Das war die Elefantenrunde

"Sie kriechen hinten rein" – Vilimsky empört mit Sager

Die ORF-Elefantenrunde am Mittwochabend sorgte für den einen oder anderen Aufreger. Mitschuld daran tragen einige brisante Aussagen seitens der FPÖ.

Lukas Leitner
"Sie kriechen hinten rein" – Vilimsky empört mit Sager
Die Spitzenkandidaten schenkten sich im Fernsehduell am Mittwochabend wirklich nichts.
Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com

Viel Zeit bis zur EU-Wahl am Sonntag, dem 9. Juni, bleibt nun nicht mehr. Die Einladung des ORF zur gewohnten "Elefantenrunde" war damit die letzte wirkliche Chance für die Parteien noch einige Stimmen zu ergattern. Im Kampf um die Gunst der Wähler lieferten sich die Spitzenkandidaten eine hitzige Diskussion nach der anderen. Eines war dabei glasklar: Unterschiedlicher könnten die Meinungen der Parteien nicht sein und geschenkt hatte man sich nichts – "Heute" berichtete ausführlich.

Grüne schießen auf ÖVP

Das Anfangsthema machte der Klimaschutz. Dazu gab es eine harte Stellungnahme von Reinhold Lopatka (ÖVP), denn seiner Meinung nach brauche es keine neuen Maßnahmen: "Vom Bodensee bis zum Neusiedlersee habe ich hier schon das Vertrauen in die Landesverwaltungen, dass wir Naturschutz ernst nehmen. Aber ich will nicht, dass unsere Bauern jetzt Schmetterlingszählungen vornehmen müssen. In Zeiten des Krieges fragen sich die Menschen: 'Was ist die Aufgabe der EU?'", wie in "Ö1" erneut zu hören war.

Heftigen Widerspruch zu dieser Aussage kam dann von der grünen Spitzenkandidatin Lena Schilling. "Mit Freiwilligkeit und dem, was Sie ( Lopatka Anm.) erzählen, hat es Jahrzehnte lang nicht funktioniert. Warum bremst die ÖVP immer bei allem? Ob es um das Verbrenner-Aus geht, ob es um das Renaturierungsgesetz geht? Es sind Jahrzehnte lang Dinge versäumt worden und jetzt brauchen wir diese Gesetze."

FPÖ mit knallharten Aussagen

Harald Vilimsky (FPÖ) bekrittelte in seiner Antwort nicht nur die Haltung der anderen Spitzenkandidaten, sondern gleich das ganze Thema. "Ich komme mir hier vor, wie im falschen Film. Dieser Kontinent steht in seiner schwierigsten Phase überhaupt, wo wir Krieg haben, wo wir Sicherheitsprobleme haben und sie diskutieren hier über Moore und Schmetterlinge?" Kein Problem aber hatte er dann über Sicherheit und die Ukraine zu reden. Dabei kritisierte er erneut die Sanktionen gegen Russland und dass die EU zu wenig für den Frieden tun würde.

"Niemand hier außer mir und der Freiheitlichen Partei interessiert sich dafür, dieses Sterben endlich zu beenden", warf Vilimsky dann noch in die Runde. Eine Aussage, die für heftige Proteste der anderen Kandidaten sorgte. "Das ist pure russische Propaganda", warf Brandstätter ein. Als sich die Lage nach den wilden und lauten Zwischenrufen wieder beruhigte, untermauerte der freiheitliche Spitzenkandidat seine zuvor getätigte Aussage und sorgte erneut für Krach: "Wir kriechen der Nato hinten rein!"

Für NEOS-Kandidat Brandstätter ist es im Gegensatz dazu keine Frage, ob die EU die Ukraine unterstützen soll: "Wenn wir es nicht tun, dann wird die Ukraine zerstört, dann gibt es keine Ukraine mehr. Wenn wir der Ukraine jetzt helfen, dann helfen wir uns selbst", denn Putin würde sonst keinen Halt vor ganz Europa machen. Dabei kann sich Brandstätter auch eine gemeinsame EU-Armee vorstellen.

Neutralität muss bleiben!

Bei einem Punkt haben dann aber doch alle Kandidaten die gleiche Meinung, und zwar bei der Neutralität. Diese "muss" bleiben, das ist für SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder klar. Die Neutralität könne Österreich alleine aber nicht schützen. "Wir müssen uns wappnen, wir müssen schauen, dass unser Bundesheer besser aufgestellt ist" und "Wir dürfen nicht vergessen, Putin hat die Demokratie in seinem Land beseitigt."

Expertin analysierte

Die Politikwissenschafterin Katrin Praprotnik analysierte gegenüber "Ö1" die zweistündige Elefantenrunde: "Es haben alle Parteien ihren Fernsehauftritt ganz gut nützen können, und zwar durchaus mit ähnlichen Strategien. Es haben alle gleich am Beginn versucht, das erste Thema Umwelt- und Klimaschutz, aus der Perspektive des eigenen Lieblingsthemas zu diskutieren. In der Hoffnung, dass da noch die meisten Leute zuhören".

Einfach sei das für die Grünen gewesen, weil es ihr Lieblingsthema ist. Die ÖVP probierte es umzulegen auf die Subsidiarität, also dass die großen Fragen auf der EU-Ebene geregelt werden. Die SPÖ setzte auf ihre grünen Jobs. Bei der FPÖ war eine Kombination aus den Themen "Migrationssicherheit und Kritik am ORF zu sehen" und bei den NEOS hieß es, dass die EU mehr zusammenarbeiten müsse, erklärte Praprotnik.

"Gute Chance was zu bewirken"

Aber kann so ein Auftritt so kurz vor der Wahl tatsächlich noch eine Auswirkung auf das Ergebnis haben? Die Expertin versicherte anhand der Daten aus 2019: "Wir haben noch rund ein Fünftel unentschlossene Wähler, die sich erst wenige Tagen vor der Wahl entscheiden", und weiter: "Da haben die Spitzenkandidaten eine gute Chance noch etwas zu bewirken."

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