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Redmi 12C im Test – ein kurioses Handy-Déjà-vu

Das neue Redmi 12C erinnert im Test frappant an ein Vorgänger-Modell aus dem Vorjahr. Dieses war allerdings in manchen Bereichen stärker ausgerüstet.

Rene Findenig
Das Redmi 12C ist kein schlechtes Smartphone – allerdings fallen einige kuriose Entscheidungen auf.
Das Redmi 12C ist kein schlechtes Smartphone – allerdings fallen einige kuriose Entscheidungen auf.
Rene Findenig

Ein Nachfolger als Rückschritt: Mit dem neuen Redmi 12C erscheint ein Einsteiger-Smartphone, das jedoch nicht wirklich eine Verbesserung zu seinem eigenen Vorgänger Redmi 10C bietet. "Heute" hat sich das neue Modell, das es ab 139 Euro ab 3. April beim Diskonter Hofer (in der Variante 3 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und 32 GB internem Speicher) sowie ab sofort ab 159 Euro in allen Magenta-Shops Österreichs und bei MediaMarkt (3 GB und 64 GB) gibt, ganz genau angesehen. Wer damit in die Smartphone-Welt einsteigen will, macht nicht viel falsch – doch der Rückschritt zum Vorgänger verwundert.

Der direkte Vorgänger war das Redmi 10C, das erst Mitte 2022 erschienen war und das hierzulande kaum Bekanntheit erlangte. Erwartbar war dabei, dass sich die Neuerungen beim Redmi 12C in engen Grenzen halten – dass es aber ein paar Verschlechterungen gibt, eher nicht. Damit hat das Smartphone ein mehr oder minder großes Problem, denn eigentlich ist es kein schlecht verarbeitetes oder arbeitendes Gerät. Das große Aber: Den Vorgänger gibt es mittlerweile bereits weit billiger als das 12C. Im Einsteiger-Ranking findet sich das Redmi 12C über dem A1 (ebenfalls 2022 erschienen) und unter dem 10C.

Frische Farben, aber ein Anschluss-Rückschritt

Das Redmi 12C kommt in vier frischen Farben daher. Statt Schwarz und Weiß gibt es Grau, Dunkelblau, Lavendel und Minzgrün, eine willkommene Abwechslung. Zudem macht die matte Rückseite mit feinen, parallelen Riefen anständig was her. Trotz Kunststoff-Rücken fühlt sich das Smartphone toll in der Hand an, rutscht dank der Riefen nicht aus den Fingern und nimmt auch kaum Fingerabdrücke ab. Das Kamerasystem ist in einem fast quadratischen Modul links oben verbaut, wobei sich einerseits das Modul selbst und andererseits die Kamera-Einheit aus Glas ganz leicht aus der Rückseite hervorheben.

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    Der direkte Vorgänger war das Redmi 10C, das erst Mitte 2022 erschienen war und das hierzulande kaum Bekanntheit erlangte. Erwartbar war dabei, dass sich die ...
    Der direkte Vorgänger war das Redmi 10C, das erst Mitte 2022 erschienen war und das hierzulande kaum Bekanntheit erlangte. Erwartbar war dabei, dass sich die ...
    Rene Findenig

    Der Kunststoffrahmen geht abgerundet in einen etwas breiteren Kunststoffrahmen über, der wiederum abgeschrägt in Richtung Display daherkommt. Mit Maßen von rund 168,8 x 76,4 x 8,8 Millimeter und einem Gewicht von rund 192 Gramm ist das 12C nur unwesentlich schwerer und kleiner, dafür etwas dicker als das 10C (169,6 x 76,6 x 8,3 Millimeter und 190 Gramm). Im Rahmen findet man die typischen Elemente: Dual-SIM-Slot, Lautsprecher, Mikrofon, 3,5-Millimeter-Kopfhörer-Klinke, Power-Taste und Lautstärke-Wippe. Überraschung beim Ladeanschluss: microUSB 2.0 statt USB Type-C 2.0 des 10C.

    Kaum Änderungen beim Display, aber sehr wohl beim Chip

    Der Fingerabdrucksensor ist wie beim Vorgänger ungewohnter Weise in der Kamera-Einheit untergebracht, er funktioniert jedoch zuverlässig, auch wenn man manchmal auf die Kameralinse statt auf den Sensor tippt. Beim Display setzt das Redmi ebenfalls wieder darauf, was man bereits vom Vorgänger kannte: Der 6,71 Zoll große IPS-LCD-Bildschirm löst mit 720 x 1.650 Pixel scharf genug für Texte, Bilder und Videos auf, bleibt aber mit maximal 500 nits etwas zu dunkel, um ihn auch bei stärkerer Sonneneinstrahlung ablesen zu können. Ob es den Schutz per Corning Gorilla Glass noch gibt, offenbart sich nicht.

    Auch die Bildwiederholrate bleibt bei 60 Hertz. Unter der Haube offenbart sich jedoch ein weiterer Rückschritt des Redmi 12C im Vergleich zum 10C. So kommt im neuen Modell der MediaTek Helio G85 als Chip zum Einsatz – vor fast einem Jahr nutzte das Redmi 10C den etwas leistungsfähigeren Snapdragon 680. 5G können übrigens beide Modelle nicht – und vom Chip sollte man sich sowieso keinen Turbo erwarten. Apps öffnen und schließen eher gemächlich, bei Mobile Games ist in höheren Auflösungen schnell Schluss. Aber: Wir bewegen uns hier im Einsteiger-Segment, alles andere würde überraschen. 

    Mehrere Fragezeichen beim Speicher des Redmi 12C

    Für einfaches Surfen, Tippen, etwas Zocken und Knipsen reicht das Smartphone vollständig aus – wem es aber auf Dinge wie ein etwas besseres Display, eine etwas potentere Kamera oder einen etwas schnelleren Chip ankommt, nimmt besser rund 100 Euro mehr in die Hand und findet tolle Alternativen etwa in der Redmi-Note-Reihe. In Österreich gibt es das Redmi 12C in den anfangs erwähnten Speichervarianten 3/32 GB und 3/64 GB. Schön ist zweierlei: Einerseits lässt sich der interne Speicher per microSD-Karte bis auf 1 TB erweitern, andererseits der Arbeitsspeicher per Speicherzugriff um 5 GB boosten.

    Doch auch hier gibt es wieder ein Fragezeichen, denn beim 10C gab es in der globalen Version eine solch kleine Speichervariante mit 32 GB gar nicht, das "schwächste" Modell startet mit 64 GB. Und: Das Redmi 12C nutzt anders als das 10C keinen UFS-2.2-Systemspeicher (der gleichzeitiges Lesen und Schreiben ermöglicht), sondern eMMC 5.1 (entweder Lesen oder Schreiben). Der Tempo-Unterschied in der Praxis dürfte aber nicht ins Gewicht fallen. Als Betriebssystem kommt MIUI 13 zum Einsatz, ein buntes und übersichtliches System, mit dem Android-Nutzer sofort zurechtkommen werden.

    Kamera kennt man bereits von einem anderen Redmi

    Die 50-Megapixel-Haupt-Kamera des 12C gleicht laut dem Datenblatt komplett jener des Vorgängers, dazu gibt es einen Tiefensensor als sogenannte "Hilfslinse", dessen genaue Spezifikationen unklar sind. Aus Foren ist zu entnehmen, dass dieser mit 0,08 Megapixel (MP) arbeitet – identisch wie beim 99 Euro günstigen Redmi A1. Beim 10C war noch eine 2-MP-Zusatzlinse im Einsatz. Der Kamera-Eindruck gleicht so auch ziemlich jenem vom A1: Bei Tageslicht bekommt man einigermaßen scharfe Aufnahmen ohne viel Detailtiefe hin, in der Nacht überraschend gute Bilder in der Einsteiger-Klasse.

    Eine Auswahl an Tag- und Nachtbildern gibt es in der Fotostrecke unten. Eine Ultraweitwinkel-Einstellung gibt es durch die fehlende Zusatzlinse natürlich nicht und auch in allen Spezialsituationen wie Zoom, Bewegung und Makro ist dann Schluss mit sauberen Bildern. Alles andere hätte uns aber auch bei jedem anderen Gerät dieser Preisklasse überrascht. An der Front wiederum knipst eine 5-MP-Selfiekamera aus einer Wassertropfen-Notch heraus – und liefert ebenso halbwegs gute Selfie-Schnappschüsse ab. In der Nacht wird es dagegen aber schwer, einigermaßen scharfe Selbstporträts hinzubekommen.

    Das Redmi 12C hat am Markt einen schwierigen Stand

    Technisch bietet das Redmi 12C noch Wi-Fi 5 und NFC – im Vergleich zum 10C hat sich Bluetooth von Version 5.0 auf 5.1 verbessert. Doch das Smartphone folgt offenbar dem Prinzip: Wo es eine Verbesserung gibt, gibt es zwangsläufig auch eine Verschlechterung. So blieb der Akku zwar bei einer recht großen Kapazität von 5.000 Milliamperestunden, lädt aber nur mehr mit 10 statt 18 Watt auf. Da in beiden Fällen die Ladezeit bei einer vollen Aufladung Richtung zwei Stunden geht, macht der Unterschied da aber auch fast nichts mehr aus. Eine kabellose Ladung unterstützt keines der drei erwähnten Redmi-Handys.

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      Die 50-Megapixel-Haupt-Kamera des 12C gleicht laut dem Datenblatt komplett jener des Vorgängers, dazu gibt es einen Tiefensensor als sogenannte "Hilfslinse". Bei ...
      Die 50-Megapixel-Haupt-Kamera des 12C gleicht laut dem Datenblatt komplett jener des Vorgängers, dazu gibt es einen Tiefensensor als sogenannte "Hilfslinse". Bei ...
      Rene Findenig

      Im Lieferumfang ist ein Ladekabel und ein 10-Watt-Adapter enthalten – aber keine Schutzhülle. Das Redmi 12C passt insgesamt irgendwie nicht in das bestehende Einsteiger-Segment der Redmi-Phones, denn dieses decken das A1 deutlich billiger und das 10C deutlich besser ab. Und auch wenn das Redmi 12C seine Aufgaben gut erledigt und für seinen Preis eine anständige Leistung abliefert, ist man entweder preislich mit dem Vorgänger besser verdient oder bekommt für einen nicht allzu großen Aufpreis ein deutlich besseres Einsteiger-Smartphone in der hauseigenen Redmi-Note-Modellreihe.