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Republikaner duellieren sich im TV – aber wo ist Trump?

Beim TV-Duell debattierten die Präsidentschaftskandidaten über die Staatsverschuldung, das Abtreibungsrecht – und den abwesenden Favoriten Trump.

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Die erste große Debatte im parteiinternen Rennen der US-Konservativen um die Kandidatur für das Amt des Präsidenten. 
Die erste große Debatte im parteiinternen Rennen der US-Konservativen um die Kandidatur für das Amt des Präsidenten. 
REUTERS

Die führenden Präsidentschaftsbewerber der US-Republikaner – mit Ausnahme des hoch favorisierten Ex-Präsidenten Donald Trump – sind bei einer ersten Fernsehdebatte gegeneinander angetreten. Bei der vom rechten Nachrichtensender Fox News ausgetragenen Diskussionsrunde warben unter anderem Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der frühere Vizepräsident Mike Pence, die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley und New Jerseys Ex-Gouverneur Chris Christie um die Gunst konservativer Wähler.

An der Debatte in Milwaukee im nördlichen Bundesstaat Wisconsin nahmen auch der Biotech-Jungunternehmer Vivek Ramaswamy, Senator Tim Scott, North Dakotas Gouverneur Doug Burgum und Arizonas früherer Gouverneur Asa Hutchinson teil. Sie diskutierten dabei unter anderem über die Staatsverschuldung, den Klimawandel, das Abtreibungsrecht und Ex-Präsident Donald Trump.

"Der Elefant, der nicht im Raum ist"

Die Bewerber gingen sich teilweise hart an und fielen sich immer wieder gegenseitig ins Wort. "Ich habe heute Abend schon die Nase voll von einem Kerl, der klingt wie ChatGPT", sagte etwa Christie über den 38-jährigen Ramaswamy, der es in Umfragen zum Bewerberfeld überraschend auf den dritten Platz geschafft hat und der häufig mit markigen Äußerungen das Wort ergriff.

Obwohl er nicht auf der Bühne stand, dominierte Donald Trump den Ablauf der Debatte. Nach fast einer Stunde erklärten die Moderatoren, dass sie nun über "den Elefanten" sprechen wollten, der "nicht im Raum" sei. Dazu wurde eine Live-Videoaufnahme aus dem Gefängnis in Fulton County in Georgia eingeblendet, wo sich Trump am heutigen Donnerstag im Strafverfahren wegen versuchter Einflussnahme auf das Ergebnis der Wahl 2020 den Behörden stellen will. Kürzlich wurde gegen den Ex-Präsidenten und 18 Mitbeschuldigte Anklage erhoben, zudem läuft auf Bundesebene ein Strafverfahren wegen ähnlicher Vorwürfe.

Rivalen gehen auf Distanz

"Jemand muss damit aufhören, Fehlverhalten für normal zu erklären", antwortete der frühere Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, auf eine Frage der Moderatoren nach den vier Anklagen gegen Trump, ohne dessen Namen in den Mund zu nehmen. Ganz unabhängig davon, ob man glaube, dass die Vorwürfe richtig oder falsch seien, sei das Gebaren unter der Würde des Präsidentenamts der USA, ergänzte Christie.

Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der in parteiinternen Umfragen weit abgeschlagen auf Platz zwei steht, ging ebenfalls auf Distanz zu Trump. Der frühere Vizepräsident Mike Pence habe "seine Pflicht getan", als er sich am 6. Januar 2021 geweigert habe, sich an dem Komplott Trumps zu beteiligen, das Ergebnis der Wahl 2020 zu kippen, sagte DeSantis. "Bei dieser Wahl geht es nicht um den 6. Januar 2021", ergänzte er mit Blick auf die Geschehnisse rund um den Sturm aufs Kapitol und Trumps Beharren auf der Mär vom groß angelegten Betrug, der ihn 2020 um den Wahlsieg gebracht habe. "Es geht um den 20. Januar 2025, wenn der nächste Präsident sein Amt antreten wird."

Trumps Jagd auf Einschaltquoten

Im Großen und Ganzen äußerten die Debattenteilnehmer auf der Bühne eher verhaltene Kritik am in der Parteibasis nach wie vor äußerst populären Umfragespitzenreiter Trump. Als sie gefragt wurden, wer den Ex-Präsidenten unterstützen würde, falls er sich die Nominierung der Partei sichern sollte, hoben sechs seiner Rivalen die Hand.

Der in Umfragen mit großem Abstand führende Trump blieb der Debatte dagegen fern. Er gab stattdessen dem früheren Fox-News-Moderator Tucker Carlson ein Interview, das parallel zu der TV-Debatte auf der inzwischen in X umbenannten Online-Plattform Twitter ausgestrahlt wurde. Trump bezeichnete dabei den amtierenden Präsidenten Joe Biden als den "schlechtesten Präsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten".

Trump machte auch keine Versuche zu verschleiern, dass er sein Interview als Konkurrenzveranstaltung zu der TV-Debatte seiner republikanischen Rivalen ansieht. Er erwarte für das Interview auf diesem "verrückten Forum" wahrscheinlich "bessere Einschaltquoten" als für die Debatte, sagte der Ex-Präsident im Vorfeld.

Trump hatte seine Absage mit seinem großen Vorsprung auf seine parteiinternen Rivalen in Umfragen begründet. Der 77-Jährige ist trotz seiner massiven Justizprobleme mit inzwischen vier Anklagen der haushohe Favorit im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner.

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    Der frühere US-Präsident Donald Trump wurde am 9. Mai 2023 von einer New Yorker Jury wegen sexuellen Missbrauchs schuldig gesprochen.
    Der frühere US-Präsident Donald Trump wurde am 9. Mai 2023 von einer New Yorker Jury wegen sexuellen Missbrauchs schuldig gesprochen.
    STRINGER / AFP / picturedesk.com