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"Scorn" im Test – schön schaurig und jetzt für PS5

Lange mussten sich PlayStation-Fans gedulden, doch nun gibt es den Horror-Hit "Scorn" auch für sie – samt Bonus durch die DualSense-Unterstützung.

Rene Findenig
"Scorn" im Test – schön schaurig und jetzt für PS5
"Scorn" im Test – schön schaurig und jetzt für PS5
Ebb Software

Publisher Kepler Interactive und Entwicklungsstudio Ebb Software haben das Horror-Game "Scorn" auf Xbox-Konsolen und dem PC zu einem echten Videospiel-Hit gemacht – der Titel staubte bereits Auszeichnungen bei den "Game Awards" und den "Golden Joystick Awards" ab. Nun gibt es "Scorn" endlich auch für PlayStation-Konsolen, wobei inhaltlich zwar nichts neu ist, dank DualSense-Unterstützung auf der PlayStation 5 der Schocker aber noch mehr gruselt. "Scorn" begeisterte vor allem deswegen, weil hier schaurige Rätsel mit einem ganz eigenen Grafikstil, der der Feder von Kult-Künstler H. R. Giger entsprungen sein könnten, verbunden werden. Das sieht einfach fantastisch aus – und spielt sich so. Doch worum geht es?

Diese Frage ist gar nicht leicht zu beantworten, denn vieles zur Story, aber auch die Handlungen im Gameplay, überlassen die Macher der Fantasie der Spieler. In der Ich-Perspektive wachen wir nackt und verletzt in einer düsteren Welt auf, die stark an die "Alien"-Filme erinnert. Atmosphärisch ist das gewaltig gut und die beklemmende Stimmung wird sofort spürbar – was wir allerdings tun sollen und wozu da führen wird, ist ein vollkommenes Rätsel. So ist es auch kein Wunder, dass manche Spieler "Scorn" bereits nach fünf Stunden durchgezockt haben, während andere die Lösung eines Rätsels oder den Weg durch die Gänge auch noch nach über zehn Spielstunden sucht. Selbst an einer Handlung kann man sich nicht wirklich orientieren.

Die einen werden es lieben, die anderen hassen

Will "Scorn" eine Geschichte erzählen, dann tut es der Titel durch die düsteren und extrem detailliert gestalteten Horror-Räume, die mal komplett leblos, mal wie ein zuckendes Lebewesen wirken. Ekel, Schrecken, Angst inklusive – kaum ein Spiel schafft es, alleine durch seine Spielwelt so starke Gefühle auszulösen. Entsprechend werden auch die Meinungen der Spieler auseinandergehen – wer auf einzigartige Grafik und atemberaubende Kulissen abfährt, wird "Scorn" lieben. Wer dagegen gerne eine spannende Story vorgekaut bekommt und zudem noch klare Missionsziele haben will, wird das Spiel hassen. Selbst das Genre lässt sich nicht so leicht bestimmen – "Scorn" ist mal Shooter, Puzzler, Survival und auch mal Adventure.

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    Publisher Kepler Interactive und Entwicklungsstudio Ebb Software haben das Horror-Game "Scorn" auf Xbox-Konsolen und dem PC zu einem echten Videospiel-Hit ...
    Publisher Kepler Interactive und Entwicklungsstudio Ebb Software haben das Horror-Game "Scorn" auf Xbox-Konsolen und dem PC zu einem echten Videospiel-Hit ...
    Ebb Software

    In jedem Raum von "Scorn" ändert sich das Gameplay und die Thematik etwas – auch Zwischensequenzen, an denen man sich in Sachen Handlung orientieren könnte, fehlen zwischen den Abschnitten. So irrt man durch eine Spielwelt, deren Räume zwar vom symmetrischen Aufbau und steinernen und metallischen Strukturen vertraut wirkt, durch damit verwachsene Organe, Fleischstücke und organische Elemente, die man gar nicht so genau erkennen will, chaotisch entstellt wird. Hätte der Wahnsinn ein Zuhause, es würde wohl so aussehen. Was "Scorn" so beängstigend macht, sind keine Jumpscares, sondern die Spielwelt mit irren grauenhaften Instrumenten und Apparaten, mit denen wir interagieren, ohne ihren Sinn zu kennen.

    Dichte Atmosphäre, nichts stört das bizarre Bild

    Entsprechend gibt es in "Scorn" auch keinen roten Faden bei der Handlung, der sich durch das Game zieht – und das Ende kommt etwas überraschend, lässt zudem viele Fragen offen, die sich die Spieler selbst beantworten müssen. Eine Überraschung wartet auf die Zocker kurz vor Ende aber dennoch. Sehr speziell ist aber nicht nur das Setting und die Grafik, auch das Gameplay trägt zur grandios-gruseligen Atmosphäre bei. Es gibt keine ständig eingeblendeten Schadens- oder Gesundheitsbalken und -werte, keinen Missionsziel-Marker und keine Munitions-Anzeige – teils werden diese nur kurz in jenen Situationen sichtbar, in denen man eben Schaden nimmt oder schießt, ansonsten aber stört nichts das bizarre Bild. 

    Und auch der Sound wurde perfekt passend umgesetzt – düstere Klänge sind nur im Hintergrund zu hören und drängen sich nie auf, Effekte wie stapfende Schritte im Blutmatsch und das Knarren von fleischgewordenen Maschinen jagen uns ständig einen Schauer über den Rücken. Und auch wenn man sich zum Start in einen "Walking Simulator" versetzt fühlt, hat "Scorn" mehr als nur Suchen und Herumrennen in den linearen Levels zu bieten. Was, auch das muss der Spieler in der Ego-Perspektive selbst herausfinden, denn wohin man soll, wie man mit den Rätseln und Maschinen interagiert und was beispielsweise passiert, wenn wir unsere Arme mit einer biomechanischen Instrumententafel verschmelzen, ist nicht klar.

    Gegner gibt es, zum Shooter wird das Game aber nicht

    Gleichzeitig bleiben die Gameplay-Möglichkeiten des Titels immer sehr beschränkt, denn man darf zwar mit den Objekten der Spielwelt interagieren und die grauenhaften Gänge ablaufen, springen, schwimmen oder klettern kann unser namenloser und stummer Protagonist allerdings nicht. Und auch keine Erzählstimme springt ein, um uns zu erklären, was da gerade passiert. Irgendwann im Spielverlauf fällt euch schließlich eine Art Schlüssel in die Hände, der je nach aufgeleveltem Zustand mehr und mehr Türen öffnen kann. Mehrmals kommt es vor, dass man sich minutenlang an Rätseln den Kopf zerbricht – da die Puzzles aber auch per Ausprobieren gelöst werden können und die einzelnen Level nicht allzu groß sind, steckt man nie fest.

    Gelegentlich kommt es außerdem vor, dass bizarre Wesen im nächsten Gang auf uns zukriechen oder wortwörtlich aus den biomechanischen Wänden geboren werden – sie dienen als Feinde des Spiels. Zu einem echten Shooter wird "Scorn" nach diesen gescripteten Szenen nie, denn mit nur fünf gelegentlich Gegnertypen und einem sehr simplen Gunplay steht eher der Schreck als das Schießen im Vordergrund. So zerplatzen einige Feinde direkt beim ersten Schuss aus unserer grauenhaft blutig-schleimigen Waffe sofort, anderen muss einfach nur ausgewichen werden, bis wir ihnen genug Schaden zugefügt haben. In manchen Situationen müssen die Feinde auch gar nicht bekämpft, sondern können einfach umschlichen werden.

    "Scorn" im Test – schön schaurig und jetzt für PS5

    Anfangs bleibt man auf eine Nahkampfwaffe beschränkt, später bekommt man auch noch eine Fleisch-Pistole und ein Organ-Gewehr in die Hand gedrückt, die man an Terminals mit etwas Munition bestücken kann. Und was, wenn wir Schaden nehmen? Dann wird es nicht weniger ekelhaft, denn unser Protagonist drückt sich eine schleimige, sich windende Masse in den Körper, die wir weder identifizieren können, noch wollen. Stirbt man dennoch irgendwann den Spieltod, kann das etwas frustrierend sein, denn "Scorn" geizt mit Checkpoints und lässt euch daraufhin oft minutenlange Passagen wiederholen. Wer sich an einer bestimmten Stelle schwertut, hat übrigens Pech gehabt, denn einstellbaren Schwierigkeitsgrad gibt es keinen.

    Muss man eine "definitive" Version von "Scorn" nennen, ist es wohl die neue für PlayStation 5. Der Grund: Das Spiel läuft superflüssig mit 60 Bildern pro Sekunde und sieht in 4K fantastisch aus. Und dank Unterstützung des DualSense-Controllers spürt man nun durch Vibrations-Feedback und adaptiven Trigger-Tasten richtiggehend den Horror, wenn man die Hand in die nächste biomechanische Apparatur rammt oder den Abzug der Waffe drückt. "Scorn" mag kein Spiel für jeden Zocker sein, wer aber auf Rätsel und Horror steht und von der eher kurzen Spielzeit nicht abgeschreckt ist, findet ein atmosphärisches Meisterwerk vor, das es in dieser Form kein zweites Mal gibt. Aber seid gewarnt, "Scorn" kann für bizarre Albträume sorgen.