Wien
Queere Jugendbücher: Shop richtet FSK-18-Bereich ein
Buchhändler Johannes Kößler ist aus der ORF-Sendung "Guten Morgen Österreich" bekannt. Nun richtete er eine "Ab 18"-Zone in seinem Shop ein.
Gleichgeschlechtliche Liebe ist auch in Jugendbüchern ein Thema – das gefällt nicht jedem. Die Buchhandlung Seeseiten in der Seestadt Aspern stellte auf Facebook queere Bücher vor – kassierte Hasspostings. Ein User forderte sogar einen „FSK 18“-Bereich – wegen angeblicher "Jugendgefährdung". Buchhändler Johannes Kößler, bekannt aus der ORF-Sendung „Guten Morgen Österreich“, reagierte mit Witz auf die Kritik.
"FSK 18" als Witz
Er richtete einen "FSK 18"-Bereich in den "Seeseiten" ein. Der Buchstapel ist nicht hinter einem Vorhang versteckt, sondern mit Absperrband vom restlichen Sortiment abgetrennt. "Es soll ein Schmäh sein, der auf die Situation aufmerksam macht, in der wir uns befinden", so Kößler. Denn Hass-Poster berufen sich bei queeren Büchern auf den "Jugendschutz", in Ungarn wurde eine Handelskette zu 32.000 Euro Strafe wegen eines schwulen Comicbuchs verdonnert.
"Es muss niemand LGBTIQ lesen", so Kößler. Es könne aber nicht sein, dass eine romantische Jugendgeschichte kriminalisiert werde. Anders als in Ungarn wolle er sich nicht vorschreiben lassen, welche Bücher er wie verkaufen müsse. "Das gefährdet meine Existenz, beleidigt meine Kompetenz und die der Leserinnen und Leser."
"Ignorieren keine wichtigen Hinweise"
"Wir wurden auf Facebook darauf hingewiesen, dass 'I see Vulvas everywhere' von Lisa Frischemeier oder 'Drag ist Kunst' von Jake Hall oder 'Heartstopper' von Alice Oseman in einer Buchhandlung nichts zu suchen haben, weil es da keinen 'FSK 18'-Bereich gibt", so Kößler. Deshalb gibt es nun den ironischen "Erwachsenenbereich" in dem Geschäft. "Au contraire, kann ich da nur sagen. Niemand kann uns vorwerfen, dass wir wichtige Hinweise ignorieren", meint er mit Augenzwinkern.
In dem Buch "Heartstopper" von Alice Oseman, in deutscher Sprache erschienen im Loewe Verlag, dem Buch um das es bei dem Fall in Ungarn geht, passiere nichts Verwerfliches, es sei vielmehr eine romantische Geschichte für Leserinnen und Leser ab 12 Jahren. "Ich würde gerne wissen, wovor man junge Menschen hier schützen muss", meint Kößler.
