Fashion and Beauty
Rassismus- und Sexismus-Vorwürfe bei Brandy Melville
Tägliche Outfitchecks der Mitarbeiter und rassistische Einstellungskriterien bringen die Modemarke Brandy Melville in die Kritik.
Das Modelabel Brandy Melville steht für Sonne, Sonnenschein und Strandgefühl. Mit jungen, normschönen California-Girls, die unbeschwert ihre Outfits auf Instagram zeigen, hat sich das Label in den letzten Jahren zum Liebling vieler junger Frauen gemausert – auch hierzulande. Doch über dem makellosen blauen Himmel scheinen sich jetzt die Wolken zu verdichten.
Eine Größe passt den meisten... oder?
Insgesamt gibt es weltweit 97 Brandy Melville Stores, wo junge Kundinnen regelmäßig Schlange stehen. Das Konzept des Brands: Die Produkte von Brandy Melville sind nur in einer Größe erhältlich, die etwa einer Größe XS oder S entspricht. Die Marke nennt dieses System "One Size Fits Most", also "Eine Größe passt den meisten" und wurde deshalb schon oft von Body-Positivity-Aktivistinnen kritisiert. "Ganze acht frühere Angestellte aus fünf unterschiedlichen Shops haben uns berichtet, dass zuzunehmen und dadurch den Job zu verlieren, eine verbreitete Sorge war", heißt es in einem neuen Bericht des Onlinemagazins "Business Insider", der das Unternehmen unter die Lupe genommen hat.
Das kalifornische Sorglos-Image von Brandy Melville stand in der Vergangenheit bereits in der Kritik. Schon letztes Jahr äußerten sich Angestellte auf TikTok und warfen der Marke Rassismus vor. Im neuen Bericht werden nun neue Vorwürfe laut – unter anderem von Luca Rotondo, dem ehemaligen Vizepräsidenten der Marke.
Tägliche Style Checks
Wie Luca Rotondo dem Magazin erzählt, habe CEO Stephan Marsan verlangt, dass Angestellte, die er als zu dick oder als unattraktiv empfand, entlassen werden.
Laut "Business Insider" haben die Verkaufsangestellten jeden Tag ein Foto von sich und ihrem Outfit an die Personalverantwortlichen schicken müssen. Diese Praxis sei als "Staff Style" bekannt gewesen. Jahrelang seien diese Fotos in einem Gruppenchat an Marsan selbst und andere Führungspersonen geschickt worden, wie verschiedene Manager, die selbst Teil dieser Chats waren, nun offenlegen.
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"Im Nachhinein ist es echt total schräg, dass wir als minderjährige Mitarbeiterinnen Fotos von unseren Outfits an Männer Mitte 30 schicken mussten", sagt eine ehemalige Angestellte zum Magazin.
Rassismusvorwürfe
Nicht nur der Körper und das Aussehen, auch die Hautfarbe der Angestellten soll eine Rolle gespielt haben. Wenn Marsan entschied, dass in einer Filiale zu viele People of Color arbeiten, habe er sie jeweils mit weißen Frauen ersetzen lassen, so Rotondo. "Wenn (eine Frau) schwarz oder dick war, wollte er sie nicht im Laden", sagt er zu "Business Insider".
Nebst Luca Rotondo kommt auch Franco Sorgi zu Wort, der Filialen in Kanada eröffnete. Wie "Business Insider" schreibt, habe der CEO seine Kleider am liebsten an "gutaussehende, dünne, reiche junge Frauen" verkaufen wollen. Sorgi habe sich gegen die Art und Weise, wie Marsan das Unternehmen führte, gewehrt, sei aber unter Druck gesetzt worden. Vor einem Jahr klagten Sorgi und sein Businesspartner gegen die Marke. Der Vorwurf: Sie seien nur entlassen worden, weil sie sich weigerten, Mitarbeitende zu diskriminieren.
Antisemitismus in Gruppenchats
Mit dem Bericht veröffentlichte "Business Insider" auch eine Reihe an Screenshots aus einem Chat namens "Brandy Melville Gags". "Uns wurden mehr als 150 Screenshots übermittelt, die scheinbar Unterhaltungen von Marsan und weiteren Führungspersönlichkeiten zeigen. Darunter Pornografie, Fotos von Hitler und Memes mit dem N-Wort", schreibt das Magazin. Und weiter heißt es: "Im Gruppenchat waren mehr als 30 Männer, inklusive Mitglieder des Führungsstabs – Marsan, sein Bruder Yvan und der Finanzdirektor von Brandy." Yvan Marsan arbeitet für YYGM, eine Schweizer Firma, die das Brandy-Melville-Trademark besitzt. Der Modeblog "Diet Prada" hat ein paar der Screenshots auf Instagram geteilt.
Bastiat USA, das Unternehmen, das die Brandy-Melville-Filialen in den Vereinigten Staaten betreibt, bestreitet, dass es "jemals einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin aufgrund seiner Rasse entlassen hat". "Business Insider" hat Vertreter von Brandy Melville, Anwälte, Marsan und andere Führungskräfte, die im Artikel genannt werden, mit den Vorwürfen konfrontiert. Sie alle haben laut dem Magazin bisher nicht reagiert.