Wirtschaft

Putzfrau bekommt Krebs – Firma kündigt ihr sofort

Eine Wienerin, die seit vielen Jahren für eine Firma putzt, bekam wegen ihrer Krebsdiagnose die Kündigung; wodurch auch der Aufenthaltstitel wegfällt.

Leo Stempfl
Wegen ihrer Krebsdiagnose wurde einer langjährigen Mitarbeiterin gekündigt, wodurch sie auch den Aufenthaltstitel verlieren würde. (Symbolbild)
Wegen ihrer Krebsdiagnose wurde einer langjährigen Mitarbeiterin gekündigt, wodurch sie auch den Aufenthaltstitel verlieren würde. (Symbolbild)
Getty Images

2,16 Millionen Beratungen – das sind 8.300 pro Tag – führt die Arbeiterkammer für ihre Mitglieder durch. Dabei geht es oft um recht alltägliche Frage zu Job und Beruf, manchmal aber auch um eklatante Schikanen von Arbeitgebern. 2022 hat die AK rund eine halbe Milliarde Euro für ihre Mitglieder rausgeholt.

An einem Tag davon berichten die Arbeitsrechtler live und anonymisiert von ihren Beratungsfällen auf Twitter; am Donnerstag war es wieder so weit. Unter dem Hashtag "AKBeratungLive" findet sich dabei der ein oder andere aufsehenerregende Fall. 

Kündigung im Krankenstand

Auch wenn es häufig "nur" um "komische Verträge" und kleineren Streits wegen Überstunden und Urlaub geht, sind die Missstände oft auch deutlich größer. So berichtet die AK etwa vom Fall eines Mannes Anfang 30. Sein Arbeitgeber meint, Rufbereitschaft sei unbezahlte Freizeit. Die Mitarbeitenden sind der Meinung, es ist bezahlte Arbeitsbereitschaft. Es geht um tausende Stunden in den vergangenen Jahren.

Recht häufig liest man an diesem Donnerstag von Kündigungen im Krankenstand. "Eine Frau Mitte 50 bekam Kündigung im Krankenstand, hat keinen Lohnzettel erhalten und will sich erkundigen, ob der Arbeitgeber das darf", berichtet die Arbeiterkammer von einem Fall. "Einer Frau Mitte 30 wurde im Krankenstand Ende März gekündigt, sie wurde aber schon Ende Februar abgemeldet. Sie hat kein Geld mehr für März bekommen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld aliquot fehlen auch", lautet ein anderer.

Krebsdiagnose, Job weg, Abschiebung

Nicht nur zum Krankenstand, sondern zu einer dauerhaften Einschränkung führte ein Sturz im Home Office. Auch das sei ein Arbeitsunfall, klärte die AK auf und bekam nach Klage eine dauerhafte Versehrtenrente für ihr Mitglied zugesprochen.

Noch schlimmer erwischte es eine Frau, die seit vielen Jahren für dieselbe Firma putzt. Sie erkrankt an Krebs, teilt das dem Arbeitgeber mit. "Dessen sofortige Reaktion? Kündigung. Dass die AN durch Kündigung auch noch Aufenthaltstitel verliert, interessiert ihn nicht. Uns aber schon!", schreibt eine Wiener AK-Arbeitsrechtsexpertin.

Auch Mangelberufe betroffen

Krankheiten generell verhindern zu können wäre zwar schön, funktioniert in der Praxis wohl aber nur bedingt. Ein Arbeitnehmer war wegen einer Nierenbeckenentzündung drei Wochen krank. "An seinem ersten Arbeitstag danach verlangt der Arbeitgeber, dass er eine Bestätigung unterschreibt, dass er nicht mehr krank wird. Denn sollte er wieder krank werden, wird das Arbeitsverhältnis beendet", schildert ein Betroffener.

Eine Kassiererin im Supermarkt berichtet, dass der Arbeitgeber bei fehlenden Beträgen alle Mitarbeiter gemeinsam zahlen lassen will. "Das geht natürlich nicht", klärt ein Experte auf. Gar zu einer Klage führt das Verhalten der Chefitäten einer Reinigungsfirma. Mitarbeiter werden nicht bezahlt, auf Anrufe oder Schreiben nicht reagiert. Gleichzeitig würden die Chefs mit Luxus-Autos im Internet protzen.

Solche Fälle spielen sich auch in den absoluten Mangelberufen der Gastronomie ab:

Ähnlich geht es teilweise im Zustelldienst zu:

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