Wien

Schwangere: "Ich lasse mich für mein Kind impfen"

Wien ist die erste Stadt in Europa, die auch Schwangere impft. 2.864 haben sich vorgemerkt, in "Heute" erzählen drei Frauen ihre Beweggründe.

Isabella Kubicek
Teilen
Bojana D. (41) hat am Donnerstag ihre erste Corona-Schutzimpfung erhalten.
Bojana D. (41) hat am Donnerstag ihre erste Corona-Schutzimpfung erhalten.
Denise Auer

Menschen, die bereits um 8 Uhr in Scharen ins Austria Center Vienna (Donaustadt) strömen, sind an sich nichts Ungewöhnliches, seitdem die Stadt dort ein Impfzentrum eingerichtet hat. Und trotzdem war es am Donnerstag anders als sonst: Zwischen den vielen Impfwilligen blitzten immer wieder kleine und größere Babybäuche hervor. Es war der erste Tag, an dem Wien auch Schwangere geimpft hatte.

1.031 Schwangere haben gestern die Möglichkeit der Stadt angenommen und eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Insgesamt haben sich laut Gesundheitsdienst 2.864 Frauen vorgemerkt, 1.767 von ihnen haben auch einen Termin ausgemacht, 1.097 noch nicht. Plätze gibt es jedenfalls. Die Stadt hat 5.000 Termine für die Gruppe freigeschaltet (wie berichtet).

Schwangere werden vor Ort beraten

Eine von ihnen ist Cornelia P. Die 25-Jährige ist in der 28. Woche schwanger und hat sich sofort nach Freigabe der Termine für die Impfung angemeldet. "Ich dachte mir, je besser es mir geht, desto besser geht es auch meinem Baby", zögerte die Wienerin keine Minute. "Vorher habe ich mich mit meiner Gynäkologin beraten, die mir auch dazu geraten hat".

"Direkt vor der Impfung stehen vor Ort auch Mediziner für etwaige Fragen zur Verfügung", erklärt Landeschefärztin Susanne Drapalik vom Arbeiter-Samariterbund. "Es hat sich gezeigt, dass die Beratungen sehr gerne in Anspruch genommen werden, wir haben das Personal daher aufgestockt". Zudem erhalten alle Mamas ein Infoblatt, das die Stadt extra für Schwangere aufgesetzt hat. Darin wird informiert, welche Medikamente bei etwaigen Beschwerden geeignet sind und an welche Stellen man sich bei ebensolchen Beschwerden zur raschen Abklärung wenden kann.

1/5
Gehe zur Galerie
    "Eine Corona-Infektion kann bei Schwangeren eine Frühgeburt auslösen und oft sind die Verläufe schwerer als bei gleichaltrigen Personen", weiß Susanne Drapalik, Landeschefärztin des Arbeiter-Samariterbundes.
    "Eine Corona-Infektion kann bei Schwangeren eine Frühgeburt auslösen und oft sind die Verläufe schwerer als bei gleichaltrigen Personen", weiß Susanne Drapalik, Landeschefärztin des Arbeiter-Samariterbundes.
    Denise Auer

    Wienerin hat "Risiken abgewogen"

    Ausführlich beraten ließ sich gestern auch Janina K. (30), die Wienerin ist in der 20. Woche. "Ich habe lange gezögert, habe mich informiert und mit meiner Gynäkologin und Hebamme Rücksprache gehalten", erzählt sie. "Am Ende habe ich die Risiken abgewogen. Durch meinen Job, den ich sehr gerne mache, und meiner großen Familie, habe ich zu vielen Menschen Kontakt. Da wollte ich einfach sicher gehen", begründet die Wienerin ihre Entscheidung.

    Wohin eine Coronainfektion während einer Schwangerschaft führen kann, weiß Bojana D. (41). Die ältere Tochter ihres Gatten steckte sich letztes Jahr, damals im siebten Monat schwanger, mit dem Virus an und landete im Spital. "Sie und das Baby haben es gut überstanden, aber es hat uns sensibilisiert", erzählt ihr Mann. Bojana D. ist in der 37. Woche und glücklich, dass sich der erste Stich noch vor der Geburt ausgegangen ist. "Ich lasse mich für mein Kind impfen. Dadurch kann ich Antikörper weitergeben." Angst vor etwaigen Nebenwirkungen hat sie keine. "Erfahrungsgemäß sind sie nicht anders als bei Nicht-Schwangeren", ist sich die Wienerin sicher.

    Wissenschaftliche Begleitung

    Wissenschaftlich begleitet werden die Covid-Schutzimpfungen bei Schwangeren von einem Team des Wiener Gesundheitsverbundes. "Auf unsere Initiative hat das Nationale Impfgremium Ende April Schwangere als Priorisierungsgruppe in den Impfplan aufgenommen", erzählt Miriam Hall, selbst Assistenzärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Klinik Ottakring. Das Haus ist die erste Anlaufstelle für alle Covid-positiven Schwangeren.

    Ziel der wissenschaftlichen Begleitung, wofür sich Schwangere vor Ort anmelden können, ist es, "das Wissen zur Impfung von Schwangeren zu sammeln und auch anderen Ländern zur Verfügung zu stellen", so Hall. Die Medizinerin erklärt, dass die zweite Impfung auch nach der Geburt stattfinden kann. "Es spricht nichts dagegen, sich noch im Wochenbett impfen zu lassen. Auch Stillen ist nach der Impfung kein Problem. Im Gegenteil, mehrere Studien zeigen, dass dadurch Antikörper von der Mutter auf das Kind übertragen werden, die das Kind schützen".

    Wie wichtig die Impfung für Schwangere ist, weiß auch Susanne Drapalik: "Eine Corona-Infektion kann bei Schwangeren eine Frühgeburt auslösen und oft sind die Verläufe schwerer als bei gleichaltrigen Personen".