Wien
Keine Hemmschwelle mehr – Sozialmarkt mit neuem Look
Der Samariterbund hat seinen Sozialmarkt in Floridsdorf umgestaltet. Das neue Ambiente soll helfen, die Scham vor dem Einkauf zu überwinden.
"Es ist übersichtlicher, freundlicher und eine familiäre Atmosphäre", freut sich Zulma. Die 29-jährige kauft im Sozialmarkt in der Frömmlgasse (Floridsdorf) ein, ihr drei Monate altes Baby mit dabei. Auch die 66-jährige Pensionistin Svetlana freut sich über die Umgestaltung. "Es sieht viel schöner aus und man kann jetzt auch mit Karte zahlen!"
Einkaufen soll entstigmatisiert werden
Svetlana und Zulma sind bei Weitem nicht die einzigen Kunden am großen Eröffnungstag – der Andrang ist groß. Vor knapp 15 Jahren eröffnete der erste Sozialmarkt des Samariterbund Wiens. Nun wurde er von Grund auf renoviert und mit einem modernen Konzept versehen.
Das Geschäft in der Frömmlgasse soll zum einen ökologische Maßstäbe setzen: Die verwendete Gerätetechnik wurde energieoptimiert, und der Markt hat plastikfreie Mehrweg-Sackerl eingeführt. Außerdem möchte man Kunden durch die "gesteigerte Attraktivität" noch besser ansprechen, heißt es vom Samariterbund. Durch die Optik soll das Einkaufen entstigmatisiert und Hemmschwellen abgebaut werden.
"Ein Lichtblick für viele"
"Der Umbau kann auch Menschen, die von Armut bedroht sind, aber bislang noch nicht bei uns eingekauft haben, die Hemmung nehmen, dieses Sozialangebot zu nutzen – sie können sich hier so vertraut wie in kommerziellen Supermärkten bewegen und trotzdem von den stark vergünstigten Preisen profitieren", so Präsidentin Susanne Drapalik.
Auch Georg Papai, SPÖ-Bezirksvorsteher von Floridsdorf, machte sich ein Bild vom neuen Markt: "Aus vielen Gesprächen mit den Menschen in unserem Bezirk weiß ich, dass das Geld oft Monat für Monat schneller knapp wird, als noch vor ein paar Jahren. Attraktive Angebote wie dieses helfen, die Folgen der allgemeinen Teuerung abzufedern. Ein Lichtblick für viele, der den sozialen Zusammenhalt in Floridsdorf unterstreicht."
Nachfrage um 40 Prozent gestiegen
Für die Kunden gab's zur Eröffnung neben den üblichen Produkten auch kostenloses, warmes Essen vom Samariterbund-Suppentopf. Für die Kleinsten gab es eine Hüpfburg und eine Verlosung am Glücksrad. Sozialmärkte bieten Menschen mit geringem Einkommen Nahrungsmittel und Hygieneartikel zu sehr reduzierten Preisen an. Die Nachfrage ist im Laufe des vergangenen Jahres um 40 Prozent gestiegen.
Registrierte Kunden, aktuell sind es beim Samariterbund rund 22.000, können neben den günstigen Waren auch eine kostenlose Sozialberatung in Anspruch nehmen. Im Jahr 2022 konnten zudem durch insgesamt 1200 Tonnen Lebensmittel, die sonst weggeworfen worden wären und als Spende an die Sozialmärkte gingen, rund 100 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden.
Wer helfen will, kann Sachspenden wie frisches Obst und Gemüse oder originalverpackte Lebensmittel in den Sozialmärkten abgeben oder an den Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs/Landesverband Wien spenden: AT65 2011 1287 6984 9600, Kennwort: Sozialmarkt