Szene
Smollett wurde härter angepackt als R. Kelly
Die für beide Fälle zuständige Staatsanwältin äußert Kritik am US-amerikanischen Rechtssystem.
"Ein Pädophiler mit vier Opfern bekommt zehn Anklagepunkte. Ein abgewrackter Promi, der gelogen hat, sechszehn", schrieb Kim Foxx ihrem Assistenten Joseph Magats am 8. März 2019. "In einem Fall, der dafür in Frage kommt, ohne Prozess geregelt zu werden, ist das meiner Meinung nach ein Indiz für [ein Problem], das wir uns generell ansehen sollten. Nur, weil wir etwas anklagen können, heißt das nicht, dass wir es auch tun sollten."
Foxx, die Staatsanwältin von Cook County, war sowohl für die Anklage gegen den "abgewrackten Promi" Jussie Smollett, als auch für jene gegen den angeblichen "Pädophilen" R. Kelly zuständig. Den Fall Smollett hatte sie Ende Februar abgegeben. Ende März wurde er tatsächlich ohne Prozess geklärt.
Lügner öfter angeklagt als Pädophiler
Dem Schauspieler war vorgeworfen worden, eine rassistisch motivierte Attacke auf sich selbst inszeniert zu haben, um eine höhere Gage bei den Produzenten der Serie "Empire" herauszuschinden. Alle sechszehn Anklagepunkte gegen ihn wurden fallen gelassen, nachdem er sich bereiterklärt hatte, die zuvor bezahlte Kaution von 10.000 Dollar nicht zurückzuverlangen. Das Geld ging an die Stadt Chicago.
Der Sänger R. Kelly wird hingegen des schweren sexuellen Missbrauchs in mehreren Fällen beschuldigt, muss sich aber nur in zehn Anklagepunkten verantworten.
Antrag auf Offenlegung von Dokumenten
Die Kritik von Kim Foxx am US-amerikanischen Rechtssystem wurde durch die Veröffentlichung einer Vielzahl ihrer Mails und SMS publik. Die Zeitung "Chigaco Tribune" hatte einen Antrag im Rahmen des "Freedom of Information Act" gestellt, ein Ersuchen, um die Offenlegung staatlicher Dokumente.
(lfd)