Wien
Serienkiller: Schlägerei, Diebstahl, aber er blieb frei
Die Polizei nahm nach zwei Mordfällen in Floridsdorf einen Tatverdächtigen fest. Der Pole fiel in der Vergangenheit mit kleineren Delikten auf.
In Wien-Floridsdorf wurde in der Silvesternacht ein 74-jähriger Apotheker in seinem Haus ermordet. Das Opfer wies Spuren stumpfer Gewalteinwirkung auf. Nur wenige Tage später fand ein 32-jähriger Wiener seine Frau (31) zu Hause tot auf. Nach akribischen Ermittlungen der Kripo wurde am Montag klar: Es handelt sich um einen Serienkiller.
Der mutmaßliche Täter ist ein unterstandsloser polnischer Staatsbürger (50). Er soll sowohl den Apotheker als auch die 31-jährige zweifache Mutter umgebracht haben. Die Polizei nahm den Mann schließlich am Sonntag fest. Die geplante Einvernahme war bis dato allerdings nicht möglich. Der Pole tobte und verhielt sich äußerst aggressiv gegenüber den Beamten. Sogar die WEGA musste den Tatverdächtigen im Zaum halten. Und es dürfte nicht das erste Mal gewesen sein, dass der 50-Jährige völlig die Fassung verlor.
Killer lebte auf Straße, hatte eine Freundin
"Heute"-Infos zufolge soll der dringend Tatverdächtige bereits in der Vergangenheit mehrmals, zunächst in Deutschland, später auch in Österreich, in Konflikt mit dem Gesetz geraten sein. Am Floridsdorfer Spitz fristete der Verdächtige ein überaus tristes Dasein. Darüber hinaus soll er eine Beziehung zu einer Frau gehabt haben, die ebenfalls aus dem Obdachlosenmilieu stammt.
Verfahren nach Diebstählen und Körperverletzung eingestellt
Ohne Dach über dem Kopf habe er in Supermärkten Alkohol und Essen besorgt. Bezahlt habe er dafür aber nie. Doch nicht nur wegen Diebstahls, auch wegen Körperverletzung sei der Obdachlose bereits seit 2020 amtsbekannt gewesen. Die Verfahren gegen ihn wurden jedoch allesamt von der Staatsanwaltschaft eingestellt.
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Im August gab es schließlich einen fremdenrechtlichen Haftbefehl gegen den illegal in Österreich lebenden Polen. Aufgrund der fehlenden Wohnadresse gelang es den Behörden allerdings nicht, den späteren Serienkiller zu fassen. Einige Tage nach dem zweiten Mord im Jänner wurde der Verdächtige schließlich in der Nähe des Tatorts bei einem Einbruchsversuch festgenommen. Eine wichtige Rolle spielten dabei DNA-Spuren sowie Hinweise von Journalisten – "Heute" berichtete.
Motiv zu "willkürlichen Taten" weiter unklar
Dennoch fehlen bis heute wichtige Teile des Puzzles rund um den Täter. Oberstleutnant Dietmar Berger sprach am Montag von "willkürlichen Taten". Das Motiv ist bis jetzt immer noch unklar. Der 50-Jährige sitzt aktuell in der Justizanstalt Josefstadt in Untersuchungshaft. Ein Gutachten soll die Frage der Zurechnungsfähigkeit und der Gefährlichkeit klären. Für den Polen gilt die Unschuldsvermutung.