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"Remothered: Broken Porcelain" im Test: Grusel-Gemäuer

"Remothered: Broken Porcelain" setzt den Horror nach "Tormented Fathers" fort. Wieder gilt: Spielerisch top, doch technisch gibt es Grund zu Kritik.

Rene Findenig
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    "Remothered: Broken Porcelain" (PC, PlayStation 4, Xbox One und Nintendo Switch) ist Prequel und Sequel zu "Remothered: Tormented Fathers" zugleich.
    "Remothered: Broken Porcelain" (PC, PlayStation 4, Xbox One und Nintendo Switch) ist Prequel und Sequel zu "Remothered: Tormented Fathers" zugleich.
    Stormind Games

    "Remothered: Tormented Fathers" zeigte im "Heute"-Test einen eigenartigen Spagat. Das unerwartete Auftauchen von Gefahren und die tolle Soundkulisse sowie die glaubwürdig-gruselige Erzählung trafen auf technische Schwächen wie einem stetigen Wechsel von scharfer zur verwaschenen Grafik, seltsam starren Bewegungen der Spielfigur und einer etwas belämmerten Künstlichen Intelligenz der sonst so gefürchteten Feinde.

    Macht es der Nachfolger "Remothered: Broken Porcelain" (PC, PlayStation 4, Xbox One und Nintendo Switch) besser? Inhaltlich ist das Spiel sowohl Prequel als Sequel des Originals zugleich. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Jennifer, die Kenner von "Tormented Fathers" bereits kennen werden. Die junge Frau soll als Dienstmädchen in dem riesigen Ferien-Anwesen Ashmann Inn beginnen, stellt aber schnell fest, dass die Erholungsstätte in Wahrheit ein Ort des Grauens ist. Auch mit Rosemary, der Protagonistin des Originalspiels, gibt es ein Wiedersehen, denn sie versucht genauso, hinter die Geheimnisse des offenbar von "The Shining" inspirierten Anwesens zu kommen.

    Für Kenner und Neulinge

    Im Gegensatz zur Vorschau-Version, wo noch Texteinblendungen an der Tagesordnung standen, ist das Spiel jetzt in englischer Sprache überzeugend vertont, dazu gibt es deutsche Untertitel. Wer "Tormented Fathers" nicht gespielt hat, sollte sich keine Sorgen machen müssen: In einer "The Story so far"-Videosequenz erfährt der Spieler zu Beginn die wichtigsten Geschehnisse aus "Tormented Fathers", bevor es mit "Broken Porcelain" losgeht. Die Handlung wird im neuen Teil auch nicht nur tiefgehender, sondern auch linearer als im etwas verschachtelten Vorgänger erzählt. Gestestet wurde von "Heute" die PC-Version.

    Anspielungen an "Tormented Fathers" gibt es für Kenner des Originals immer wieder, Neulinge kommen trotzdem voll auf ihre Kosten. Beim Gameplay hat sich nur im Kern wenig geändert: Spieler erwartet das bekannte und gut gemachte Katz-und-Maus-Spiel mit schockierenden Bewohnern des Anwesens, wobei meistens geschlichen und sich versteckt wird. Allerdings in weit schärferer Grafik, mit intelligenteren Verfolgern, gut gesetzten Schockmomenten und zahlreichen kleineren Videosequenzen. Matschige Grafiken gibt es nun keine mehr.

    Bessere Feinde und mehr Waffen

    Wird die eigene Spielfigur entdeckt, lassen Feinde nicht einfach von ihr ab, weil sie sich hinter dem nächsten Schrank versteckt. Auch können die Gegner uns nun offenbar akustisch besser orten und suchen nicht mehr die Umgebung nach dem Zufallsprinzip ab. Kleinere Schwächen finden sich trotzdem. So weigert sich Jennifer manchmal beharrlich, Räume zu betreten – oder aber Button-Prompts zum Verstecken in Kästen und Räumen wollen einfach nicht auftauchen. Manchmal bleibt die Figur sogar mitten in der Versteck-Animation oder zwischen zwei Räumen hängen und kann weder vor, noch zurück. Das frustriert, denn so müssen Flucht-Passagen oft zwei- bis dreimal neu geladen werden, bis sie technisch absolvierbar sind. Auch bei der Suche nach Items in dunklen Umgebungen wird der Cursor gerne mal unsichtbar.

    In vielerlei Hinsicht ändert sich das Game aber auch spielerisch. So können im Gegensatz zum Vorgänger viel mehr Gegenstände benutzt und eingesammelt werden, die Platz im Inventar ist aber weiter stark begrenzt. Das verleitet aber dazu, immer wieder die mitgenommen Items durchzumischen und so Abwechslung in das Geschehen zu bringen. "Remothered: Broken Porcelain" setzt zudem nicht auschließlich auf Stealth: In vielen Situationen kann man Dutzende Waffen einsetzen oder sogar im Nahkampf kräüftig austeilen. Die Steuerung beschränkt sich dabei auf Zielen und Schießen beziehungsweise auf Button-Mashing, um Griffen und Schlägen zu entkommen.

    Wieder technische Mängel vorhanden

    Bei der Atmosphäre gruselt das Game aus dem Hause der italienischen Entwickler Stormind Games wieder ab den ersten Spielminuten so sehr, dass die Nerven zum Zerreißen gespannt sind. Doch "Broken Porcelain" leistet sich leider wie das Original "Tormented Fathers" wieder technische Mängel, die den Spieler immer wieder aus dieser tollen Atmosphäre herausreißen. Das beginnt schon bei der Steuerung: Zwar sind die Bewegungen der Figuren nun realistischer, neben den genannten Fehlern bei Aktionen und Item-Auswahl bewegt sich die Spielfigur manchmal aber quälend langsam durch die Flure, während Feinde blitzschnelle Reaktionen und Bewegungen zeigen.

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    Letzteres Manko macht sich vor allem in Bosskämpfen bemerkbar, wenn wir uns etwa sekundenlang an einen Feind heranschleichen müssen, dieser sich aber schneller umdreht und zum Angriff übergeht, als unsere Figur für einen einzigen Schritt benötigt. Etwas seltsam ist auch, dass Tastatur-Befehle nicht so ausgeführt werden, wie man das eigentlich geplant hat. Bei Verfolgungsjagden kommt es deshalb mitunter vor, dass man eine Tür in eine Sackgasse und damit den Spieltod öffnet, statt dem Feind eine Flasche an den Kopf zu werfen und so entkommen zu können.

    Genial gruselig, technisch naja

    Technisch wird "Remothered: Broken Porcelain" leider eher lauwarm serviert. Die Bugs bei Cursor-Anzeigen und das Verkeilen der Spielfigur beim Verstecken sind teils so schlimm, dass nur der Spiel-Neustart über den letzten Speicherpunkt hilft. Schade, denn in so vielerlei Hinsicht ist "Remothered: Broken Porcelain" ein ebenso großer Horror-Hit wie das Original. Die Atmosphäre ist unglaublich dicht, die Grafik wurde schaurig-schön aufgehübscht und die Charaktere bewegen sich nun weitaus realistischer durch das düstere Anwesen. 

    Generell muss den Designern ein Lob ausgesprochen werden. Jedes Zimmer und jede Ecke des Anwesens ist anders, es finden sich vollausgestattete Zimmer, Bars, Küchen und Co. mit den entsprechenden Utensilien. Böden, Teppiche, Einrichtung, kein Zimmer gleicht hier dem anderen, ebenso kaum ein Gegenstand. Hervorragend ist auch die Musik des Spiels, die je nach Situation passend anschwillt oder ruhig dahingleitet, immer wieder das Herz aber auch mit kurzen, schillen Tönen zum Rasen bringt. Bleibt das Hoffen auf ein Update, das die Fehler des Spiels ausbügelt. Denn ohne sie wäre "Remothered: Broken Porcelain" ein Horror-Meisterwerk, das jeder Genre-Fan erleben müsste.

    Update zur Konsolen-Version

    Nach der PC-Version bekam "Heute" auch die Möglichkeit, sich die Ausgabe für die PlayStation 4 genauer anzusehen. Und diese entschärft die technischen Probleme des Titels etwas. Mit einem großen Update im November wurden zahlreiche fehler ausgebügelt, allen voran, dass das Spiel sich an bestimmten Stellen einfach nicht mehr fortsetzen ließ. Auch ein Feststecken in Mauern oder Durchgängen kam nicht mehr vor und auch die Protagonistin zeigt jetzt in allen Situationen ein flüssiges, schnelles Bewegungstempo. 

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    Technisch wurde also breit nachgebessert, was dem Spielspaß zugute kommt. Zwar wird "Remothered: Broken Porcelain" damit nicht zum Horror-Ausnahmetitel, denn kleinere Ärgernisse wie das Verwechseln von Befehlen wegen nah beieinander liegender Aktionspunkte oder Trial-und-Error-Passagen in Flucht-Szenen bleiben bestehen. Doch das Spiel hat sich durchaus gemausert und die Entwickler haben sich um eine Behebung der Mängel bemüht, weswegen Fans des Vorgängers nun bedenkenlos zu "Remothered: Broken Procelain" greifen können.