"Schäme mich dafür, was wir Franz angetan haben"

Beckenbauer verstarb am vergangenen Sonntag mit 78 Jahren in seinem Haus in Salzburg. Er sei friedlich eingeschlafen, teilte die Familie des "Kaisers" tags darauf mit. Der gebürtige Münchner wurde bereits am Freitag im engsten Familienkreis zu Grabe getragen. 

Weltmeister als Spieler (1974) und Trainer (1990), dreimal Sieger des Champions-League-Vorläufers Cup der Landesmeister (1974, 1975, 1976), sechsmal deutscher Meister und vier Pokalsiege als Spieler, sowie Meister und UEFA-Cup-Sieger als Trainer – die Erfolge Beckenbauers sind herausragend. Trotzdem hat der Ruf des "Kaisers" nach der Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 gelitten. Ein Betrugsverfahren gegen den Weltklasse-Fußballer selbst wurde 2020 aufgrund von Verjährung eingestellt. 

"Schäme mich, was wir ihm angetan haben"

Matthias Sammer fand nun nach Beckenbauers Ableben deutliche Worte, prangerte den Umgang der deutschen Öffentlichkeit mit der Fußball-Lichtgestalt des Landes an. "Wir alle haben Franz Beckenbauer vorgeschickt und alle wussten, mit welchem korrupten System, welchen Anforderungen, die dieses FIFA-Konzil in sich trägt, er es am Ende zu tun haben würde. Ich weiß nicht, wie er es am Ende geschafft hat, die WM 2006 nach Deutschland zu bringen. Ihn dann aber so zu attackieren, weil er dafür dieses System irgendwo bearbeiten musste, das ist Heuchelei", meinte der 56-Jährige im "t-online"-Interview. 

Und wurde danach noch deutlicher: "Das tut mir sehr, sehr weh. Ich finde es unwürdig und schäme mich ein Stück weit dafür, was wir, dieses ganze Land und unsere Medien, ihm angetan haben." Die Vorwürfe über dubiose Zahlungen im Vergabeprozess der WM 2006 wurden schließlich 2015 aufgedeckt. "Niemand ist perfekt auf dieser Welt, und trotzdem hat Deutschland ihm gegenüber versagt", so der aktuelle Dortmund-Berater weiter. 

Beckenbauer ein "Vorbild"

Für Sammer war Beckenbauer mehr als nur ein deutsches Idol. Der 56-Jährige war in seiner aktiven Karriere genauso ein Libero, gewann genauso wie der "Kaiser" den Ballon d´Or als bester Fußballer der Welt. "Franz war mein absolutes Vorbild, mein sportliches Idol", sagte Sammer nun. In seiner Zeit als Bayern-Sportdirektor zwischen 2012 und 2016 arbeitete der heute 56-Jährige eng mit Beckenbauer zusammen. "Wir hatten eine Ebene miteinander, die von meiner Seite von Respekt geprägt war bis zum Himmel und wieder zurück. Er hat mir immer auch Hinweise und Ratschläge gegeben, die unvergesslich sind. Franz Beckenbauer war einer der wichtigsten Ratgeber und Wegbegleiter in meinem Leben", so Sammer.