Nervig und gefährlich

"Schon Erstklässler haben Smartphones in der Schule"

Eine Schulleiterin beschreibt den Handy-Exzess schon in der Volksschule. Ein Bundesland will Smartphones in Klassen verbieten.

Michael Pollak
"Schon Erstklässler haben Smartphones in der Schule"
Eine Direktorin beschreibt unglaubliche Szenen in den Klassen (Symbolbild).
iStock

Im Jahr 2007 wurde das erste iPhone in Kalifornien vorgestellt – damals ein Luxusprodukt. Mittlerweile überfluten Smartphones alle Bereiche des Lebens. Sogar die Volksschulen. "Auch das ist bei uns ein Problem – schon die Erstklässler kommen mit ihnen in die Schule", sagt eine Direktorin einer Volksschule in Wien zu "Heute".

Manche nennen es Digitalisierung, das hier nennt die Schulleiterin – die anonym bleiben will – illegal: "Die Kinder zeichnen mittlerweile ganze Schulstunden auf – per Smartwatch oder Handy, ohne um Erlaubnis zu fragen. Falls sie in der Schule etwas nicht verstanden haben, können sie es sich in Ruhe daheim anhören."

Kinder gehen regelmäßig auf die Toilette ... um zu telefonieren

Nervig und störend sind auch die Mamas und Papas: "Helikoptereltern rufen täglich an, um zu erfahren, ob ihr Kind auch wirklich in der Schule angekommen ist", beschreibt die Direktorin den Alltag in den ersten vier Schulklassen. "Manche gehen regelmäßig aufs Klo, um die Eltern anzurufen."

Der Widerstand gegen Mobiltelefone wird größer.  "Aus entwicklungspsychologischer Sicht sind Mobiltelefone während des Unterrichts bedenklich", sagte bereits im Februar der steirische ÖVP-Bildungslandesrat Werner Amon. Das Land prüft gerade, ob es ein landesweites Handyverbot in Pflichtschulen einführen kann. "Das wird voraussichtlich noch ein Semester in Anspruch nehmen", heißt es aus dem Büro des Politikers zu „Heute".

Schulstart in Wien 2024/25

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    Klassenlehrerin Nina Havenga lernte ihre Schüler kennen.
    Klassenlehrerin Nina Havenga lernte ihre Schüler kennen.
    Helmut Graf

    Smartphones sind nicht nur Ablenkung, sie stellen im Extremfall eine Gefahr in den Klassen dar. Soziale Medien werden häufig als Mobbing-Instrument genutzt.  24 % der Schüler leiden unter Mobbing per Social Media, das belegen Zahlen einer Jugendstudie für die Kinder- und Jugendanwaltschaft (1.000 Interviews mit 14- bis 18-Jährigen).

    "Sie verstärken das raue Klima"

    Expertin Denise Schiffrer-Barac von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark über den negativen Einfluss von sozialen Medien: "Sie verstärken das raue Klima. Im digitalen Bereich sinken die Hemmschwellen ganz besonders. Die Jungen unterscheiden nicht mehr zwischen der echten und der digitalen Welt."

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      <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
      21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
      REUTERS

      Auf den Punkt gebracht

      • Eine Schulleiterin in Wien berichtet von einem zunehmenden Handy-Exzess bereits in der Volksschule, wo selbst Erstklässler Smartphones mitbringen und diese für Aufnahmen und Telefonate nutzen
      • Angesichts der damit verbundenen Ablenkungen und Gefahren, wie Mobbing über soziale Medien, prüft ein Bundesland ein mögliches Handyverbot in Pflichtschulen
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