"Wir sind eine Brennpunktschule", sagt Michaela Rieger, Direktorin der Mittelschule Kölblgasse im 3. Bezirk. Allseits bekannte Probleme, die es seit längerem in Wiener Schulen gibt, stellt auch diese Mittelschule vor Herausforderungen.
"Es findet meist in Phasen statt. Wir hatten durchaus schon ruhigere Zeiten", sagt die Direktorin. Zuletzt haben die Probleme im Schulalltag aber wieder zugenommen. Verschiedene Kulturen prallen aufeinander. Es kommt zu Konflikten.
"Wir haben Eltern, die sich nicht genügend um ihre Kinder kümmern. Wir haben auch Schüler, die ein respektloses Verhalten an den Tag legen. Und ja, wir haben auch schon Gewaltsituationen unter den Schülern erlebt", berichtet Rieger.
Finni (13), Mirjam (12) und Selin (12) gehen in die 3b. Gruppen haben sich untereinander in der Klasse gebildet, naturgemäß kommt es da manchmal zu Konflikten, erzählen sie. Im Großen und Ganzen sei der Schulalltag aber harmonisch. "Wir verstehen wir uns alle eigentlich ganz gut", erzähle sie. Bei Problemen oder Konflikten wenden sie sich an den Klassenvorstand, der die Situation dann regelt. Das funktioniere in den meisten Fällen.
Ähnlich sehen es auch Yehol (12) Oman (13) und Michael (12) aus der 2. Klasse. "Wir verstehen uns gut. Manchmal gibt es aber schon Streit", sagt Yehol. Dann komme der Lehrer und es wird sich wieder vertragen. "Erst gestern hat jemand einen anderen geschlagen", berichtet Oman. Auch dieser Konflikt konnte mithilfe des Lehrpersonals gelöst werden.
Um die Probleme langfristig in den Griff zu bekommen, ist die MS Kölblgasse heuer Teil des Projektes "Respekt: Gemeinsam stärker" der Stadt Wien. Dabei soll Zusammenhalt, Klassengemeinschaft und Respekt gelernt und wieder im Schulalltag etabliert werden. Unter der Leitung des Vereins Wiener Jugendzentren und unterstützt von Experten, wird die Schule über das Jahr begleitet. Verschiedene Workshops und Projekttage finden statt. Dabei werden gezielt soziale Kompetenzen gestärkt. Auch Gewaltprävention findet statt.
"Gleich in der ersten Woche gab es ein Waldprojekt für die 1. Klasse. Das war wirklich toll, denn dabei konnten auch die Kinder, die noch nicht gut Deutsch konnten, gut mitmachen und sprachliche Barrieren wurden überwunden", erzählt Direktorin Rieger. Das "Respekt"-Projekt findet bereits zum dritten Mal statt. Insgesamt nehmen zehn Schulen teil. In 20 Schulen wurde es schon erfolgreich umgesetzt. 83 Prozent der Lehrpersonen, die teilgenommen haben, erkennen einen Mehrwert durch das Projekt für ihre Schule.