Er tobt wegen Ukraine-Angriff
Putin zieht "großzügiges Angebot" für Frieden zurück
Der ukrainische Vorstoß auf Kursk lässt den Kreml Rot sehen. Sein "Friedensangebot" sei null und nichtig, so ein Putin-UN-Vertreter.
Der überraschende Vorstoß der ukrainischen Armee in die russische Grenzregion Kursk lässt den Kreml nun auch diplomatisch wild um sich schlagen. Wladimir Putins "großzügiges Angebot für ein Ende des Kriegs" sei vom Tisch, so der stellvertretende russische Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York, Dmitri Poljanski, am Dienstag.
Das russische "Angebot" wäre nichts anderes als eine bedingungslose Kapitulation gewesen: Die Ukraine sollte alle von Russland widerrechtlich einverleibte Regionen (Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk) abtreten und auch sonst alle anderen Forderungen des Kremls akzeptieren.
Für Russland, das seit über zwei Jahren mit allen konventionellen Mittel versucht, ukrainische Städte in Schutt und Asche zu legen, ist die Gegenoffensive auf eigenen Territorium eine "Eskalation".
"Dies ist ein Schritt, den die Ukraine später bereuen wird", drohte Poljanski und warf dem zum Feindbild erhobenen Westen ein verzerrtes Weltbild vor: "Für Sie ist die Ukraine gut und Russland böse". Die (russische) Wirklichkeit sehe anders aus.
Truppen aus Kaliningrad
Eine Woche nach der überraschenden Gegenoffensive wollen die ukrainischen Truppen bereits 74 Ortschaften in der russischen Region Kursk unter ihre Kontrolle gebracht haben. Diese Zahl nannte Präsident Wolodimir Selenski. Auf der Gegenseite wiederum spricht der russische Regional-Gouverneur Alexej Smirnow von 28 Ortschaften.
Dass der Vorstoß überhaupt erst gelingen und dann auch noch bis jetzt weiter andauert, ist ein riesiges Sicherheitsversagen der russischen Grenzschützer und des Geheimdienstes.
Nun lässt Putin laut litauischen Angaben aus seiner hochmilitarisierten Exklave Kaliningrad Truppen Richtung Kursk transferieren – jene Exklave an der Ostsee, die landseitig von den laut russischer Propaganda so bedrohlichen NATO-Ländern Polen und Litauen umschlossen ist.
Faustpfand für "gerechten Frieden"
In einer nächtlichen Videoansprache hatte Selenski erklärt, die Kursk-Operation sei eine Frage der ukrainischen Sicherheit. Die russische Armee habe die Region als Aufmarschgebiet und Abschussbasis für viele Angriffe auf die Ukraine genutzt. Alleine seit Juni seien es um die 2.000 Angriffe gewesen.
Aus dem Kiewer Außenministerium kommt zeitgleich eine klare Ansage: "Je eher Russland der Wiederherstellung eines gerechten Friedens zustimmt, desto eher werden die Angriffe der ukrainischen Verteidigungskräfte auf russischem Territorium aufhören."
Die Ukraine will demnach ihre nach der UN-Charta "absolut legitime" Offensive in Kursk erst dann beenden, wenn Putin einem "gerechten Frieden" zustimme – dazu müsste dieser aber erstmal von seiner Maximal-Forderung abweichen.
Kursk soll zum Faustpfand werden. Die Ukraine verfolge nicht das Ziel, russisches Gebiet zu annektieren, hielt Ministeriums-Sprecher Heorhij Tychyj fest. Im Gegensatz zu Russland sei die Ukraine "nicht auf fremdes Eigentum angewiesen".
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die Ukraine hat eine überraschende Offensive in die russische Grenzregion Kursk gestartet
- Für den Kreml ist das eine "Eskalation"
- Putin hat sein "großzügiges Angebot" für Frieden zurückgezogen
- Er soll bereits Truppen aus Kaliningrad in die Krisenregion verlegen
- Die Ukraine will die Offensive in Kursk nur beenden, wenn Russland einem "gerechten Frieden" zustimmt