Oberösterreich

"Schocknachricht" – beliebtes Skigebiet sperrt fix zu

Die Enttäuschung ist riesengroß. Monatelang hat das Skigebiet Kasberg in Oberösterreich ums Überleben gekämpft. Vergebens, nun ist das Aus fix.

Peter Reidinger
Ein Bild aus besseren Tagen: Großer Andrang am Kasberg in Oberösterreich.
Ein Bild aus besseren Tagen: Großer Andrang am Kasberg in Oberösterreich.
Wolfgang Spitzbart

Klaus Kramesberger, der Bürgermeister von Grünau im Almtal (Bezirk Gmunden), spricht von einer "Schocknachricht!" Er sei vom Vorgehen der Verantwortlichen überrascht und enttäuscht. Völlig erschüttert war am Donnerstag in der Früh auch der Wirt des Hochberghauses am Kasberg, Hermann Hüthmayr. 

Er habe nie geglaubt, dass es wirklich so weit kommen könnte. Er habe bis zuletzt Hoffnung gehabt, immerhin hätten sehr viele Oberösterreicher am Kasberg Skifahren gelernt. "Wie’s mit mir weitergeht nach 50 Dienstjahren und vielen Ehrungen, die ich jetzt zurückgeben werde, wie’s jetzt mit dem Hochberghaus weitergehen wird, da müssen wir nachdenken. Ich weiß es nicht", zitiert ihn der ORF am Donnerstag. Er werde jetzt einmal normal arbeiten. "Aber mit so einem Widerwillen, wie ich in meinem Leben noch nie gearbeitet hab!"

"Keinen Cent Corona-Hilfen"

Die SPÖ übte in einer Aussendung scharfe Kritik an Landesrat Markus Achleitner (ÖVP). "Noch vor seinem Termin am 13. Juli 2023 mit den Betroffenen vor Ort lässt Achleitner über ORF OÖ-Online ausrichten, dass er dem beliebten Wintersportgebiet den unterstützenden Betrag von dreihunderttausend Euro verweigern wird. Damit versetzt er dem Kasberg den Todesstoß, während dieselbe ÖVP OÖ bei der Bruckner-Universität einfach aus der Hüfte einen Betrag von 1,5 Millionen Euro nachschießt. Das ist parteipolitisch motivierte Willkür bei Landesförderungen", so Lindner.

Im vergangenen Betriebsjahr verzeichneten die Kasberg-Lifte einen Verlust von 1,3 Millionen Euro. Das Land will aber maximal eine Million zuschießen, nun droht die Insolvenz. Lindner: "Was Achleitner aber verschweigt, ist, dass die Kasberg-Skilifte keinen Cent Corona-Hilfe von Seiten des Landes Oberösterreich erhalten haben, obwohl immer betont wurde, dass die 300 Millionen Euro Corona-Hilfe aus Landesgeldern genau solche Lücken verhindern soll". Das Land OÖ solle das Gebiet übernehmen, so Arbeitsplätze retten und den Übergang hin zu sanftem Tourismus begleiten.

Auch FPÖ übt Kritik

Auch die FPÖ schießt sich auf die ÖVP ein. "In zahlreichen Terminen haben wir viele Vorschläge geliefert. Geschehen ist in den letzten Jahren von den handelnden Personen allerdings zu wenig." Es brauche ein zukunftsfähiges und vernünftiges  Konzept, das mit allen Beteiligten gemeinsam erarbeitet wird.

Nun sei entscheidend, wie der angesetzte Termin am 13. Juli abläuft. "Das wird die entscheidende Beurteilungsgrundlage – nicht nur im Hinblick auf das Steuergeld, sondern auch auf die Ausrichtung des Almtals."

Das sagt Achleitner

Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) betont in einer Aussendung, dass das Land OÖ laut geltendem Landtagsbeschluss nicht mehr als eine Million zuschießen könne. Deshalb sei die Insolvenz unausweichlich. Und: "Auch der Landesrechnungshof hat festgestellt, dass eine Fortführung des Status quo nicht zielführend ist".

Minimalziel müsse sein, dass die Betreibergesellschaft den laufenden Betrieb selbst abdecken kann, so der Rechnungshof. "Laut den vorliegenden Konzepten wäre das aber nur realistisch, wenn ergänzend auch ein Sommerbetrieb möglich ist. Dafür gibt es aber keine Zustimmung der betroffenen Grundbesitzer".

Achleitner: "Es sollten jetzt alle Möglichkeiten genutzt werden, um den Tourismus in der gesamten Region Almtal-Kasberg zu stärken. Mit der wunderschönen Natur, dem Almsee, dem Tierpark und vielen weiteren Angeboten gibt es ein großes Potenzial für einen ganzjährigen sanften Tourismus, das auch entsprechend genutzt werden sollte".

Das ist der Hintergrund der Streitereien

Hintergrund sind Streitereien mit fünf Grundstücks-Eigentümern. Im Kern geht es darum, dass das Land OÖ in das Gebiet nicht mehr investieren will, wenn es keinen Sommerbetrieb (Wanderer, Biker) gibt. "Wir werden alles tun, um Tourismus weiter zu ermöglichen", so Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) im März bei einem Pressetermin. Er meinte schon damals auch: "Die Lage ist ernst."

Aber warum wehren sich die fünf Grundstücks-Eigentümer gegen den Sommerbetrieb? Offiziell ist von ökologischen Gründen die Rede. Was allerdings ebenfalls dahinterstecken dürfte: Das Gebiet um Grünau ist ein beliebtes Jagdrevier. Und mit privaten Jagden lässt sich offenbar mehr Geld machen als mit Wanderern und Mountainbikern.

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