Wien

"Schaue nicht zu" – Wien verweigert Corona-Lockerung

Die mögliche Abschaffung der Corona-Quarantäne bringt Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) auf die Palme: "Ich schaue da sicher nicht zu".

Rene Findenig
Peter Hacker gab ein Impfversprechen ab.
Peter Hacker gab ein Impfversprechen ab.
HELMUT FOHRINGER / HANS PUNZ / APA / picturedesk.com

Hinter den Kulissen berät die Bundesregierung aktuell über eine mögliche Abschaffung von Quarantäne- und Absonderungs-Regeln. Eine dieser Alternativen ist die Möglichkeit, Infektions- beziehungsweise Absonderungs-Bescheide automatisiert zu erstellen. Eine andere hat es in sich: Demnach könnte mit der Verordnung die Corona-Quarantäne komplett wegfallen. Sie könnte dann durch die bereits jetzt möglichen "Verkehrsbeschränkungen" ersetzt werden. Heißt: Je nach Virusvariante und Spitalszahlen müssten Infizierte oder Kontaktpersonen nicht mehr zwingend daheim bleiben müssen.

Ein Weg, der in Wien für Entrüstung sorgt. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kündigt deswegen schon im Vorfeld einer Entscheidung einen neuen Wiener Sonderweg an. "Absurd" sei die Idee für Hacker (SPÖ), die Quarantäne abschaffen zu wollen, die "Pandemie ist da" und sie verlange hohe Fokussierung, erklärte er gegenüber Ö1. Hacker kündigte deswegen Widerstand an, er "schaue sicherlich nicht zu", wie die Spitäler wieder überlastet würden. Automatisierte Corona-Bescheide unterstütze er, abseits davon brauche es aber für eine 2-Millionen-Stadt andere Regeln als für einen kleinen Ort.

Verkehrsbeschränkungen könnten Quarantäne ersetzen

Was genau ist nun bei der Regierung im Gespräch? Verkehrsbeschränkungen könnten die Quarantäne und Absonderung ersetzen und etwa festlegen, ob Betroffene stattdessen mit Maske arbeiten gehen, einkaufen, Besorgungen machen oder sich im Freien aufhalten dürfen. Veranstaltungen, Feiern oder Besuche der Gastronomie sind dabei meist tabu, die konkreten Details kann aber der Gesundheitsminister bestimmen. Das darf Minister Johannes Rauch (Grüne) per Ermächtigung auch bereits seit 1. Juli 2022, nun soll es wohl eine Verordnung geben, die dies gesamtgesellschaftlich regelt.

Überraschend ist indes ein "Geständnis" eines Experten. Epidemiologe Gerald Gartlehner hielt im Ö1-"Morgenjournal" am Donnerstag trotz massiv steigender Infektionszahlen und auch langsam steigender Spitalszahlen die Abschaffung der Quarantäne nicht unbedingt für problematisch. Die Bereitschaft der Bevölkerung, bei Corona-Maßnahmen mitzumachen, sei "schon relativ gering", "das können wir nicht verleugnen", so der Experte. Und: Man müsse die Realität anerkennen und wissen, dass sich der Großteil der asymptomatischen Personen ohnehin frei bewege, entweder weil sie es nicht wisse, dass sie infiziert sei, oder weil sie sich bewusst nicht testen lasse, um der Absonderung zu entgehen.

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