Wien
"Rosa Nachthemd" im Stephansdom "beleidigt Augen"
Im Stephansdom ist der Wurm drin – und zwar buchstäblich. Star-Künstler Erwin Wurm verhüllte den Hochaltar mit einem Pullover. Nicht allen gefällt's.
Über Kunst lässt sich nicht streiten – oder doch? Welt-Künstler Erwin Wurm spendierte dem Wiener Stephansdom für die Fastenzeit einen 80 Quadratmeter großen XXL-Pullover. Mit dem Stoff-Fastentuch wird der Hochaltar 40 Tage lang verhüllt. Bis zum Karsamstag soll das Kleidungsstück "wärmende Nächstenliebe" verbreiten. Für Dompfarrer Toni Faber hat es in Pandemie-Zeiten noch eine andere Symbolik: "Zieht Euch warm an. Wir müssen noch ein bisschen durchhalten."
Schönborn teilte Foto
Besucher des Steffls bekommen bereits zum zweiten Mal die Gelegenheit, sich an dem Exponat zeitgenössischer Kunst zu erfreuen. Bereits im Vorjahr zierte der Pulli den Dom. Über den neuerlichen Coup freute sich auch Kardinal Christoph Schönborn, der ein Foto samt seiner aktuellen Kolumne auf Facebook teilte.
"Dom ist kein Kleiderschrank"
Die Kommentare fielen nicht besonders positiv aus. "Schade dass die schöne Kirche mit diesem T-Shirt verunstaltet wird"; das Wurm-Werk sei eine "Beleidigung der Augen", der Fastenpullover "hässlich" und ein "Sinnbild des Verfalls", monierten User. Ein anderer stellte klar: "Ein Dom ist KEIN Kleiderschrank"
Auch Schwulen-Bashing landete unter dem Posting des Kardinals: "Rosa ... will die Kirche uns sensibilisieren, damit wir die Homosexualität akzeptieren?"
"Was motzt ihr hier rum?"
Da erscheint die Frage nach den Kosten für das "rosene Nachthemd" (sic) beinahe schon wohlmeinend. Nachsatz: "Ich habe genug gefastet, da das Geld nicht ausreicht." Einige Facebook-Follower sprangen aber für Wurm im Dom in die Bresche: "Was motzt ihr hier rum", schrieb eine Frau. Ein weiterer Kommentar: "Ist Nörgeln eigentlich das einzige, das Katholiken zur Fastenzeit einfällt?"