Österreich

See-Killer: "Ich tötete sie nicht nur, um sie zu ess...

Heute Redaktion
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Nun sickert der wahre Grund für die Tatrekonstruktion mit dem Seekiller durch: Die Ermittler glauben ihm offenbar nicht, Zsuzsanna S. im Affekt getötet zu haben.

Die Tat war bestialisch, keine Frage, doch der mutmaßliche Täter (63) wirkt nicht wie eine Bestie. Eher wie ein verschrobener Opa. Der ist Alfred U. (sieben Enkerl) auch. „Mich könnt's ruhig fotografieren", meint er, als er gestern in Wien-Brigittenau aus einem grauen Bus der Justizwache steigt.

Aufrechter Gang, Gesicht nicht verdeckt

Er soll hier, an seiner ehemaligen Wohnadresse, bei einem Lokalaugenschein zeigen, wie er seine Zufallsbekanntschaft Zsuzsanna S. getötet hat. Im Beisein seiner Anwältin Astrid Wagner geht er aufrecht, ohne das Gesicht zu verstecken, in den Gemeindebau. Dort schildert er erschütternde Details.

"Wollte ein bisschen Haut spüren"

Am 29. März nahm er die Ungarin († 28) – er hatte sie zuvor am Westbahnhof kennengelernt mit nachhause und gab ihr seine letzten 50 Euro. Was er wollte: „Ein bisschen Zärtlichkeit, endlich wieder Haut spüren – und am Busen nuckeln."

"Heute"-Reporter Clemens Oistric: Auge in Auge mit dem See-Killer

Pferdeschwanz, graues T-Shirt, Oversized-Jeans und klobige Schuhe: Das letzte Mal in seinem Leben sah Alfred U. gestern die Freiheit – und ich sah ihn. Was ins Auge stach: Ein Mann – Mitte 60 –, der nicht verheimlichen kann, 32 Jahre seines Lebens hinter Gittern verbracht zu haben. Das vollbärtige Gesicht zwar voller Furchen, aber ohne Furcht.
Alfred U. wirkt gefasst und freundlich. Bereitwillig spricht er mit der Justiz über sein schauderhaftes Verbrechen.

Einzig mit dem Gehen plagt er sich. Doch auch die wunden Diabetiker-Füße heilen allmählich. Denn: Er liegt im Gefängnis fast den ganzen Tag im Bett. Fernseher hat er in seiner Einzelzelle keinen. Ich lese eigentlich die ganze Zeit, sagt er. Zwei bis drei Bücher sind schon drin – am Tag. Gut, dass die Häf'n-Bibliothek 4.000 Titel listet. Denn Alfred U. ist wohl gekommen, um zu bleiben

(Foto: Tageszeitung "Heute"/Sabine Hertel)

Als er sich im Schlafzimmer entblößte, begann Zsuzsanna S. erst zu lachen, dann lauthals zu brüllen: „Also habe ich sie gewürgt – so lange, bis endlich Ruhe war."

Verteidigerin: "Tat geschah im Affekt"

Im Anschluss an die "Tat im Affekt" (Zitat Anwältin Astrid Wagner) packte Alfred U. die Tote an den Schultern und schleifte sie ins Badezimmer. Dort zerteilte der 63-Järhige das Opfer mit einer Pendelhub-Stichsäge und schaffte sie – verpackt in mehrere Müllsäcke – in seinen alten Mercedes. Die zuvor für "etwas Zärtlickeit" bezahlten 50 Euro nahm er wieder an sich, bezahlte damit den Sprit, um zu seiner Schilfhütte in Rust (Bgld.) fahren zu können, wo er die zerstückelte Leiche an einer vom Ufer nicht einsehbaren Stelle im Neusiedler See versenkte. Dorthin gelangte er mit seinem Elektroboot.

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Fleisch von Opfer eingefroren: "Nicht gekostet"

Ein Detail interessiert die Ermittler beim Lokalaugenschein am Montag ganz besonders: Ein feinsäuberlich vom Knochen getrenntes Stück des Rückens faschierte er und fror es ein – „um später davon zu kosten", wie er in den Verhören mit der Kripo einräumte. Es kursierte also die Theorie, dass Alfred U. die Ungarin Zsuzsanna S. nur umgebracht hat, um sie zu essen. Der Verdächtige bestreitet jedoch vehement, ein Kannibale zu sein: „Ich hatte das eigentlich nicht geplant. Doch nachdem ich diesen Leichenteil in Wien vergessen und kein Geld mehr für eine weitere Fahrt nach Rust hatte, zerkleinerte ich das Stück Fleisch und fror es ein. Ich dachte mir dann, ich könnte es später ja einmal kosten – dazu ist es aber nicht mehr gekommen."

Justiz beschlagnahmt Hütte

An Schauplatz zwei der Tatrekonstruktion in Rust kommen schließlich Anflüge von Wehmut bei Alfred U. – für ihn gilt die Unschuldsvermutung – auf. Die Justiz beschlagnahmte nämlich die von seinen Eltern geerbte Hütte – da die Kinder des Opfers sich des Verfahrens anschlossen und wohl Schadenersatz fordern werden. Als der gebürtige Burgenländer das letzte Mal in seinem Leben über die Türschwelle tritt, erzählt er seiner Anwältin Astrid Wagner noch stolz, dass er erst kürzlich Renovierungsarbeiten vorgenommen und liebend gerne mit seinen Enkelkindern hier gespielt hat.

See-Killer: "Mensch sein am Felsen"

„Aber ich weiß auch", sagt Alfred U., "dass ich nie wieder in meinem Leben freikommen werde". Einen Wunsch hat der erst im Oktober 2016 bedingt aus dem Maßnahmenvollzug Entlassne dennoch: Alfred U. will zurück in den berüchtigten Häf'n Krems-Stein („Felsen"). Denn, so der mehrfach vorbestrafte Gewalttäter: „Ich will wieder Mensch sein. Am ‚Felsen' habe ich mich als Häftling in den Neunziger-Jahren am wohlsten gefühlt. Hier waren die Beamten am nettesten."

Die Videos: Tatrekonstruktion in Wien und Rust

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