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"Russische Truppen in Kiew? Wäre der Dritte Weltkrieg"
Das Säbelrasseln zwischen Ost und West hält an. Ein Augenschein am Flughafen von Kiew zeigt eine angespannte Ruhe.
Aimrane Bouziane seufzt erleichtert, als seine Maschine auf dem Flughafen Kiew-Borispil zum Einsteigen bereit ist. "Es ist das Klügste, die Ukraine jetzt zu verlassen. Ich gehe, weil ich um mein Leben fürchte", sagt der marokkanische Unternehmer und steuert auf die Passkontrolle zu. Angesichts der drohenden Invasion Russlands verlassen immer mehr Ausländer das Land. Am größten ukrainischen Flughafen herrscht dennoch eine eher ruhige Atmosphäre. Die Sonne erhellt an diesem kalten Wintertag das Terminal. Die Reisenden sitzen bei Kaffee und Kuchen in den Lokalen.
Doch die Lage an der ukrainischen Grenze zu Russland und Belarus ist extrem angespannt. Die dort zusammengezogenen russischen Truppen könnten "jederzeit und ohne Vorwarnung" einmarschieren, mahnen die USA. Washington, Berlin und andere westliche Regierungen haben ihre Bürger zur Ausreise aus der Ukraine aufgerufen.
Fluggesellschaft KLM hat Verkehr mit Ukraine eingestellt
Das Verlassen des Landes könnte schon bald schwierig werden. Die niederländische Fluggesellschaft KLM stellte am Wochenende bereits den Flugverkehr mit der Ukraine ein. Andere Airlines könnten nach Einschätzung von Analysten folgen, da die Versicherungskosten steigen. Eine ukrainische Billigfluggesellschaft hat am Sonntag ihre 175 Passagiere aus Portugal auf Druck der irischen Leasinggesellschaft in der benachbarten Republik Moldau statt in Kiew abgesetzt.
Denis Lucins ist gerade am Flughafen Borispil gelandet. Der Football-Trainer ist allen Warnungen zum Trotz aus den USA zu seiner Frau und seinem siebenjährigen Sohn zurückgekehrt, die in Mykolajiw im Süden der Ukraine leben.
"Es gibt ein gewisses Maß an Besorgnis", sagt Lucins. "Aber, wissen Sie, ich habe 2014 hier gelebt, ich habe die Annexion der Krim miterlebt, den Konflikt im Donbass. Warten wir ab, was passiert. Dort, wo ich lebe, hoffen wir, dass nichts Schlimmes passiert." Doch niemand könne die Gedanken des russischen Präsidenten Wladimir Putin lesen, fügt Lucins hinzu.
"Die Informationen schüren nur Panik"
Die ukrainische Führung ist zunehmend verärgert über die US-Regierung, die fast täglich Geheimdienstinformationen über eine akute Kriegsgefahr veröffentlicht. "All diese Informationen schüren nur Panik und helfen uns nicht weiter", hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky am Wochenende gesagt.
Auch der armenische Passagier Armen Vartanjan geht nicht davon aus, dass das ganze Land bald im Krieg versinkt. Der 36-Jährige wartet auf seinen Abflug nach Istanbul. "Ich denke, Putin könnte sich etwas mehr vom Osten nehmen", mutmaßt Vartanjan.
"Russische Truppen in Kiew? Das wäre der Dritte Weltkrieg"
In der Ostukraine kämpft die ukrainische Armee seit 2014 gegen von Moskau unterstützte prorussische Separatisten, die einen Teil der Regionen Donezk und Lugansk im Kohlebecken Donbass kontrollieren. "Aber russische Truppen in Kiew? Nein, ich glaube nicht, dass das passieren wird. Das wäre der Dritte Weltkrieg", sagt Vartanjan.
Der Kommunikationschef des Flughafens Borispil, Olexander Demtschyk, versucht zu beruhigen. "Die Situation ist, wie sie ist", sagt er. "Sie ist wirklich angespannt, aber wir verspüren keine Panik. Ich denke, es wird alles gut gehen."