Teamchef gibt Einblicke
Rangnick: "Sie dürfen im Gegensatz zu mir ins Wettbüro"
ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick äußerte sich am Freitag ausführlich über die kommenden Tage. Gegen Frankreich sei die beste Leistung seiner Amtszeit nötig.
Tag drei in Berlin, erster Auftritt von Ralf Rangnick. Der Teamchef erschien am Freitag um 14 Uhr zum Medien-Termin im 1950 erbauten Marshall-Haus am Berliner Messegelände - und hatte einiges zu erzählen. Rund 30 Minuten sprach der 65-Jährige über die Bedingungen im ÖFB-Camp, Auftaktgegner Frankreich und die Turnier-Chancen.
Auch das Wetter war ein Thema. Kurz vor Rangnicks Auftritt schüttete es wie aus Kübeln. "Es fängt immer erst zu regnen an, wenn wir mit dem Training fertig sind", zeigte sich der Coach erleichtert.
Apropos Training. "Wir haben richtig gute Bedingungen, es ist nahezu perfekt. Wir konnten bislang alles machen, was wir geplant hatten." Heißt im Detail: "Heute und gestern hatten wir sehr konzentrierte Einheiten. Da haben wir uns mit der Herangehensweise des Spiels beschäftigt. Morgen geht es ums Spiel bei Ballbesitz des Gegners. Heute ums Umschalten, gestern um das Spiel im eigenen Ballbesitz. Am Ende jeder Einheit machen wir Standards."
Rangnick sagt, dass er die Startelf im Kopf habe, sie aber noch nicht in Stein gemeißelt ist. "Wir haben grundsätzlich eine Idee, wie und mit wem wir das Spiel angehen wollen. Aber es gibt gute Alternativen auf bestimmten Positionen." Lediglich Goalie Patrick Pentz und Nicolas Seiwald nannte er als gesetzt.
Von Gegner Frankreich schwärmt der ÖFB-Teamchef in höchsten Tönen. "Sie haben in der Spitze und in der Breite wahrscheinlich den besten Kader aller Teilnehmer, vielleicht auf der Welt. Wenn du gegen so eine Mannschaft gewinnen willst, musst du in den entscheidenden Momenten die Chancen nutzen und schauen, dass sie nicht viele Chancen bekommen. Die Herausforderung ist groß. Wir müssen die besten Leistungen, die wir bisher gezeigt haben, nochmal übertreffen."
Rangnick weiter: "Wir müssen uns auf Dinge konzentrieren, die uns auszeichnen. Wir waren in der Quali die Mannschaft mit den meisten Balleroberungen. Gleichzeitig ist Frankreich eine Mannschaft, die gerne zockt, die gerne rauskombiniert. Wir brauchen maximale Intensität im Spiel gegen den Ball. Und wir müssen mit dem eigenen Ball sorgsam umgehen."
„Frankreich ist gesegnet mit guten Spielern“
Dass die "Equipe Tricolore" aktuell von einem Virus gebeutelt wird, entging dem Teamchef. "Das höre ich zum ersten Mal. Aber es ist nicht so wichtig, wir beschäftigen uns mit uns. Selbst wenn sie Ausfälle haben, können sie es kompensieren. Sie sind auf jeder Position dreifach besetzt. Wenn man einen wie Guendouzi nicht mal nominiert, ist man gesegnet mit guten Spielern."
Einige Experten sehen in Österreich mittlerweile einen Titel-Geheimfavoriten. Dem Teamchef kostet die Einschätzung einen Schmunzler. "Es spielt keine Rolle, als was wir gesehen werden, weil uns das nicht hilft, Spiele zu gewinnen. Wir sind sicher kein Favorit. Gehen Sie mal in ein Wettbüro, Sie dürfen ja im Gegensatz zu mir reingehen. Dort sehen sie an den Quoten, wie viele Länder vor uns sind. Wir haben trotzdem eine Chance."
Österreich bereitete sich nicht nur körperlich, sondern auch mental auf die Europameisterschaft vor. "Es geht um den Fokus", sagt Rangnick. "Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir auf uns schauen. Es macht keinen Sinn auf die anderen zu hoffen. Diese drei Gruppenspiele sind wie eine Quali für das Achtelfinale, es ist ein kleines Turnier. Es braucht eine gewisse Anzahl an Punkten. Es ist klar, dass wir auch gegen einen vermeintlich Größeren was holen müssen, so wollen wir es auch angehen."
Auf den Punkt gebracht
- Ralf Rangnick trat in Berlin zum ersten Mal als Teamchef auf und sprach über die Bedingungen im ÖFB-Camp, den Auftaktgegner Frankreich und die Turnier-Chancen
- Er lobte die Trainingsbedingungen und betonte die Vorbereitung auf das Spiel gegen Frankreich
- Rangnick nannte Goalie Patrick Pentz und Nicolas Seiwald als gesetzte Spieler und betonte die Herausforderung, die Frankreich darstellt
- Trotzdem sieht er Österreich nicht als Favoriten, sondern als Team mit Chancen