Wien
Sensationsfund unter Wien – Heißwasser entdeckt
Die "Zukunft der Fernwärme" könnte unter Wien entdeckt worden sein. In drei Kilometern Tiefe haben Forscher ein Heißwasservorkommen geortet.
"Großes Wärmepotenzial unter Wien entdeckt: Riesiger Erfolg der Geothermie-Forschung! Erstmals liegt eine detaillierte 3D-Karte des Untergrunds von Wien vor und: In 3.000m Tiefe haben wir ein Heißwasservorkommen geortet, das in der Zukunft der Fernwärme dienen könnte", jubelt wie Wien Energie auf Twitter. Und: "Im Aderklaaer Konglomerat in 3.000m Tiefe geht man von fast 100°C aus!", heißt es.
Der Fund geht aus einem mehrjährigen Projekt der Wien Energie mit der Universität Wien, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), dem AIT Austrian Institute of Technology und der Geologischen Bundesanstalt hervor, das bereits 2016 startete. Seit fünf Jahren erforscht das Projekt GeoTief Wien gemeinsam mit PartnerInnen aus Wissenschaft und Industrie den geologischen Untergrund im Großraum Wien.
Von Donaustadt bis Simmering
"Wien heizt heute schon sehr umweltfreundlich. Um unser Ziel zu erreichen, die Wärmeversorgung bis 2040 komplett zu dekarbonisieren, brauchen wir weitere erneuerbare Wärmequellen. An einer davon forscht Wien Energie mit dem Projekt 'GeoTief Wien' – und das mit Erfolg. Das 3D-Modell vom Wiener Untergrund ist ein Paradebeispiel für interdisziplinäre Forschung", so Peter Hanke, Wiener Stadtrat für Wirtschaft, Finanzen und Wiener Stadtwerke.
Das Potentialgebiet erstreckt sich oberirdisch von Donaustadt bis Simmering. "In diesen Gebieten sieht Wien Energie auf Basis des 3D-Modells Chancen, die Heißwasservorkommen drei Kilometer unter der Erde, für die erneuerbare Fernwärme nutzen zu können. Die Forschungen schätzen ein Potential von bis zu 120 Megawatt thermischer Leistung", heißt es in einer Aussendung. "Bis 2030 wollen wir bereits bis zu 125.000 Haushalte mit Wärme aus der Tiefe versorgen können", so Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.
16.000 kabellose Sensoren ausgelegt
Erstmalig in Österreich kamen bei der Erforschung 3D-Seismik-Messungen zum Einsatz. Dafür wurden 2017 auf einem Gebiet von rund 175 Quadratkilometern 16.000 kabellose Sensoren ausgelegt, die seismische Reflexionen aus dem Untergrund aufgezeichnet haben. Mit speziellen Fahrzeugen wurden dafür Schwingungen – ähnlich wie bei einem Ultraschall – in den Erdboden geschickt. 50 Terabyte Daten wurde anschließend analysiert.
"Die Geometrie und bisher bekannten hydraulischen Eigenschaften des Thermalwasserreservoirs sind vielversprechend. Bei einer Tiefe von rund 3.000 Metern sollte die Wassertemperatur im Aderklaaer Konglomerat bis zu 100 Grad Celsius liegen und könnte sich damit für die Nutzung für die Wiener Fernwärme eignen. Endgültige Gewissheit gibt jedoch immer nur eine Erkundungsbohrung. Bevor der Beschluss zur Umsetzung einer Geothermie-Anlage fällt, werden bis zum Frühjahr 2022 parallel zu ersten Planungsschritten noch weitere Forschungsarbeiten durchgeführt", so die Wien Energie.