Österreich
Rosenkavalier bezahlte Geschenk mit einem Auge
Günther schenkte einer Kellnerin Blumen, wurde von ihrem Freund geschlagen und erblindete links. Der Täter wurde zu zwei Jahren bedingt verurteilt.
Vor fast einem Jahr endete ein lustiger Abend für den Wiener Bäcker Günther tragisch. Er war am 24. Oktober 2021 mit 500 Euro, die er bei einer Wette gewonnen hatten, unterwegs in ein Praterlokal und in Feierlaune. Der 57-Jährige landete in einem Biergarten, in dem man ihn schon seit Jahren kennt. Als ein Rosenverkäufer hereinkam, kaufte Günther spontan einen Strauß und wollte mehreren Damen Blumen schenken. "Ich war gut drauf und wollte den Abend schön ausklingen lassen", erinnerte er sich.
„"Ich bin insgesamt 21 Tage auf der Intensivstation gelegen. Die Ärzte haben alles probiert, um mein Auge zu retten, aber das wird nichts mehr."“
Rose war Mann ein Dorn im Auge
Doch die Rosen waren einem 25-jährigen Gast ein Dorn im Auge. Der Lebensgefährte einer schwangeren Kellnerin, die erst seit kurzem im Prater-Wirtshaus arbeitete, versetzte das Geschenk einen Stich. Auch die junge Frau dürfte sich mit dem Rosenkavalier unwohl gefühlt haben, sie suchte den Blick ihres Partners. Die Situation eskalierte dann überraschend schnell, Günther kassierte vom 25-Jährigen einen Faustschlag – mit fatalen Folgen. "Ich bin auf dem linken Auge blind", erzählt der Pensionist beim Prozess am Wiener Landesgericht.
Der Mann, der ihm ins Gesicht geschlagen hatte, musste sich am Donnerstag wegen Körperverletzung mit schweren Dauerfolgen verantworten. "Es war Notwehr", versuchte er sich zu verteidigen. "Ich wurde angegriffen." Günther sei ihm körperlich überlegen gewesen, er habe Angst um seine schwangere Freundin und sich selbst gehabt. Ein Größenvergleich des Angeklagten und des Opfers vor Gericht zeigte jedoch keinen wesentlichen Unterschied zwischen den Männern. Günther ist lediglich schwerer, dafür geht er am Stock und wirkt körperlich angeschlagen.
21 Tage auf der Intensivstation
"Ich hatte drei Operationen, die letzte erst Mitte August. Ich bin insgesamt 21 Tage auf der Intensivstation gelegen. Die Ärzte haben alles probiert, um mein Auge zu retten, aber das wird nichts mehr", sagt er traurig im "Heute"-Gespräch. Der 57-Jährige erlitt durch einen einzigen Schlag ins Gesicht einen irreparablen Riss des Augapfels. Günther kann seither nicht mehr als Bäcker arbeiten.
"Mein linkes Auge ist offen. In der Bäckerei wäre es viel zu gefährlich, wenn etwa Mehlstaub hineinkommt." Monatelang musste er gegen einen starken Schwindel ankämpfen, der Gehstock ist seither sein ständiger Begleiter. Auch für seine Partnerschaft ist seine einseitige Blindheit eine große Herausforderung. "Ich bin nicht mehr der Alte. Meine Lebensgefährtin muss das auch erst verkraften." Kraft tankt Günther derzeit vor allem bei seinem belgischen Schäferhund. "Wir brauchen uns gegenseitig."
„"Mein linkes Auge ist offen. In der Bäckerei wäre es viel zu gefährlich, wenn etwa Mehlstaub hineinkommt."“
Vom Prozess erhoffte sich der Wiener "ein gerechtes Urteil. Am liebsten wäre mir aber, meine Sehkraft zurückzubekommen." Der Angeklagte, der seine Tat bedauerte, wurde am Donnerstag rechtskräftig zu zwei Jahren unbedingt verurteilt. Dem Opfer wurde zudem ein Teilbetrag von 5.000 Euro als Schadenersatz zugesprochen. Eine einschlägige Vorstrafe des Angeklagten habe sich erschwerend auf das Urteil ausgewirkt, sein Geständnis hingegen mildernd. "Man kann mit dem Urteil zufrieden sein", so Opfer-Anwalt Dr. Michael Drexler zu "Heute".