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Schule verbannt drei Lieder von Adventsfeier
Eine Ostschweizer Schule veranstaltet jährlich eine Adventsfeier. Gewisse Weihnachtslieder sind dort fortan nicht mehr erwünscht, da sie nicht "alle Kulturen ansprechen" würden.
Die Leitung des Mattschulhauses in Wil (Schweiz) verschickte kürzlich ein Mail an alle Lehrer. In diesem wurde ihnen mitgeteilt, dass an der diesjährigen Adventsfeier am 20. Dezember drei Weihnachtslieder nicht mehr gesungen würden – aus "Rücksicht gegenüber anderen Kulturen und Religionen", wie es im Mail heißt. Die Lieder würden ersetzt. Und weiter: "Auch weitere Beiträge für die Weihnachtsfeier müssen so gestaltet sein, dass sich alle Kulturen angesprochen fühlen können."
Bei den gestrichenen Weihnachtsliedern handelt sich um "Go Tell It On The Mountain", "Fröhliche Weihnacht überall" sowie "S grööschte Gschänk". Die bekannten Lieder thematisieren die Geburt Jesu.
Probleme bei vergangenen Feiern
"Go Tell It on the Mountain", das etwa von Frank Sinatra im Duett mit Bing Crosby vertont wurde, sowie "Fröhliche Weihnacht überall" stehen im Schweizer Kanton St. Gallen im offiziellen Mittelstufen-Singbuch. Dass die Kinder der Ostschweizer Schule die Lieder nun nicht mehr singen, gründet laut Insider E. F.* darauf, dass es in den vergangenen Jahren zu Problemen gekommen sei.
So soll ein Vater vor zwei Jahren während des Weihnachtskonzerts einer Klasse aufgestanden sein und lautstark reklamiert haben. Er habe sich über die Liedauswahl beschwert, wo sich im Raum doch mehr Muslime als Christen befunden hätten. Auch im vergangenen Jahr habe ein Vater reklamiert, der allerdings nicht muslimischen Glaubens gewesen sei. Dazwischen habe es einen Schulleiterwechsel gegeben.
"Der angepasste Vorschlag führt zu stimmigem Liederprogramm"
Laut dem Insider können einige Lehrpersonen den Lied-Entscheid nicht nachvollziehen: "Wahrscheinlich wollte der neue Schulleiter sich mit dem Liederkanon für die Feier nicht noch einmal auf Glatteis begeben", spekuliert F. Das Lehrpersonal sei nicht in die Entscheidung miteinbezogen worden, die Lieder zu streichen.
In den Entscheid war der Leiter Bildung der Stadt Wil miteinbezogen. Dieser reagierte bis am Montagabend nicht auf eine Anfrage der Schweizer "20 Minuten". Schulleiter Tobias Mattes schreibt hingegen: "Wir planen die Feier jeweils gemeinsam im Team. Dabei wird auch rege darüber diskutiert, wie wir alle mit einbinden können." Das Programm solle ausgewogen sein. In der Vergangenheit habe es bereits Kritik von Eltern gegeben, "unabhängig von einer Religionszugehörigkeit".
Islamische Organisationen haben nichts gegen Weihnachtslieder
Man achte darauf, traditionelle wie auch neue Lieder für die Kinder auszuwählen, so Mattes. "Es gab einen Vorschlag, der angeschaut und angepasst wurde, so dass wir ein stimmiges und feierliches Liederprogramm haben werden." Auch traditionelle Weihnachtslieder wie "Stille Nacht" würden weiterhin gesungen. Welche Lieder neu im Programm sind, teilte er nicht mit.
Farhad Afshar, Präsident der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz, ermuntert die Schulen, an den christlichen Liedern festzuhalten: "Aus unserer Sicht ist es sehr bedauerlich, wenn in einem christlichen Land keine christlichen Lieder mehr gesungen werden." Wenn sich Muslime daran stoßen würden, so gehe das auf den salafistischen Einfluss zurück.
Der Entscheid der Schulleitung zeuge von Unkenntnis über den Islam. Vielerorts in der islamischen Welt würden die Muslime mit den Christen feiern und etwa ihre Geschäfte schmücken. E. F. fragt sich derweil, ob die Weihnachtsfeier nicht per se gestrichen werden müsste oder die Adventsfeier nur noch für Kinder aus dem christlichen Kulturkreis stattfinden sollte.
* Initialen geändert