Gefahr via Social Media

Sex-Erpressung von Kindern nimmt in NÖ immer mehr zu

Der psychosoziale Beratungsdienst "Rat auf Draht" warnt, denn immer mehr Kinder melden sich wegen Erpressung mit Nacktfotos über Social Media.

Niederösterreich Heute
Sex-Erpressung von Kindern nimmt in NÖ immer mehr zu
Getty Images/iStockphoto (Symbolbild)

Sextortion (eine Wortkombination aus Sex und Extortion = Erpressung) bezeichnet die Erpressung mit Nacktfotos oder -videos, vornehmlich über Social Media Plattformen. Die Anzahl der jungen Menschen, die Opfer dieser Online-Sex-Falle werden, steigt rasant, wie die Beratungen von Rat auf Draht zeigen. Auch Kinder und Jugendliche aus NÖ sind stark betroffen.

Tendenz ist steigend

"Sextortion ist bei Kindern und Jugendlichen mittlerweile die Bedrohung Nummer eins, was den digitalen Raum betrifft", sagt Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147 von Rat auf Draht. So stieg die Zahl der Gespräche zu diesem Thema 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 29,6 Prozent von 237 auf 308. Tendenz steigend: Allein im ersten Quartal 2024 gab es bereits 101 Anfragen zu Sextortion.

So gehen die Betrüger vor

Die "Masche" der Erpresser, in der Regel gut organisierte Betrügerbanden, ist immer ähnlich: Sie geben sich als Mädchen oder junge Frau aus, die mit einer ahnungslosen Person Kontakt über Social Media aufnimmt und einen Chat beginnt. Schnell geht das Gespräch in die erotische Richtung und es wird vorgeschlagen, sich gegenseitig Nacktbilder zu schicken oder sich in einem Videochat gegenseitig nackt zu zeigen, was die vermeintlich junge Frau dann selbst auch tut.

Viele Betroffene sind im ersten Augenblick natürlich geschockt und verzweifelt, doch ganz wichtig ist - keinesfalls auf die Forderungen eingehen und nicht bezahlen
Birgit Satke
Leiterin der Notrufnummer 147 von Rat auf Draht

"Viele Jugendliche gehen darauf ein, weil es aufregend ist, sie sich sicher fühlen und sich ja beide Seiten intim zeigen", so Satke. Schicken sie ihrerseits Nacktfotos von sich oder zeigen sich im Videochat nackt, wird das vom Gegenüber gespeichert, mitgefilmt oder es werden Screenshots davon gemacht.

Erpresser verschicken Nacktfotos an Bekannte

"Der Erotik-Talk nimmt dann ein abruptes Ende und die Betroffenen erhalten eine Nachricht, in der sie aufgefordert werden, innerhalb eines kurzen Zeitraums Geld zu überweisen. Bei Nichtbefolgen drohen die Erpresser, das Material zu veröffentlichen und an die Social Media Kontakte der Betroffenen weiterzuleiten", erklärt Satke. Dabei gehen die Täter immer dreister zu Werke: Wurde früher etwas zugewartet, so verleihen sie ihrer Drohung nun oft gleich zu Beginn Nachdruck und schicken die intimen Daten direkt nach Bekanntgabe der Erpressung an eine oder mehrere Personen aus dem Bekanntenkreis der Betroffenen.

Keine Scheu haben, sofort alles melden

"Viele Betroffene sind im ersten Augenblick natürlich geschockt und verzweifelt, doch ganz wichtig ist - keinesfalls auf die Forderungen eingehen und nicht bezahlen", sagt Satke. Denn die Erfahrung zeigt, dass das Bezahlen nicht vor der Veröffentlichung schützt. Ganz im Gegenteil, es folgen danach weitere Forderungen und die Erpressung endet nicht. Außerdem empfiehlt es sich, den Kontakt umgehend abzubrechen und Beweise zu sichern, etwa Screenshots vom Erpressungschat zu machen.

Wurden bereits Bilder oder Videos veröffentlicht, sollte dies sofort bei der jeweiligen Plattform gemeldet werden. Onlineplattformen sind durch das KoPl-G (Kommunikationsplattformengesetz) mittlerweile verpflichtet, Inhalte, die in Österreich strafbar sind, innerhalb von 24 Stunden zu löschen. Satke: "Eine Anzeige bei der Polizei ist ebenfalls anzuraten, da es sich hierbei um einen Straftatbestand handelt".

Diese Online-Tools schützen vor Upload:
Abhilfe schaffen können auch zwei Online-Tools, die eine Veröffentlichung der Nacktbilder oder Videos auf bestimmen Plattformen verhindern können:
"Take it down", für Personen unter 18 Jahren gedacht, verhindert den Upload von intimen Bildern oder Videos auf Instagram, TikTok, Facebook, Onlyfans, Pornhub & Co.
Stop Non-Consensual Intimate Image Sharing (STOPNCII), für Personen ab 18 Jahren, verfolgt den gleichen Zweck. Zur Nutzung dieser Tools müssen die Bilder und Videos aber noch auf einem Endgerät gespeichert sein.

red
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