Oberösterreich
Schlepper (21) verwendete diese ungewöhnliche Methode
Nicht mit einem Auto, sondern mit dem Zug schleppte ein Syrer Illegale innerhalb von Österreich und auch nach Deutschland. Nun geht er hinter Gitter.
Da staunten die Zuhörer am Montag beim Prozess in Linz nicht schlecht: Sie hatten vermutlich einen Mann erwartet, der illegale Einwanderer per Kastenwagen über die Grenze bringt. So wie man das schon unzählige Male gehört hat.
Auf der Anklagebank nahm aber ein 21-jähriger Syrer Platz. Seine Geschichte: Er soll im November und Dezember rund 30 Schlepperfahrten durchgeführt haben. Der Mann pferchte die illegalen Einwanderer aber nicht in ein Auto oder einen Kastenwagen, sondern stieg mit ihnen ganz einfach in den Zug.
Seine Methode: Er holte die Flüchtlinge von der Wohnung eines Freundes ab, kaufte für sich und seine Begleiter Tickets und brachte diese dann an ihr Ziel. "Teilweise habe ich die Leute nur von Linz nach Wien oder umgekehrt begleitet. Ab und zu war aber auch Deutschland das Ziel der Schlepperfahrten", gestand der junge Mann.
Pro Fahrt hatte er zwischen zwei und fünf Personen im Schlepptau. Die Staatsanwaltschaft warf ihm deshalb Schlepperei vor. Auch wenn der Verurteilte womöglich nur ein kleiner Fisch in einer international operierenden kriminellen Vereinigung sei, so die Staatsanwältin. Die Maximalstrafe liegt hier bei bis zu zehn Jahren Haft. Der Syrer zeigte sich geständig.
Dass hinter dem Verbrechen eine menschliche Tragödie steht, wurde während des Prozesses schnell klar.
Er hat eine beschwerliche Flucht von Syrien aus hinter sich. Am 11. November 2021 schlug er schließlich in Österreich auf. Ganze 13.600 Euro hat er sich von Gläubigern für die Flucht geborgt.
Bald bekam er einen positiven Asylbescheid. Seither hat der Mann bei der Post und bei einem Transportunternehmen gearbeitet. Das Geld reichte aber nicht aus, um seine Schulden abzuzahlen. Außerdem war er finanziell auch für seine Mutter und die beiden Schwestern verantwortlich. Sie leben noch in Syrien.
Schulden mit Schleppergeld zurückzahlen
Zur Schlepperei sei er über einen Bekannten gekommen, erzählte der junge Syrer. Dieser wusste auch von dessen Schulden und machte ihm ein unmoralisches Angebot: "Er sagte, ich schleppe für ihn Leute, dafür kümmert er sich um meine Schulden", sagte der 21-Jährige aus.
Andere Einnahmen hätte er von den Schlepperfahrten nicht gehabt, behauptete der Syrer. Aber auch die Schulden wurden nicht beglichen. "Der Bekannte ist mit dem Geld abgehauen, jetzt sitzen meine Mutter und meine zwei Schwestern auf der Straße", erzählte er besorgt.
Außerdem sei ihm nicht bewusst gewesen, dass sich die Menschen illegal in Österreich aufhalten. "Ich habe immer nach den Reisepässen gefragt und es waren nur Türken, mit denen ich gefahren bin", behauptete der Verurteilte.
Im Dezember klickten die Handschellen
Im Dezember klickten schließlich die Handschellen. Ausgewertete Handydaten haben den Syrer überführt. Seither saß er in Untersuchungshaft in Linz.
Gebracht hat die Tätigkeit dem Mann nichts. Sein Bekannter nahm viel mehr das Geld und steckte es sich in die eigene Tasche. Seine Mutter und Schwestern säßen nun auf der Straße, merkte der junge Mann an.
Die Richterin verurteilte ihn schließlich zu zwei Jahren Freiheitsstrafe, davon acht Monate unbedingt. Mildernde Umstände waren die bisherige Unbescholtenheit, das junge Alter und das Geständnis des Syrers. Das Urteil ist rechtskräftig.
39 Flüchtlinge in Ybbs auf Gleisen! Zugverkehr gestoppt
Die Beamten konnten beim Bahnhof Ybbs 39 Männer, großteils aus Bangladesch und Pakistan, aufgreifen. Ein Teil der Flüchtlinge hielt sich auf den Schienen auf, der Zugverkehr musste kurzfristig eingestellt werden (Anm.: hatte aber nichts mit den Zugausfällen zu tun).
Die Männer hatten keine Dokumente mit sich. Auf Nachfrage bestätigte Stefan Loidl von der Landespolizeidirektion NÖ: "Die Männer gaben als Zielort meist Italien oder London an." Die Flüchtlinge wurden schließlich erstversorgt und anschließend ins Volksheim Ybbs an der Donau gebracht.