Ukraine
Russland-Experte sagt, wann Putin Atombombe einsetzt
Die ukrainischen Gebietsgewinne seien eine Blamage für Wladimir Putin, sagt ein Russland-Kenner. Sie würden aber auch die Atom-Gefahr wieder steigern.
Seit dem Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine ist die Atomwaffen-Gefahr aktuell offenbar so groß wie nie zuvor. Die ukrainische Großoffensive gegen die russischen Invasoren mit beachtlichen Gebietsgewinnen hätten nicht nur ein "eklatantes Führungsversagen" und "Fehlentscheidungen" von Wladimir Putins Truppen offenbart, sondern auch für eine "Entzauberung seiner konventionellen Streitkräfte" gesorgt, so der Russland-Experte Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck am späten Dienstagabend in der ORF-"ZIB2".
Die Ukraine habe mit einer Finte die ausgedünnten russischen Truppen im Osten überrascht. Ein Problem Russlands sei aber auch, dass es viele Gefallene und Verwundete gebe und die Versuche, die Truppen mit Häftlingen und Söldner aufzufüllen, stärke sie nicht. Außerdem herrsche bei russischen Soldaten eine niedrige Moral, auch wegen schlechter Logistik mit einem Mangel an Verpflegung. Viele Russen würden sich zudem fragen, warum sie in der Ukraine "gegen ein Brudervolk kämpfen" sollen. Es sei insgesamt eine militärische Schmach für Putin.
Schmach für Putin – aber eine gefährliche
Diese Schmach könne aber auch gefährlich werden, so Mangott, besonders wenn die russische Besatzung der Krim gefährdet werde. Dann würde Putin den Krieg wohl eskalieren, und um eine weitere Schmach zu verhindern, könnte er dabei auch Atomwaffen einsetzen, so der Russland-Experte. Anfangs könnte es dabei eine Art Warnexplosion geben, würden die Ukrainer aber nicht einlenken, wäre auch ein taktischer Nuklearschlag auf die Ukraine möglich, so Mangott. Ein solcher Schlag würde Putin und Russland jedenfalls zum größten Teil isolieren.
Desaster würden Putin aber auch an anderen Fronten drohen. Würden die russischen Kräfte so weit wie am Tag vor Kriegsbeginn zurückgedrängt, müsste der Machthaber eine Mobilisierung ausrufen. Das würde aber die Situation in Russland vollkommen ändern – während bisher vielen Bürgern der Krieg egal war, würden plötzlich Väter, Brüder und Kinder in den Krieg geschickt werden, so Mangott. Und auch in den eigenen Reihen rege sich Widerstand. Russische Politiker warfen Putin bereits Hochverrat vor oder forderten eine Anklage – trotz schwerster strafrechtlicher Konsequenzen, so der Experte.