Sonderanstalt Wilhelmshöhe
Schloss mit Garten – ist das Josef Fritzls neuer Häf'n?
Josef Fritzl könnte bald in eine Sonderkrankenanstalt übersiedeln. Vom "Horror-Vater von Amstetten" geht laut Gericht "keine Gefährlichkeit" mehr aus.
Mit 89 Jahren wird "Grusel-Greis" Josef Fritzl aus dem Maßnahmenvollzug entlassen und in den Normalvollzug überstellt. Das hatte der Drei-Richter-Senat des Landesgerichts Krems Mitte Mai entschieden, weil von ihm "keine Gefährlichkeit" mehr ausgehen würde.
Aufgrund seines fortschreitenden körperlichen Verfalls – er benötigt teilweise einen Rollator – und seiner Demenz-Erkrankung dürfte der Inzest-Verbrecher aber nicht in eine normale Justizvollzugsanstalt überstellt werden, sondern eine Sonderbehandlung bekommen. Derzeit befindet sich Fritzl noch in der Krankenabteilung der Justizanstalt Krems-Stein.
In den kommenden Wochen soll dann fix die Entscheidung fallen, wohin er verlegt wird. Tullnerbach wäre die wahrscheinlichste nächste Adresse für den Niederösterreicher.
Blick auf die Sonderkrankenanstalt Wilhelmshöhe
Von Stein ins Heim?
In der dortigen Sonderkrankenanstalt und Lungenheilstätte Wilhelmshöhe, einer Außenstelle der Justizanstalt Josefstadt, könnte Fritzl dann seine letzten Jahre verbringen. Es ist die einzige Einrichtung der Justiz bundesweit, die auf so gesundheitlich bediente Senioren spezialisiert ist.
Wer auf der Wilhelmshöhe landet, ist "zu gut beisammen für einen Akutaufenthalt in einem Spital, aber zu schlecht für den normalen Vollzug", beschrieb Primar und Lungenfacharzt Friedrich Knechtel 2015 gegenüber dem "Standard" die Insassen. "Obwohl sie alt und gebrechlich sind, werden viele nicht entlassen, weil das Delikt als so schwerwiegend eingestuft ist."
Von außen könnte die Einrichtung als idyllisches Schloss im Grünen durchgehen – wären da nicht die dicken Gitterstäbe vor den Fenstern und ein mit mehreren Reihen Stacheldraht bewehrter Zaun. Neben starken Medikamenten finden die wenigen Dutzend Häftlinge hier vor allem eines: Ruhe.
In der "Standard"-Reportage wurde auch der Alltag der Insassen beschrieben: Zum Frühstück wurde Kuchen, Kaffee und Honig gereicht, ab 10.30 Uhr gab's täglich eine Stunde Ausgang im begrünten Hof samt Schachbrett und Tischtennistisch. Wer im gelockerten Vollzug einsaß, konnte auch Gemüse garteln oder in einer Werkstatt basteln.
Auf jedem Stockwerk gab es frei zugängliche Telefone, die Häftlinge auch jederzeit benutzen durften. Besuch war aber nur am Wochenende erlaubt.
Von der Qualität und dem Komfort eines Altersheimes sei man jedoch weit entfernt, stellte der Primar damals das irrige Bild der öffentlichen Wahrnehmung klar. Dazu fehle es in der Einrichtung an speziell geschultem Personal für die altersgerechte Betreuung. Und: "Die Insassen haben teilweise noch Jahre ohne Aussicht auf Entlassung vor sich, können sich nicht frei bewegen. [...] Einschlusszeit ist 14.30 Uhr."