Welt
Nahost-Konflikt eskaliert: Tote auf beiden Seiten
Die Gewalt im Gazastreifen ist nach dem Einsatz einer israelischen Spezialeinheit eskaliert. Mindestens zehn Menschen wurden getötet.
Die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern ist erneut eskaliert. Bei Luftangriffen der israelischen Armee sollen drei Palästinenser getötet worden sein. In Israel wurde ein Mann durch eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete getötet. Die Leiche des Mannes sei in der südisraelischen Stadt Ashkelon aus den Trümmern eines von einer Rakete zerstörten Hauses geborgen worden, teilten die israelischen Rettungsdienste in der Nacht auf Dienstag mit.
Dies teilten die israelischen Rettungsdienste in der Nacht auf Dienstag mit. Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen meldete die Zahl der palästinensischen Toten. Nach Angaben der israelischen Armee wurden mehr als 300 Raketen und aus der palästinensischen Enklave auf israelisches Gebiet gefeuert. Dabei wurde demnach auch ein Reisebus getroffen, ein 19-jähriger Israeli wurde nach Angaben von Ärzten schwer verletzt und schwebte in Lebensgefahr.
Die israelische Armee erklärte, etwa 60 Raketen und Granaten hätten abgefangen werden können. Drei Menschen seien in der südisraelischen Stadt Sderot verletzt worden. In Ashkelon und Netivot wurden Häuser durch den Beschuss aus dem Gazastreifen zerstört.
Sicherheitskräfte untersuchen von Raketen zerstörte Häuser in Ashkelon am 12. November 2018 (Bild: Reuters):
Die Armee erklärte, sie fliege Luftangriffe "im ganzen Gazastreifen". Mehr als 20 Stellungen der im Gazastreifen regierenden radikalislamischen Hamas und der Palästinensergruppe Islamischer Jihad seien getroffen worden, darunter auch die Zentrale des militärischen Nachrichtendiensts der im Gazastreifen herrschenden Palästinenserorganisation Hamas.
Dies sei eine Antwort auf die mehr als 300 Raketen aus dem Gazastreifen, schrieben die israelischen Verteidigungskräfte am frühen Dienstagmorgen auf Twitter.
Abfangraketen des "Iron Dome" schützen die israelische Stadt Ashkelon am 12. November 2018 (Bild: Reuters):
Die Zentrale sei der Ort, an dem die Geheimagenten Informationen sammelten, um Angriffe auf Israel zu starten. Sie sei absichtlich in der Nähe einer Schule eingerichtet worden.
Die militante Volksfront zur Befreiung Palästinas erklärte, bei zwei der getöteten Palästinenser handle sich um ihre Kämpfer. Ein drittes Opfer gab es im Norden des Gazastreifens. Das Gesundheitsministerium meldete zudem neun Verletzte. Der militärische Arm der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas bekannte sich dazu, Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert zu haben.
"Das gemeinsame Kommando palästinensischer Gruppen verkündet den Beginn von Bombardierungen von Siedlungen des Feindes mit einer großen Anzahl Raketen", erklärten die Essedin-al-Kassam-Brigaden.
TV-Sender bombardiert
Die israelische Luftwaffe bombardierte zudem den Fernsehsender der radikal-islamischen Hamas-Bewegung im Gaza-Streifen. Die Gebäude von Al-Aksa-Television in Gaza-Stadt wurden dabei zerstört, wie Palästinenser-Vertreter mitteilten. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor.
Die Angestellten hatten vor dem Bombardement die Fernsehstation verlassen, nachdem Israel den Sender telefonisch zur Evakuierung des Gebäudes aufgefordert hatte. Auch warnte die Luftwaffe vor dem Angriff mit dem Abfeuern von fünf Raketen, die in der Nähe einschlugen und nicht detonierten.
Die israelische Armee rechtfertigte den Angriff damit, dass al-Aqsa ein "Instrument" der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas sei.
Der Sender trage zu den militärischen Aktivitäten der Hamas bei und rufe zu Terrorangriffen gegen Israel auf. Al-Aksa-Television nahm nach einer kurzen Unterbrechung den Betrieb wieder auf und sendete Archiv-Aufnahmen zu martialischer Musik.
Bei den Luftangriffen wurde auch ein früheres Hotel in Gaza-Stadt bombardiert, das von der Hamas als Sicherheitsbüro genutzt wurde, wie der AFP-Journalist berichtete.
Uno und EU warnen
Der Uno-Nahostgesandte Nikolay Mladenov schrieb auf Twitter: "Die Eskalation in den vergangenen 24 Stunden ist extrem gefährlich und rücksichtslos." Die Vereinten Nationen arbeiteten eng unter anderem mit Ägypten zusammen, um die Lage zu beruhigen. Die EU rief beide Seiten auf, alles zu vermeiden, was zur Eskalation beitrage oder Zivilisten gefährde. "Alle gewalttätigen Handlungen müssen unverzüglich aufhören", sagte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini.
Der Generalsekretär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Saeb Erekat, schrieb auf Twitter: "Der israelischen Regierung sollte bewusst sein, dass alle Angriffe auf das palästinensische Volk beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gemeldet werden."
Die erneute Gewalteskalation war vom Einsatz israelischer Spezialkräfte im Gazastreifen ausgelöst worden. Dabei starben sieben Palästinenser und ein israelischer Offizier. Nach palästinensischen Angaben war unter den getöteten Palästinensern ein Kommandant der Kassam-Brigaden. Die Hamas hatte nach dem israelischen Einsatz vom Sonntag Rache geschworen.
Ungeplanter "Schusswechsel"
Die israelische Armee teilte mit, der Einsatz der Spezialkräfte sei nicht wie geplant verlaufen. Bei einem "Schusswechsel" im Süden des Gazastreifens nahe der Stadt Chan Junis sei ein Oberstleutnant getötet und ein weiterer Offizier leicht verletzt worden. Die Kassam-Brigaden erklärten, die israelischen Soldaten seien in einem Zivilfahrzeug in den Gazastreifen eingedrungen. Die im Gazastreifen herrschende Hamas sprach von einem "feigen israelischen Angriff".
Eine Bodenoperation israelischer Soldaten im Gazastreifen ist ein relativ seltener Vorgang. Der israelischen Armee zufolge nahmen die Soldaten an einer "Geheimdienstoperation" teil. Die Streitkräfte bestritten zugleich Angaben der Hamas, wonach bei dem Einsatz Palästinenser ermordet oder gefangen genommen werden sollten. (sep/chk/20 Minuten)