Sport
Reichelt: "Alle sagen mir, ich soll kämpfen"
Hannes Reichelt hat den ersten Schock verdaut und hofft auf eine rasche Aufklärung in der Doping-Causa.
Hannes Reichelt kann wieder lächeln. Nach turbulenten zwei Wochen rund um die Dopingvorwürfe hat sich der Speed-Spezialist von dem ersten Schock erholt.
„Es geht mir definitiv besser. Der Tag an dem die Ermittler vor der Haustüre standen, war ein brutaler Schlag. Es waren die schlimmsten Tage in einem Sportlerleben. Aber jetzt habe ich den Fokus darauf gelegt, meine Unschuld zu beweisen", erklärt der 38-Jährige bei einem Medientermin auf der Streif in Kitzbühel.
Wie zuletzt bekannt wurde, hat Reichelt seine beiden Handys an die Beamten abgegeben. Darauf sind alle Nachrichtenverläufe mit Gerald H., der zur Zeit in U-Haft sitzt, gespeichert.
„Ich werde mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten, ich habe nichts zu verbergen. Von meiner Seite aus können sie alle Unterlagen haben. Alle meine Dopingkontrollen waren negativ, ich habe nie einen „missed test" gehabt. Das sind wichtige Aspekte bei der Aufarbeitung. Ich hoffe, dass die Sache somit bald erledigt ist", gibt sich der Kitzbühel-Sieger optimistisch.
Was ihm geholfen hat, war der Zuspruch von Freunden und Fans: „Da sind mir die Tränen gekommen. Es kam keine einzige negative Reaktion. Alle sagen mir, ich soll kämpfen.
Wie die Anschuldigungen zustande kamen, kann Reichelt nicht genau erklären. Zum Servicemann Emanuel M. hatte der Super-G-Weltmeister von 2015 nie Kontakt: „Den habe ich wirklich nur einmal gesehen. Bei einem Trainingskurs, beim Radfahren in Zypern vor Jahren. Erst als mir die Beamten sein Foto gezeigt haben, habe ich mich an ihn erinnern können. Die Freundschaft zu Gerald war sicher der Angriffspunkt, damit sie einen alpinen Fahrer anschwärzen können. Das vermute ich. Ich weiß nicht, welche Machenschaften da im Hintergrund laufen. Das war der einzige Bezug zum Langlauf."
Der ehemalige Langlauf-Trainer sitzt nach wie vor in U-Haft und äußerte sich bisher nicht zu den Vorfällen. Reichelt glaubt aber an seine Unschuld: „Er war noch ÖSV-Trainer bis vor zwei Jahren und auch Berater. Der ÖSV stellt doch keinen ein, der keine weiße Weste hat. Die Kommunikation zwischen Gerald und mir war immer in Ordnung. Doping stand nie im Raum."
Selbst nach dem Skandal bei der WM in Seefeld hat der an der Zusammenarbeit festgehalten, obwohl ihm Gerald H. sogar anboten hat, diese zu beenden. „Ich hab mit dem Gerald schon über die Dopingfälle im Langlauf gesprochen, aber er hat mir versichert, dass er nichts damit zu tun hat. Er wurde angeschwärzt und er konnte nichts dafür. Da war immer die Freundschaft da. Ich lasse ihn nicht links liegen, nur weil Gerüchte auftauchen."