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Separatisten löschen "Verräter" ohne sein Bein

Heute Redaktion
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Die abgesetzten Minister Kataloniens haben unter der Überschrift "Die legitime Regierung" ein retuschiertes Gruppenfoto veröffentlicht – mit einem kleinen Fehler.

Die vom spanischen Senat abgesetzte Regionalregierung Kataloniens hat bereits mehrere Websites aufgeschaltet, die klarmachen, dass die Minister und der ehemalige Regionalpräsident Carles Puigdemont ihre Absetzung nicht akzeptieren. Anfangs November ging der zuvor abgeschaltete Webauftritt des Regionalpräsidenten "im Exil" erneut online. Nun hat auch die gesamte abgesetzte Regierung einen neuen Weauftritt, auf dem mit offizieller Aufmachung "Die legitime Regierung" vorgestellt wird.

Den Unabhängigkeitsbefürwortern ist beim Gruppenfoto aber ein Malheur passiert. Sie verwendeten eine retuschierte Version des alten offiziellen Fotos der Regionalregierung. Mit auf dem Original war Santi Vila, der ehemalige Minister für Unternehmensbeziehungen, der kurz vor der Unabhängigkeitserklärung des katalanischen Parlaments zurückgetreten war. Er wurde nun für den Webauftritt vom Foto entfernt. Doch bei der Bildbearbeitung ging sein Bein vergessen – es steht herrenlos hinter Puigdemont und seinem ehemaligen Vize-Präsidenten Oriol Jungqueras.

Die Gegner der Separatisten frohlockten über das Missgeschick. Einer der Schnellsten war Albert Rivera, der Parteichef der liberalen Partei Ciudadanos (Bürger), die in seiner Heimatregion Katalonien mit Inés Arrimadas die Oppositionsführerin stellen. Er schrieb auf Twitter: "Stalin war schlauer, der hätte auf seinen Fotos nie das Bein eines Verräters vergessen".

Die Websites sind im Kontext der Regionalwahl vom 21. Dezember zu sehen. Die katalanischen Parteien haben dafür am Freitag ihre Kandidatenlisten veröffentlicht fertiggestellt. Bei den Unabhängigkeitsbefürwortern stehen viele inhaftierte Regionalvertreter sowie Exilpolitiker auf den Listenplätzen.

Von den 14 Regierungsmitgliedern, die von der spanischen Zentralregierung Ende Oktober abgesetzt wurden, sind zwölf als Kandidaten auf den zwei großen Listen der Unabhängigkeitsbefürworter aufgestellt.

Dazu zählt die Liste "Gemeinsam für Katalonien", die der nach Belgien geflüchtete Puigdemont anführt. Die zweite wichtige Liste von Unabhängigkeitsbefürwortern führt Ex-Vize Jungqueras an. Seiner Bewegung Republikanische Linke Kataloniens (ERC) wird in den Umfragen ein Sieg vorhergesagt, allerdings keine absolute Mehrheit.

Knapper Ausgang

Den Unabhängigkeitsbefürwortern, die eine Mehrheit im bisherigen katalanischen Parlament hatten, stehen bei der Wahl die Unterstützer der Einheit Spaniens gegenüber, darunter die Madrider Regierungspartei PP und die Sozialisten von der PSOE. Die Umfragen sagen einen sehr knappen Ausgang der Wahl voraus. Der Wahlkampf beginnt offiziell am 5. Dezember.

Trotz eines Verbots durch das Oberste Gericht Spaniens hatte die katalanische Regierung am 1. Oktober ein Referendum über eine Abspaltung von Spanien abgehalten. Dabei sprachen sich rund 90 Prozent der Wähler für die Unabhängigkeit aus, die Beteiligung lag bei 43 Prozent. Allerdings hatte die spanische Polizei am Wahltag mit massiver Gewalt versucht, Wahllokale abzuriegeln und Wähler an der Stimmabgabe zu hindern.

Danach verabschiedete das katalanische Parlament eine Unabhängigkeitserklärung. Madrid entmachtete daraufhin die Regionalregierung und übernahm die Kontrolle über Katalonien, das damit seine Autonomierechte weitgehend verlor. Die Zentralregierung setzt zudem Neuwahlen in Katalonien für den 21. Dezember an. (mch/20 Minuten)