Ukraine
Reiche Russinnen sauer, weil Chanel sie nicht mehr will
Während in Putins Krieg täglich Menschen sterben, toben russische Fashionistas in Paris oder Dubai über schlechte Behandlung in Luxus-Geschäften.
Russland bekommt die Sanktionen des Westens in Reaktion auf den vom Zaun gebrochenen Krieg gegen die Ukraine immer härter zu spüren. Viele Unternehmen haben sich aus dem Land am Ural zurückgezogen, manche ihre Niederlassungen gleich ganz aufgegeben. Das trifft auch die Zivilbevölkerung, und natürlich auch die oberen Zehntausend.
In den Reihen von Reich und Schön treibt das aber bizarre Blüten: Reiche Russinnen, die vor dem Krieg nach Dubai geflohen sind, empören sich jetzt darüber, dass sich das Luxus-Label Chanel weigert, ihnen ihre Lieblingsaccessoires zu verkaufen
Fashionistas flippen aus
Nach der Verhängung von Sanktionen gegen Moskau hatte sich die Luxusmarke aus Protest gegen den Einmarsch in der Ukraine aus Russland zurückgezogen. Viele Fashionistas sind nun zum Shoppen nach Dubai ausgewichen. Während Ukrainer und Russen zu Tausenden im Krieg sterben, sind die Frauen laut der Zeitung "Mirror" verärgert darüber, dass sie von ihrem Lieblingslabel ausgeschlossen werden.
Die russische Innenarchitektin und Influencerin Lisa Litvin beschrieb in den sozialen Medien, wie ihr in einem Top-Einkaufszentrum in Dubai eine Chanel-Tasche verweigert wurde. "Ich war in einer Chanel-Boutique in der Mall of the Emirates", schrieb sie wütend. "Sie haben mir die Tasche nicht verkauft, weil (Achtung!) ich aus Russland komme!!!"
Keine Ohrringe verkauft
Laut Litvin wollte Chanel erst etwas verkaufen, wenn sie eine Vereinbarung unterzeichnen würde, in dem sie versicherte, dass sie die Tasche nicht in Russland tragen wird. Mehrere andere Frauen haben laut dem Portal "Fortune" ähnliche Geschichten aus Paris erzählt, und ein russischer Mann berichtete, dass er in Italien keine Luxusartikel kaufen konnte.
Die Sängerin und TV-Modenschau-Moderatorin Anna Kalashnikova, 37, war empört, nachdem sie von Chanel daran gehindert wurde, Ohrringe und eine Tasche in Dubai zu kaufen. Sie erzählte, wie ein Manager des Ladens zu ihr sagte: "Wir wissen, dass Sie eine russische Berühmtheit sind. Wir wissen, dass Sie Ihre Einkäufe nach Russland bringen werden, also können wir keine Artikel unserer Marke verkaufen."
Boykottankündigung von Chanel
Sie schrieb: "Ups, dachte ich. Dann erinnerte ich mich, dass Coco Chanel nicht nur die Geliebte eines Nazi-Offiziers war, sondern auch eine Agentin des deutschen Geheimdienstes. Diese Aktion ihrer Marke lässt mich an ihre Biografie denken. Es ist so niederträchtig, Faschismus und Russophobie zu unterstützen." Kalashnikova wolle deshalb Chanel künftig boykottieren.
Influencerin Yana Rudkoskaya, 47, eine in Moskau ansässige Musikshow-Produzentin und Ehefrau des Eiskunstlauf-Olympiasiegers Alexander Plyushenko, ist ebenfalls entsetzt, gibt aber Putin nicht die Schuld dafür, dass ihr ihre Lieblingsmarke vorenthalten wird.
"Das ist ein Schock für eine Frau, die seit mehr als 20 Jahren Chanel und Chanel Haute Couture kauft und bei den Schauen in der ersten Reihe saß", sagte sie. Sie habe im Laufe der Jahre mehr als eine Million Euro bei Chanel ausgegeben und empfinde das Verbot als "etwas demütigend".
"Russophobe Kampagne"
Snezhanna Georgieva, 46, Ehefrau des Milliardärs Artem Zuev, der ein Weingut auf der Krim besitzt, wies darauf hin, dass es Möglichkeiten gebe, das Verbot zu umgehen: "Wir kennen einige Boutiquen, die noch geöffnet sind, wenn ein Stammkunde dort anruft."
Die Sprecherin des Moskauer Außenministeriums, Maria Zakharova, warf Chanel vor, sich der "russophoben Kampagne zur Streichung Russlands" anzuschließen.
Das sagt Chanel
Das französische Hauptquartier von Chanel bestätigte die neue Politik und sagte, es sei aufgrund der Sanktionen der EU und der Schweiz gegen Luxusartikel gezwungen, diese anzuwenden. Die jüngsten Sanktionsbeschränkungen verbieten "den direkten oder indirekten Verkauf von Luxusartikeln an natürliche oder juristische Personen in der Russischen Föderation oder zur Verwendung in der Russischen Föderation", so das Unternehmen in einer Erklärung.
Chanel sagte weiter: "Wir verstehen, dass diese Maßnahmen, die darauf abzielen, die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, für einige Kunden gewisse Unannehmlichkeiten mit sich bringen können. Wir arbeiten derzeit daran, das Verfahren zu verbessern und entschuldigen uns für alle damit verbundenen Missverständnisse und Unannehmlichkeiten."
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