Liebesgrüße aus Moskau

Putin-Spionin überwachte hohe Politiker in Wien

Eine bulgarische Spionin hat in Wien im Auftrag eines russischen Netzwerks Politiker und Journalisten verfolgt. Selbst von Mord ist die Rede.
31.03.2025, 09:54

Die Bulgarin Tsvetanka D. hat in Wien hohe Politiker sowie Journalisten und Journalistinnen ausspioniert. Sie war Teil eines russischen Spionagenetzwerks, das wenige Wochen nach Ausbruch des Ukraine-Krieges gegründet worden war.

Die Zelle operierte von Großbritannien aus, wie sich am noch laufenden Prozess gegen die Mitglieder in London zeigte. Die Spione waren aktiv in Stuttgart, Wien, Valencia und Montenegro. Angeleitet wurde die Gruppe von Jan Marsalek, dem flüchtigen österreichischen Ex-Wirecard-Vorstand.

Desinformation, Entführung und Mord

Anvisiert war eine groß angelegte Desinformationskampagne in Österreich und anderen deutschsprachigen Ländern. Zu den Zielen der Zelle gehörten zudem Journalisten, die sich mit russischer Spionage befassen. Marsalek diskutierte mit dem Chef des Rings über Entführung und Mord. Einer der Journalisten, Roman Dobrochotow, sagte der BBC, er denke, dass letztlich Wladimir Putin verantwortlich sei.

Die in Wien aktive Tsvetanka D. spielte laut österreichischem Innenministerium eine wichtige Rolle. Sie fungierte als nachrichtendienstlicher Kontakt und wurde für die Desinformationskampagne und Überwachungen eingesetzt.

- D. sorgte dafür, dass in Wien Aufkleber und Graffitis mit rechtsextremen Symbolen und nationalistischen Parolen auftauchten, etwa am sowjetischen Kriegsdenkmal. Das sollte den Anschein erwecken, dass dahinter pro-ukrainische Aktivisten steckten.

- Sie überwachte hochrangige österreichische Beamte, darunter den Chef des Geheimdienstes, Omar Haijawi-Pirchner.

- Sie bespitzelte Journalisten und Journalistinnen wie Christo Grozev (beim Investigativportal Bellingcat) und Anna Thalhammer (Chefredakteurin Nachrichtenmagazin "profil").

- Oft saß sie in einem teuren Restaurant gegenüber Thalhammers Büro. Wegen der hohen Rechnungen verlangte sie von den Köpfen des Rings mehr Geld und erhielt das auch. Um sein Heim fotografieren zu können, zog sie gegenüber dem Investigativjournalisten Christo Grozev ein.

Aus Untersuchungshaft entlassen

Nachdem Marsaleks Netzwerk in Großbritannien aufflog und der Name von Tsvetanka D. ans Licht kam, nahm die österreichische Polizei die Bulgarin im Dezember 2024 fest.

Sie habe gestanden, Teil der Gruppe im Dienst des russischen Geheimdienstes gewesen zu sein, erklärte das Innenministerium letzten Montag in Wien. Zum Entsetzen der Journalistin Thalhammer ist D. aus der Untersuchungshaft entlassen worden.

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