Ukraine

Sanktionen in Kraft – wie wird Moskau reagieren?

Mit neuen Sanktionen gegen Russland greifen EU und G-7 radikal in den Markt ein. Fragt sich nur, ob der beispiellose Plan aufgeht.

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Der russische Präsident Wladimir Putin ist über die westlichen Sanktionen freilich wenig erfreut. 
Der russische Präsident Wladimir Putin ist über die westlichen Sanktionen freilich wenig erfreut. 
via REUTERS

Embargo und einen Preisdeckel für russisches Öl – diese zwei Strafmaßnahmen gegen Russland treten ab heute, Montag, in Kraft. Es ist eine Weltpremiere mit dem Ziel, die Gewinne Russlands aus dem Ölgeschäft zu verringern, welche den Krieg gegen die Ukraine mitfinanzieren.

Konkret heißt das: Ab jetzt erhält Russland nicht mehr als 60 Dollar pro Fass für sein Erdöl. Nur wenn dieser Preisdeckel eingehalten wird, dürfen westliche Reedereien weiterhin russisches Öl nach Indien, China oder in andere Länder transportieren.

Die große Frage ist, ob diese Rechnung aufgeht – oder ob sich die EU mit den Sanktionen am Schluss selbst ins Bein schießt. So hat Moskau schon deutlich gemacht, dass es sein Öl nicht an Länder liefern werde, die sich an die Preisobergrenze von 60 Dollar halten. Zieht Russland dies konsequent durch, könnte es zu einer Verknappung des Rohstoffes auf dem Weltmarkt und damit zu steigenden Preisen kommen – das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung.

Derzeit sind sich eigentlich alle Analysten einig: Es kommt stark darauf an, wie sich China, Indien, die Türkei oder Ägypten verhalten, die Großkunden für russisches Tanker-Öl. Piero Cingari, Marktspezialist bei Capital.com, ist skeptisch: "Indien und China, zwei der größten Ölverbraucher der Welt, werden sich nicht an die Preisobergrenze für Russland halten", sagt er.

Aufbau einer "Schattenflotte"

Spekuliert wird, dass Russland den Preisdeckel mit dem Ankauf eigener Schiffe zu umgehen versucht. Tatsächlich berichtet die "Financial Times", dass bereits eine "Schattenflotte" im Aufbau sei. Demnach hat Russland heimlich bereits 103 alte Tanker aufgekauft. Allerdings würden mehr als 240 Tanker gebraucht, um die derzeitigen Exporte aufrechtzuerhalten.

Die Verschleierung des Seetransports

Das wäre eine weitere Möglichkeit, sich den Sanktionen zu entziehen. Dabei wird das Rohöl auf hoher See von einem Tanker auf einen anderen umgeladen. Oder es wird an Zwischenhändler verkauft, welche die Herkunft etwa durch Vermischung verschleiern, bevor sie es weiter verkaufen.

Druck auf OPEC+

Russland könnte die OPEC+, die Allianz der großen Öl-exportierenden Länder, dazu drängen, die Ölproduktion zu reduzieren, um den Weltmarktpreis in die Höhe zu treiben. Diesen Schritt haben diese zwar soeben abgelehnt, doch Edoardo Campanella, Energieexperte bei der italienischen Großbank Unicredit, gibt zu bedenken: Bereits im Oktober habe Saudi-Arabien die Entscheidung der OPEC+ unterstützt, die gemeinsame Produktion zu kürzen, weil es sich über die Pläne für eine Preisobergrenze für russisches Öl geärgert habe.

Marktanalyst Cingali stimmt zu: "Die Öl produzierenden Länder scheinen den Wunsch der westlichen Länder nach einer Erhöhung des weltweiten Angebots nicht zu unterstützen, was darauf hindeutet, dass das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage angespannt ist", schreibt er.

"Die Androhung von Vergeltungsmaßnahmen seitens Russlands könnte angesichts des bereits begrenzten weltweiten Angebots und der geringen Lagerbestände in den OECD-Ländern möglicherweise das Gegenteil von dem bewirken, was mit der Ölpreisbeschränkung bezweckt wurde."

Gewagtes Experiment

Was der Westen da gerade unternimmt, gleicht dem Versuch, das Grundgesetz der Sanktionspolitik außer Kraft zu setzen, kommentiert der "Deutschlandfunk".

Dieses besagt: Jede wirtschaftliche Strafmaßnahme, die gegen einen Staat verhängt wird, hat auch negative Rückwirkungen gegen den Urheber der Sanktionen. So gesehen ist das neue und bislang schärfste westliche Sanktionspaket ein gewagtes Experiment mit ungewissem Ausgang.

Mit dieser Flotte dürfte Moskau versuchen, große Abnehmerländer wie Indien, China und die Türkei weiter zu beliefern. Indien zum Beispiel hat im November Tag für Tag 900.000 Fass Erdöl aus Russland importiert – dies entspricht mehr als einer Verneunfachung gegenüber Anfang Jahr. Es ist jedenfalls kaum zu erwarten, dass die erwähnten Schwellenländer das Regime der G-7/EU übernehmen werden.

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