Wien

Radetzkymarsch gegen Queen – so lief die Drag-Lesung

Die Kinderbuch-Lesung einer Drag-Queen sorgt für Chaos in Wien-Mariahilf. Sowohl Gegner als auch Unterstützer der Aktion demonstrieren vor Ort. 

Nicole Oirer
Unterstützer der Villa Vida haben eine Gegendemonstration organisiert. 
Unterstützer der Villa Vida haben eine Gegendemonstration organisiert. 
Helmut Graf

Trotz viel Vorab-Kritik las Drag-Queen Freya van Kant am Sonntagvormittag in der Villa Vida aus ihrem Kinderbuch. Während drinnen die Prinzessin den Prinz rettete und gegen den Drachen kämpft, war die Stimmung vor der Villa weniger märchenhaft.

Auch Sellner und Rutter bei Demo dabei

Denn rechte Gruppierungen hatten in den Tagen vor der Lesung zur Demonstration aufgerufen. Hintergrund war unter anderem die scharfe Kritik von FP-Wien-Chef Dominik Nepp an der Veranstaltung. Die Lesung wäre laut Nepp eine "Frühsexualisierung von Kindern". 

Am Sonntag sammelten sich also verschiedene rechte Gruppierungen vor der Villa Vida auf der linken Wienzeile. Auch dabei waren bekannte Rechtsextreme wie der ehemalige Identitären-Sprecher Martin Sellner oder Corona-Demo-Organisator Martin Rutter. 

Die rechten Demo-Teilnehmer, zum Teil in Lederhosen gekleidet, teilten in der Menge Broschüren, in denen vor der "Gefahr" von Drag und Transgender-Personen gewarnt wurde.  Dazwischen liefen Menschen mit Kreuzen oder Marienfiguren herum. Auf zahlreichen Demo-Schildern wurde gefordert, die Villa Vida zu schließen. All das wurde von Marschmusik beschallt, auch der Radetzkykmarsch war zu hören. Aktivisten kippten aus dem Fenster der Villa Vida einen Stapel Flyer auf die rechte Demo.

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    Demo-Chaos wegen Dragqueen-Lesung vor Kindern in Wien am 16. April 2023.
    Demo-Chaos wegen Dragqueen-Lesung vor Kindern in Wien am 16. April 2023.
    Helmut Graf

    Lesung fand trotz Demo statt

    Zeitgleich fand auf der anderen Seite der Trettgitter die Gegendemo statt. Unterstützer der Villa Vida hatten unter dem Motto "Drag is not a crime" (Drag ist kein Verbrechen) zu einer Solidaritätsdemo aufgerufen. Vor der Villa Vida wurden Regenbogenfahnen geschwenkt, statt Lederhosen und Marschmusik gab es auf der linken Seite einen kollektiven "YMCA"-Tanz und Lieder von Queen. 

    Zwischen diesen beiden Seiten gingen Eltern mit ihren Kindern in die Villa Vida. Denn Freya van Kant ließ sich ihre Lesung von dem Trubel draußen nicht nehmen. Und während drinnen noch fertig gelesen wurde, machte sich der rechte Teil der Demo draußen zum Abmarsch Richtung Innenstadt bereit. Sie waren bei dieser Veranstaltung in der Unterzahl. Laut einem Tweet der Queer Base waren rund 200 Personen bei der rechten Demo vor Ort, bei der Gegendemo dürften es um die 600 gewesen sein.

    Drag-Queen zufrieden mit der Lesung

    Die Veranstaltung war ausverkauft, etwa 40 Personen hörten dem modernen Märchen der Drag-Queen zu. Nach etwa eineinhalb Stunden war die Lesung vorbei. Freya van Kant kletterte unter dem Gejubel der Gegendemonstration aus einem Fenster auf das Gerüst vor der Villa.

    Kurz danach meldete sie sich auch auf Social Media zu Wort. "Es war toll. Die Kinderaugen haben gestrahlt, wir haben alles erreicht. Draußen war eine Bombenstimmung, hat sich nach Zirkus angefühlt. We are proud!", verkündete van Kant in einem Twitter-Video.

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