Wien
Sexarbeiterinnen kämpfen in Corona-Krise ums Überleben
Die Corona-Krise bedroht auch die wirtschaftliche Existenz vieler Sexarbeiterinnen. Eine Domina hat deshalb eine Berufsvertretung gegründet.
Vier Monate lang durften Prostituierte in Österreich im Sommer ihrer Arbeit nachgehen und Kunden empfangen. Seit November 2020 sind die Dienstleistungen von Sexarbeiterinnen aufgrund der hohen Zahl der Infektionen im Land aber wieder verboten - in Bordellen, Lusthäusern und Co. herrscht seitdem wieder "tote Hose".
Doch auch in den vier Monaten im vergangenen Sommer lief das Geschäft für die Prostituierten alles andere als lukrativ. Viele Freier und Kunden blieben zu Hause und hatten auf Liebesdienste in einem Puff oder Laufhaus keine Lust. Und das hatte laut der Domina und Aktivistin Shiva Prugger gleich mehrere Gründe.
Aktion "Helfen ist sexy"
"Weil einfach viele auch von Kurzarbeit und Home Office betroffen waren und es deswegen auch nicht möglich war so oft oder so lang wie gewohnt zu einer Sexarbeiterin zu gehen", erklärt Prugger gegenüber Radio Wien. Viele ihrer Kolleginnen würden ums Überleben kämpfen, mit der Aktion "Helfen ist sexy" sammelt sie nun Spenden für Sexarbeiterinnen in Not.
Außerdem erschweren Zugangshürden, an Geld aus dem Härtefallfonds zu kommen. "Das ist zum Beispiel auch daran gelegen, dass man keine österreichische Kontonummer hatte und deswegen den Antrag nicht stellen konnte", wird die Domina in dem Bericht zitiert.
Laut der Aktivistin hätten viele Prostituierte bereits im ersten Lockdown Schulden angehäuft und würden sich jetzt in einer echten finanziellen Notlage befinden. "Damit steigt auch der Druck, letztendlich illegal zu arbeiten", so Prugger gegenüber dem "Standard".
8.000 Sexarbeiterinnen registriert
Daher hat Shiva Prugger die Berufsvertretung Sexarbeit (BSÖ) gegründet, um ihren Kolleginnen zu helfen. Seit August gibt es diese nun bereits. Als Vereinssitz nutzt die Berufsvertretung dabei das Beratungszentrum Sophie der Volkshilfe Wien, berichtet "ORF Wien".
Rund 1.000 Sexarbeiterinnen hat das Beratungszentrum Sophie im Jahr 2020 mit Lebensmittel versorgt, der Großteil wurde durch Spenden finanziert, heißt es in dem Bericht. Ende des Vorjahres waren knapp 8.000 Prostituierte - die meisten aus den östlichen EU-Ländern, in Österreich registriert.