Welt
Sherpas sollen wegen Covid Sauerstoff vom Everest holen
Nepal wird von der indischen Coronavirus-Mutation überrollt, überall fehlt Sauerstoff für Patienten. Bergsteiger wollen nun mit einem Appell helfen.
In Nepal hat Ministerpräsident Khadga Prasad Sharma Oli, der seit 2018 im Amt ist, soeben eine Vertrauensabstimmung im Parlament verloren. Doch es ist weniger diese politische Krise, die das Land erschüttert, sondern die indische Mutante des Coronavirus. Am Dienstag registrierten die nepalesischen Behörden 9.317 neue Infektionen innert 24 Stunden, so viele wie nie zuvor. Fast täglich werden neue Höchstwerte gemeldet, immer häufiger wird "B.1.617.2" nachgewiesen.
"Die zweite Welle der Pandemie hat nicht nur das Kathmandu-Tal betroffen, sondern auch verschiedene Städte des Landes sowohl in den Bergen als auch im Terai, der Tiefebene an der Grenze zu Indien", zitiert "dw.com" eine Ärztin. "Sie verschonte nicht einmal die Dörfer in den entlegensten Gebieten".
"Bergsteiger und Sherpas, bringt Sauerstoffflaschen zurück"
Nach einem Behördenbericht vom Mai 2020 stehen für die fast 30 Millionen Einwohner Nepals gerade einmal 1.595 Betten auf Intensivstationen und 480 Beatmungsgeräte zur Verfügung. Auf rund 140.000 Menschen kommt ein Arzt. Wie in Indien fehlt es auch in Nepal überall an Sauerstoff zur Beatmung für schwere Covid--Fälle.
So schlimm ist die Lage, dass der nationale Bergsteigerverband Nepals NMA nun dazu aufrief, leere Sauerstofftanks auf den Touren zum Mount Everest oder dem Achttausender Dhaulagiri im Westen des Landes zu sammeln und zurückzubringen.
"Wir bitten Bergsteiger und Sherpas, die Sauerstoffflaschen wann auch immer möglich zurückzubringen", so ein Sprecher. "So können sie wieder aufgefüllt und bei Covid-Patienten eingesetzt werden, die sie dringend brauchen", so ein Sprecher gemäß "Guardian".
Rekordzahl von Aufstiegsgenehmigungen
Allein diese Saison sollen demnach mindestens 3.500 solcher Flaschen allein auf den Mount Everest getragen worden sein. Die meisten gehen auf den Touren verloren oder werden liegen gelassen.
China hatte den Zugang zum "Dach der Welt" wegen der Corona-Pandemie für Ausländer geschlossen – lediglich 21 chinesische Alpinisten haben in diesem Jahr eine Genehmigung für den Aufstieg erhalten. Demgegenüber lockerte Nepal die Corona-Vorschriften für Touristen und stellte eine Rekordzahl an Genehmigungen aus.
Das rächte sich schnell: Seit Beginn dieser Bergsteigersaison sind bereits mehrere Corona-Fälle im 5364 Meter hoch gelegenen nepalesischen Basislager aufgetreten. Mehr als 30 medizinische Notfälle mussten ins Tal gebracht werden.