Kärnten

Verhinderte Katze ersten Mord-Anschlag von Schiri?

Zwei schwangere Geliebte, selbst eine Frau mit zwei Kindern – da soll der massiv überforderte Schiri Franz G. die schwangere Julia H. getötet haben.

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Ein Ex-Schiri muss sich vor Gericht wegen Mordes verantworten.
Ein Ex-Schiri muss sich vor Gericht wegen Mordes verantworten.
GEPA-pictures.com

In exakt einer Woche erwartet Akademiker und Schiedsrichter Franz G. (36, Name geändert) sein Urteil im Mordprozess in Klagenfurt. Die dem Verdächtigen von der Staatsanwaltschaft zur Last gelegten Taten sind an Brutalität schwer zu überbieten. Er soll die hochschwangere Julia H. (31) in Kärnten erschlagen und dann in eine volle Badewanne gelegt haben. Nebenan schlummerten zwei der drei kleinen Kinder der werdenden Mutter.

Gutverdiener, Wohnung mit Garten

Rückblick: Franz G. führte nach außen hin ein gutes Leben: Der studierte Betriebswirt hat einen leiblichen Sohn (5), einen Stiefsohn (11) und eine Ehefrau. Als Qualitätsbeauftragter einer Logistikfirma verdiente er gut 2.000 Euro netto im Monat, hat Anspruch auf einen Dienstwagen und erlöst dazu noch rund 600 Euro als Schiedsrichter. Die Familie lebte in einer 100 Quadratmeter großen Wohnung mit Garten und Tiefgarage in Klagenfurt am Wörthersee. Einzig: Rund 150.000 Euro Schulden hatte der 36-Jährige noch.

Beruflich kam der Kärntner viel herum, lernte so im Jahr 2017 die verheiratete Martina K. (Name geändert) kennen und lieben. Bereits mit der ersten Geliebten machte der Bundesligaschiri (Anm.: Er hat zahlreiche Zweitliga- und Cup-Partien geleitet) Urlaub, hatte Sex mit ihr und gab vor, seine Gattin verlassen zu wollen. Oft soll er sich laut Anklage abschätzig über seine Frau geäußert haben: "Sie ist sexuell unattraktiv, ich muss mich zusammenreißen, damit ich sie nicht erschlage". Seine Geliebte Martina K. hatte der Schiedsrichter unter "Bernhard Behrami" im Handy abgespeichert. Valon Behrami ist ein Schweizer Kicker und Ehemann von Ski-Star Lara Gut.

Nickname für Geliebte im Handy

Trotz aller Vorsicht kam die Ehefrau von Franz G. hinter die Affäre, daraufhin soll es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen Martina K. und Franz G. (Anm.: Eheprobleme sowieso, mehr dazu siehe unten) gekommen sein. Im Frühjahr 2019 drohte Franz G. laut Anklage seiner Geliebten, dass sie und ihr Gatte auf seiner "To-do-Liste" stehen würden und er ordentlich durchdrehen und damit in Österreichs Geschichtsbücher eingehen würde. 

Die Sache eskalierte schließlich im Juli 2019, als Martina K. Franz G. mitteilte, dass sie ein Kind von ihm erwarte. Die Folge war eine schwere Ehekrise bei Franz G. und massive Drohungen gegen Martina K. 

Parallel zweite Affäre

Zusätzlich belastend für Franz G. war, laut Anklage, seine zweite außereheliche Affäre mit dem späteren Mordopfer Julia H. Die beiden kannten sich schon vom Studium her, verloren sich nach der Uni aus den Augen. Erst bei einem Fußballspiel im Mai 2018 traf Franz G. das spätere Opfer wieder. Die Mutter von drei Kindern (5, 6, 11) förderte das Fußballtalent ihres ältesten Sohnes, anfänglich war der Kontakt nur wegen des runden Leders.

Doch es dauerte nicht lange und Franz G. landete auch mit Julia H. im Bett. Der Sex fand fast immer in der Wohnung der Julia H. in Neu-Feffernitz (Bezirk Villach-Land) statt. Im Dezember 2018 wurde Julia H. von Franz G. schwanger. Auch seine zweite Affäre hatte der Schiedrichter unter einem falschen Namen im Handy abgespeichert, nämlich unter Alex Fleißig. 

Schiri lehnte Kind ab

Da Franz G. ja auch gerade mit seiner anderen Parallel-Affäre Stress hatte und mit der Zeit die Eheprobleme zunahmen, soll der Schiri die 31-Jährige von Anfang an dazu gedrängt haben, die Schwangerschaft abzubrechen.

Im Mai 2019 stellte sich heraus, dass das ungeborene Mädchen möglicherweise mit Trisomie 21 (Down-Syndrom) auf die Welt kommen wird. Franz G. erzählte seiner Frau nichts von seinem Verhältnis und der Schwangerschaft. Die 31-jährige Julia H. erzählte indes ihren getrennt lebenden Eltern, ihrer Nachbarin und einem Bekannten in Chile, dass sie eine Affäre mit einem verheirateten Mann hätte, erwähnte aber dabei niemals den Namen des Lovers.

Opfer hatte Todesahnung

Die psychische Belastung für Franz G. wurde immer extremer. Einerseits war da der Streit mit seiner Geliebten Martina K., anderseits drängte Julia H. den 36-Jährigen dazu, doch endlich zum Kind zu stehen und in der weiteren Folge auch finanziell dafür zu sorgen. Zusätzlich hatte Franz G. aufgrund der Affären massive Probleme in der Ehe, dachte auch über einen neuen Job nach.

Die 31-jährige Julia H. dürfte im Juli 2019 bereits eine Ahnung gehabt haben. So schrieb sie ihrem Bekannten: "Ich fürchte der Kindsvater könnte ausrasten und eine schlimme Tat begehen." Weiters bat die mittlerweile Hochschwangere ihre Nachbarin, bei Gelegenheit unauffällig ein Foto von Franz G. und ihr zu machen: "Falls einmal was ist", war Julias Begründung laut Nachbarin.

Katze verhinderte frühere Bluttat

Laut Angeklagtem soll das letzte Treffen mit Julia H. Ende Juli 2019 (Anm.: Am 25. oder 26. Juli 2019) stattgefunden haben. Julia H. soll im August Franz G. per SMS weiterhin gedrängt haben, doch zum Kind zu stehen. Sie soll sich laut Anklage sogar an einen Freund des Schiedsrichters gewandt haben. Schließlich erfuhr auch die Ehefrau von Franz G. von Julia H. 

Spätestens im August soll laut Anklage die Situation für den Angeklagten unerträglich geworden sein: Zwei Ex-Geliebte, beide schwanger, zudem eine massive Ehekrise. Bereits am 14. August soll Franz G. versucht haben, über den Balkon in die Wohnung von Julia H. einzusteigen, wurde aber durch die lauten Rufe der Nachbarin (Anm.: Sie suchte ihre Katze) vertrieben. Gut möglich, dass die 31-Jährige den nächtlichen Besuch mitbekam, denn am 15. August bat sie einen Bekannten, die Ehefrau des Franz G. über die Schwangerschaft zu unterrichten.

Bluttat nach Match

Am 16. August 2019 war Franz G. am Abend noch als Linienrichter in Spittal an der Drau im Einsatz. Die Schiri-Kollegen holten den 36-Jährigen von einem Autobahnrastplatz vor dem Match ab und ließen ihn dort nach dem Spiel wieder aussteigen. Franz G. begab sich zu seinem Wagen, fuhr aber laut Anklage nicht nach Klagenfurt, sondern nach Neu-Feffernitz. Kurz vor der mutmaßlichen Tat soll er sein Mobiltelefon abgedreht haben, er parkte dann in Neu-Feffernitz beim ADEG und ging zu Fuß zu Julia H.s Apartment.

Dort soll er nach Mitternacht Julia H. erschlagen, dem Opfer dann noch Mund und Nase zugehalten und anschließend den leblosen Körper in die Badewanne gezerrt haben. Dort ließ er Wasser ein, sodass der Kopf von Julia H. mit Wasser bedeckt war. Der älteste Sohn war in der Tatnacht bei der Großmutter, die zwei Kleinen waren bei der mutmaßlichen Bluttat zu Hause. Laut Gutachten konnte das Opfer keine Abwehrhandlung setzen, der Angriff soll überraschend und wuchtig erfolgt sein.

Nachbarn wählten Notruf

Bereits vor der mutmaßlichen Tötung bekam ein Nachbarspaar einen lautstarken Streit mit, kurz darauf vernahm das Paar ein mehrmaliges Rumpeln in der Wohnung der mehrfachen Mutter. Der Nachbarsmann begab sich in die Küche, konnte in den Hof einsehen und sah mit ziemlicher Sicherheit den Schiedsrichter. Das Pärchen wählte schließlich auch den Notruf. Fast zur selben Zeit rief der Angeklagte seine Gattin an, der Rufaufbau erfolgte laut Anklage über die Basisstation in Tatortnähe. 

Zehn Minuten nach dem Notruf, kurz vor 2 Uhr früh, traf die Polizei am Tatort ein, begab sich über die offene Balkontüre in die Wohnung. Die Beamten hörten das rinnende Wasser, begaben sich sofort ins Bad und fanden die leblose Julia H. Die Notärztin konnte nichts mehr tun für die Hochschwangere.

Franz G. fuhr heim, wurde von seiner besorgten Gattin und seiner Mutter (Anm.: Die Gattin hatte die Mutter in Sorge angerufen, weil die Ehefrau zig Male Franz G. nicht erreicht hatte) empfangen. Nur wenige Stunden später wurde der mutmaßliche Killer bereits festgenommen ("Heute" berichtete).

DNA-Spuren am T-Shirt

Durch die Ermittlungen und Spurensicherung des LKA Kärnten wurde Franz G. massiv belastet. Er hat für die Tatzeit kein Alibi, sein Auto wurde in Tatortnähe gesehen. Franz G. hat laut Anklage auch keine plausible Erklärung für den Zeitraum, in dem er nicht erreichbar war (Anm.: Doch immerhin über 1,5 Stunden). Weiters konnten sich mehrere Zeugen an die Kleidung von Franz G. in der Tatnacht erinnern (Schiri-Kollegen, Nachbarspärchen etc.). Und am T-Shirt von Franz G. wurden zahlreiche DNA-Spuren der Toten sichergestellt.

Franz G. behauptete jedoch das T-Shirt Ende Juli, beim, laut Angaben des Angeklagten, letzten Treffen mit Julia H., getragen zu haben. Er könne sich an den Tag (eben 25. oder 26. Juli) und an die Kleidung genau erinnern. Laut Anklage ist diese Schutzbehauptung lebensfremd - wer könne sich schon im Hochsommer nach einigen Wochen erinnern, welche Kleidung er vor fast vier Wochen, just an einem bestimmten Tag, getragen hatte?

Wichtiger Beweis: Sneakers

Auch den Sportschuhen der Marke "Adidas Superstar" kommt eine große Bedeutung zu. Denn diese Schuhe soll Franz G. in der Tatnacht getragen haben, sie wurden tags darauf völlig durchnässt im Hausmüll gefunden. Auch an den Schuhen wurden Spuren (Katzenstreu, welches der Opferwohnung zuzuordnen ist) sichergestellt. Die Schuhe sind zudem Größe 8 (EU 42) und Franz G. hatte erst bei der Firma Adidas Sportschuhe in dieser Größe bestellt. Auch an der Toten wurden Schuhspurenfragmente sichergestellt - auch diese decken sich laut Anklage ("Heute" berichtete). 

Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger
Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger
(Bild: Daniel Schreiner)

Weiters soll er rund 1,5 Wochen nach Einlieferung in die Justizanstalt Klagenfurt von einem Mitinsassen provoziert worden sein. Der Mithäftling gab dem 36-Jährigen zu verstehen, dass er sicher sei, dass Franz G. die Schwangere getötet habe. Daraufhin soll es aus Franz G. herausgebrochen sein: "Die Treapn ist sewa schuid. Draufgstiegen bin i a no."

Und selbstverständlich belasten den Angeklagten die gesamten Chat-Protokolle mit den zwei Geliebten - mehr dazu hier.

Verteidiger Arbacher: "Einige Indizien sind nicht klar bzw. eindeutig."

Neuer Verteidiger hat es schwer

Am kommenden Donnerstag und Freitag muss sich Franz G. in Klagenfurt wegen Mordes, Schwangerschaftsabbruch ohne Einwilligung der Schwangeren sowie gefährlicher Drohung verantworten. Der Schiedsrichter wird dabei von Manfred Arbacher-Stöger verteidigt. Der Jurist hat erst vor wenigen Tagen den Fall übernommen, ist sozusagen der letzte Strohhalm für den Schiri und steht vor einer überaus schweren Aufgabe: "Einige Indizien sind nicht klar bzw. eindeutig", so Manfred Arbacher-Stöger, der bereits einige schier aussichtlose Fälle mit einem für seine Mandanten optimalen Ergebnis beenden konnte. 

Franz G. droht beim zweitägigen Prozess in Klagenfurt eine lebenslange Haftstrafe, es gilt die Unschuldsvermutung.