungsgewalt beim Vater liegt, der möglichst wenig behelligt werden will. Mit Schuleintritt wird die unbeschwerte Kindheit beendet. Jetzt erwarten die Eltern vom Schulsystem, dass ihre unerzogenen Kinder diszipliniert werden… oft mit mittelalterlich-drakonischen Erziehungsmaßnahmen." Bitte lesen Sie weiter!

<em>"Heute"</em>-Bildungsexperte Niki Glattauer vergibt jede Woche Noten.
"Heute"-Bildungsexperte Niki Glattauer vergibt jede Woche Noten.
Sabine Hertel

In der neuen Heimat das alte System im Kopf

"Zum Beispiel wurden Kinder gezwungen, unverstandenen Stoff seitenweise auswendig zu lernen und wiederzugeben, nur um den sehr harten Strafen zu entgehen. (…) Ich könnte mir vorstellen, dass so ein System in den Köpfen der in Österreich lebenden türkisch-stämmigen Familien immer noch einen festen Platz hat, zumal in Unkenntnis unserer sehr unterschiedlichen pädagogischen Kultur und wenn sie aus Dörfern in Anatolien kommen und weder ihre Muttersprache noch die deutsche Sprache beherrschen." Die Ex-Lehrerin Friederike Unterberger verzichtet auf Schuldzuweisungen, sie will auch nicht werten, spalten schon gar nicht. "Meine türkischen Jahre haben einen unauslöschlichen Eindruck auf mich gemacht. Mit türkischen Taxifahrern unterhalte ich mich in ihrer Muttersprache, dann geht uns beiden das Herz auf."

Note: Gut gesprochen

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    <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS
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