Österreich

SIE ist zur Stelle, wenn sich ORF-Stars verletzen

Jeder im Team kennt sie: Set Nurse Sandra Chupik versorgt Wunden und hilft bei Schmerzen. "Heute" besuchte sie am Set von "Walking on Sunshine".

Christine Ziechert
Set Nurse Sandra Chupik am Set von "Walking on Sunshine" in der Strandbar Herrmann.
Set Nurse Sandra Chupik am Set von "Walking on Sunshine" in der Strandbar Herrmann.
Helmut Graf

Sie testete Franz Klammer und Tobias Moretti auf das Corona-Virus, verarztete einen Darsteller, nachdem sich dieser die Finger in einem Gartentor eingequetscht hatte – doch Set Nurse Sandra Chupik (47) ist vielmehr als nur eine Krankenschwester am Filmset: "Ich bin auch Beichtvater, Psychologin und Lebensberaterin. Die Menschen hier vertrauen mir oft sehr persönliche Dinge an", so die Wienerin zu "Heute" beim Besuch am Set der ORF-Serie "Walking on Sunshine".

So wie viele andere nutzte die Mutter einer 27-Jährigen die Corona-Pandemie für einen beruflichen Umstieg – wenngleich sich die Gelegenheit zufällig ergab: "2020 suchte eine Produzentin auf Facebook eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin für die Umsetzung der Covid19-Hygienevorgaben am Set. Die Arbeit gefiel mir. Ich kündigte meinen Job als Bezirksleitung der Hauskrankenpflege und stieg hauptberuflich auf Set Nurse um", erzählt Chupik, die unter dem Namen "Die Grätzlschwester" auch Gesundheits- und Pflegeberatung anbietet.

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    Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View
    "Mir ist es egal, ob ich einen Schauspieler oder einen anderen Mitarbeiter behandle, ich bin zu allen gleich freundlich und höflich" - Set Nurse Sandra Chupik

    Die 47-Jährige kümmert sich während der Dreharbeiten sowohl um kleine Wehwechen als auch um gröbere Verletzungen und ist für alle da – egal, ob Hauptdarsteller, Regisseur, Kameramann oder Komparse: "Mir ist es egal, ob ich einen Schauspieler oder einen anderen Mitarbeiter behandle, ich bin zu allen gleich freundlich und höflich. Ich versuche, sachlich und beruflich zu bleiben", erklärt die Wienerin.

    Seit vergangenen November wird die vierte Staffel von "Walking on Sunshine" mit Proschat Madani und Robert Palfrader gedreht, als Nächstes steht für Sandra Chupik ein "Tatort" an. Davor arbeitete Chupik am Set von Serien wie "Familiensache", "Alles finster" und Filmen wie "Love Machine 2" und "Ein ganzes Leben".

    Kameramann rannte gegen Tür, erlitt Platzwunde

    Die Verletzungen und Schmerzen, die Chupik behandeln muss, sind dabei oft vielfältig: "Das reicht von Kopfschmerzen und Zecken entfernen über Muskelkrämpfe, Blasen an den Füßen und Sonnenbrand bis zu Kreislaufbeschwerden. Auch Wunden muss ich natürlich versorgen – einmal etwa die Platzwunde eines Kameramannes, der gegen eine Tür gelaufen war. Zudem kommen immer wieder Quetsch- und Brandwunden, etwa durch heißen Kaffee oder heißes Wasser, vor", berichtet Chupik.  

    Handelt es sich um eine schlimmere Wunde rät Chupik dem Verletzten nach der Erstversorgung noch zu einer Kontrolle in einem Krankenhaus. Ernst wird die 47-Jährige auch in zwei Fällen: "Erstens, wenn jemand so krank ist, dass ich es nicht verantworten kann, dass er arbeitet. Und zweitens, wenn jemand positiv aufs Set kommt. Da gibt es dann keine Diskussion, derjenige muss wieder gehen."

    "Ich mag die Leute am Set, das Team. Man ist viel unterwegs, hat viel frische Luft und kommt an Orte, an die man sonst nie kommen würde" - Sandra Chupik

    Die Zeit zwischen den Dreharbeiten nutzt die Wienerin für Aufträge als selbstständige Grafikerin: "Der Job ist völlig konträr zu meiner Arbeit als Set Nurse. Es tut gut, mal eine Auszeit von den Dreharbeiten zu nehmen, damit man nicht betriebsblind wird", meint Chupik. 

    17 Jahre lang war die 47-Jährige als Krankenschwester im Krankenhaus Hietzing auf einer Herz-Station tätig – eine Rückkehr ist für sie aber ausgeschlossen: "Das Gehalt und die Arbeitsbedingungen sind einfach nur grauslich. So lange sich das nicht ändert, gehe ich mit Sicherheit nicht zurück. Außerdem mag ich die Leute am Set, das Team. Man ist viel unterwegs, hat viel frische Luft und kommt an Orte, wie etwa das Unterrichtsministerium, an die man sonst nie kommen würde."

    Reanimation im Supermarkt

    Chupik ist sich ihrer Verantwortung am Set voll bewusst, denn auch hier kann es zu lebensgefährlichen Situationen kommen: "Eine allergische Reaktion auf einen Wespenstich oder Medikamente kann sehr schnell sehr gefährlich werden. Ich habe daher immer einen EpiPen mit einem Antihistaminikum mit, das rasch wirkt."

    Zu einer Reanimation am Set wurde die Krankenpflegerin zum Glück noch nie gerufen, privat hat Chupik einen derartigen "Einsatz" aber sehr wohl erlebt: "Vor etwa vier Jahren erlitt ein alter Mann in einem Supermarkt einen Herz- und Kreislaufstillstand. Ich hab' das mitbekommen und sofort mit der Reanimation begonnen. Die Leute sind einfach nur herumgestanden und ich wurde gefragt: 'Dürfen Sie das überhaupt?'. Ich musste drei oder vier Mal sagen: 'Rufen Sie endlich die Rettung!' Ich weiß, dass viele Menschen eine Scheu davor haben, jemanden zu reanimieren. Aber man kann dabei eigentlich nichts falsch machen. Hauptsache ist, dass man etwas unternimmt!"